Es geht immer weiter nach oben: Die Internetwährung Bitcoin hat am Mittwoch zeitweise bei 272,50 Dollar notiert - so viel wie noch nie. Starken Auftrieb gaben der Digialwährung zuletzt Gedankenspiele des Internet-Auktionshauses ebay, Bitcoins als Zahlungsmittel zuzulassen - in vier Tagen stieg die Währung um 40 Dollar. Von diesem Wertzuwachs haben zuletzt einige Menschen profitiert.
Erst kürzlich sorgte der Fall eines jungen Norwegers für Furore: Kristoffer Koch kaufte sich für etwa 27 Dollar im Jahr 2009 rund 5.000 Bitcoin - Grund war seine Abschlussarbeit an der Universität über Verschlüsselung. Doch Koch vergaß das einfach. Erst im Frühjahr diesen Jahres fiel Koch, mittlerweile Ingenieur, wieder sein Bitcoin-Konto ein. Und plötzlich war es 886.000 Dollar wert.
Ein gutes Argument ist der Datenschutz
Auch der Gründer der schwedischen Piratenpartei, Rick Falkvinge, behauptet, er habe sein gesamtes Vermögen in Bitcoin angelegt. „ Ich war noch nie so reich“, sagt Falkvinge. Wann genau er investierte und wieder ausstieg, ist unklar. Er dürfte trotzdem ein gutes Geschäft gemacht haben. Auch die Winklevoss-Zwillinge haben versucht, auf den Bitcoin-Zug aufzuspringen, während er an Fahrt gewinnt. Beide haben bereits beim sozialen Netzwerk Facebook mitgemischt, nun haben sie einen eigenen Fonds auf Bitcoin aufgelegt.
Es gibt im Moment einige gute Gründe, den Bitcoins zu vertrauen. Ein gutes Argument für die Internetwährung ist der Datenschutz. In Zeiten, in denen Geheimdienste überall auf der Welt ihre Bürger bespitzeln können ist eine Währung von Vorteil, deren Bewegungen nur mit sehr großem Aufwand ausgespäht werden können. Auch die lockere Geldpolitik der Notenbanken von Japan über Europa bis hin zu den Vereinigten Staaten tut ihr übriges dazu, Bitcoins beliebter zu machen.
In Deutschland rechtlich anerkannt
Denn die Digitalwährung kann nicht von Institutionen manipuliert werden. Sie ist genau so viel wert, wie der Nutzer für einen Bitcoin zahlen möchte. Das macht die Behörden misstrauisch, besonders in den Vereinigten Staaten. Dort gab es bereits mehrere Ermittlungen. In Deutschland sind sie dagegen rechtlich anerkannt. Eine einheitliche Linie ist nicht zu sehen. Auch nicht, in welche Richtung sich die weltweite Rechtsprechung entwickelt.
Die Internetwährung dient im Moment aber aus verschiedensten Gründen nur sehr eingeschränkt als Geld. Denn eine signifikante Anzahl an Läden, in denen man mit Bitcoins bezahlen kann, gibt es in Deutschland noch nicht. In der Start-Up-Hauptstadt Berlin gibt es zwar immer mehr Geschäfte und Restaurants, in denen man mit der Internetwährung bezahlen kann. In Frankfurt oder Köln muss man dagegen nach solchen Läden wie nach der Nadel im Heuhaufen suchen.
Geld mit dem man nicht bezahlt, ist kein Geld
Der Boom zeigt aber auch eindrucksvoll die Probleme, welche die Bitcoins aufwerfen. Die Entwicklung des Jahres kann man mit Fug und Recht als Hyperdeflation bezeichnen. Deflation bezeichnet einen allgemeinen Rückgang des Preisniveaus von Waren und Dienstleistungen.
Betrachtet man nur Bitcoins, sind Waren gegenüber der Währung deutlich günstiger geworden: Seit dem 1. Januar haben Bitcoins um mehr als 1.500 Prozent zugelegt. Zum Vergleich: Der Euro hat in seiner gesamten Geschichte lediglich um 90 Prozent zum Dollar geschwankt. Was soll an dem Wertgewinn der Bitcoins nun schlecht sein?
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Für die Besitzer der Währung erst einmal gar nichts - ihr Geld vermehrt sich. Aber stellen sich die Besitzer der Bitcoins darauf ein, dass ihre digitale Währung immer wertvoller wird, werden sie es nicht ausgeben. Falkvinge und Koch sind dadurch reich geworden, dass sie die Bitcoins eben nicht als Geld eingesetzt haben.
Geld mit dem man nicht bezahlt, ist kein Geld - sondern nur ein Spekulationsobjekt. Trotzdem: Stabilisiert sich die Währung und nutzen die Bitcoins gleichzeitig mehr Menschen und Läden, kann sie eine echte Bezahlalternative werden.