Eine interessante Frage wäre, inwieweit eigentlich fundamentale Analyse betrieben wird, wenn manche Investoren denken, sie würden sich rein der technischen Analyse widmen. Denn bei der technischen Analyse geht es ausschließlich um Extrapolation auf Basis von Daten aus der Vergangenheit. Oder eben die schlichte Mustererkennung usw.
Wenn aber jemand die Quartalsberichte kennt, finanzielle Kennzahlen kennt und dann sich an die technische Analyse setzt, dann geben manche technische Analysen nur deshalb Sinn, weil die Person insgesamt die finanzielle Lage, also die Fundamentaldaten analysiert hat und kennt. Nimm meinetwegen Tesla und jemand kennt das Unternehmen nahezu auswendig, behauptet dann aber im Nachgang, dass die TA zur Investitionsentscheidung geführt hat. Deshalb, TA ist das Ausblenden von Fundamentaldaten und das reine Lesen der Preisentwicklung und bestimmter Thresholds aus der Vergangenheit, Bewegungsmuster usw.
Das Wort "Verstärker" passt doch hier wunderbar und Du bist sowieso schon auf dem richtigen Weg, meine Idee hier zu begreifen. Entropy liefert mehr Input, je geringer der Wert ist und Störgeräusche spielen dabei auch eine Rolle. Genauso aber auch Redundanzen bzw. Wiederholungen und deshalb habe ich hier China reingebracht oder von mir aus auch der Slogan "Bitcoin is dead" (ist bestimmt auch irgendwo bei 1miau 's Parolen zu finden in dem Thread). Die Entropy geht für diese Infos "China bans Bitcoin" oder "Bitcoin is dead" dann extrem hoch, sodass die Signifikanz der Information in Bezug auf die Preisbildung enorm abnimmt. In solchen Zeiten kann die TA Wirkung entfalten, weil im Grunde nur wahnsinnig viele, nicht mehr Einflussreiche Ereignisse oder Informationen vorliegen. Dann kommt die Institutionalisierung der Punkte nach selbsterfüllender Prophezeiung ähnlich der Schelling Points ins Spiel. Irgendein Guru mit großer Reichweite oder auch Banken und sonst wer machen öffentlich, wo der Bitcoinpreis denn dann demnächst steht (auch dazu habe ich noch interessanten Input aus meiner Uni-Zeit von einem herausragenden Finanzprofessor).
Das sehe ich fundamental anders, aber im Detail mehr dazu später. Meine Bachelorarbeit habe ich über die Risiken im Tail-Bereich von Verteilungen geschrieben, also Cash-Flow-At-Risk und Value-at-Risk. Da lernt man dann ganz schnell, wie heftig die TA an Grenzen stößt. Buchempfehlung an dieser Stelle und greife ich auch später nochmal auf:
"A Random Walk Down Wall Street". Die Random-Walk-Analyse, Monte-Carlo-Simulation etc. waren wichtige Bestandteil bei einer meiner Arbeiten und die Wahrheit ist, dass der Random-Walk die Realität besser abbildet im Schnitt als irgendeine TA Interpretation. Ich heiße da neue, weltweit anerkannte Studien gerne willkommen und bitte hier gern um Links dazu.
Insofern wäre es ja vielleicht schon hilfreich eben solche Ereignisse zu sammeln, deren Einfluss relativ klar bestimmbar ist (z.B. Angriff Iran -> Israel mit 300 Flugkörpern 13.04.2024: BTC 67k$ -> 60k$). Mit einer etwas umfangreicheren Sammlung auch "kleinerer" Ereignisse ist es dann vielleicht einfacher bei zukünftigen Ereignissen die sowieso wieder ganz anders aussehen eine Einschätzung zum Einfluss auf den BTC Kurs vorzunehmen.
Genau dieses Beispiel fand ich wirklich gut von Dir, denn es sind diese Ereignisse, die sich am Ende des Tages doch immer wiederholen, nur halt in unterschiedlicher Form. Stell Dir mal die TA-Trader am Anfang von Corona vor. Wann bitte hat denn da irgendwer begriffen, dass negative Öl-Preise mal Realität werden könnten?
Ich weiß, dass Dein Ansatz auch nochmal zu differenzieren ist, denn Du sprichst ja hier vor allem über den kleineren Investor, der weder Insider-Infos hat, noch irgendwelche ultra Rechenmaschinen, die es da algorithmisch mit Blackrock aufnehmen. Ist auch alles richtig, aber unterm Strich bleibt auch für Bitcoin, dass der HODLer von früher jeden, aber auch wirklich jeden absolut versierten TA-Trader, der 1000 Bücher gelesen hat, in die Tasche gesteckt hat bei der Rendite.
Deshalb nochmal zum Anfang: Selbst, wenn Du TA betreibst, so ist im Unterbewusstsein doch eigentlich schon längst eine Fundamentalanalyse geschehen, weil Du im Kern annimmst zu verstehen (so wie ich halt auch), was Bitcoin im Allgemeinen zukünftig wirtschaftlich, geopolitisch, sozial und sonst wo bewirken kann und vermutlich wird. Die rückschauende Analyse ist dann vielleicht ein minimales Backup für minimal kleine Zeiträume, um ein bisschen mit den bekannten Indikatoren aus der TA herumzuspielen. Aber letztendlich ist die Fundamentalanalyse Dein grundsätzliches Fundament, so meine Annahme.