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Topic: [2017-11-17] derstandard.at/ - Bitcoins-zwischen-Betrug-und-Vertrauen (Read 358 times)

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Nichts ist unmöglich. - Nothing is impossible.
So, da ich hier offenbar Selbstgespräche mache - was nicht sinnvoll ist - möchte ich auch mal eine etwas andere Meinung von einem Freund zum besten geben, mit dem ich nach diesem bisherigen Artikel ein längeres Gespräch hatte. Hier sein Brief an mich als Zitat.

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Lieber Zeitspringer,
ich habe doch zugestimmt, dass Geld wie Euro oder Dollar und somit auch Bitcoin Glaubenssache sind. Das ist gerade ja der Punkt, weshalb es einen Bitcoincrash geben wird. Dann nämlich, wenn fast niemand mehr an einen Bitcoin-Wert glaubt und/oder aber niemnad mehr an das Referenzgeld (Euro, Dollar) für die Wertbestimmung des Bitcoins glaubt.
Die Leute, die auf Bitcoin setzen, die glauben daran, dass andere glauben, dass Bitcoin soundso viele Euros/Dollars wert ist. In der Wertbestimmung für Dienstleistungen und Waren spielt Bitcoin so gut wie keine Rolle und ist in einem großen Maßstab auch nicht praktikabel beziehungsweise es gibt andere Kryptowährungen, die dies besser könnten.
Ich argumentiere genau damit, dass Bitcoin fast ausschließlich eine Glaubenssache ist. Und Glaubensverlust ist genau der Schwachpunkt, der zum Crash führen wird.
International anwendbares Geld wie Euro und Dollar ist mitnichten nur eine Glaubenssache, sondern immer und zuallererst eine Machtfrage. Es muss in den derzeit herrschenden größeren Wirtschaftssystemen einen Staat, ein System geben, der/das den Wert der Währung durchsetzt, zur Not mit Gewalt (bestes Beispiel: Dollar).
Ohne dieses Machtinstrument Staat hat die Papier-/Digital-Währung keinen Garanten und bei potentiellen Käufern/Händlern dieser Währung keinen großen Glauben.

Die Gewährleistung des Staates steht sinngemäß so auch in Wikipedia:
"Eine Währung (mhd. werunge für ‚Gewährleistung‘) ist im weiten Sinne die Verfassung und Ordnung des gesamten Geld­wesens eines Staates,[1] die insbesondere die Festlegung des Münz- und Notensystems innerhalb des Währungsraums betrifft. Der Währungsraum ist dabei der Geltungsbereich einer Währung. Sie ermöglicht den Transfer von Waren und Dienstleistungen, ohne eine Gegenleistung in Form von anderen Waren und Dienstleistungen zu liefern. Häufig wird der Begriff Währung synonym für die vom Staat anerkannte Geldart verwendet, in diesem Fall ist Währung dann eine Unterform des Geldes."

Der Dreh- und Angelpunkt ist immer der, dass Leute Bitcoins mit Fiatmoney bewerten, also mit staatlich "gewährleisteten" Währungsmitteln. Ein Bitcoin ist immer so und so viel Euro oder Dollars "wert". Die Leute/Käufer/Spekulanten sehen diese Referenzwährung in Bezug auf eine Wertstellung immer nur positiv, gehen davon aus, dass die Referenzwährung (Euro, Dollar) stabil und stark ist. Was ist ein Bitcoin jedoch wert, wenn die Referenzwährung inflationiert oder crasht? Wie nützlich ist dann ein Bitcoin? Was wäre der Gegenwert? Wer verkauft denn dann noch Bitcoins? Wer verkauft heute einen Bitcoin für angebotene 500.000 Dollar, wenn morgen der "Wert" bei 850.000 Dollar oder 20 Millionen Dollar liegen kann/wird? Wenn keiner verkauft stockt der Bitcoinfluss. Bitcoin wäre dann nutzlos.
Erst dann, wenn der Bitcoin ein alltägliches Zahlungsmittel für den Austausch von Waren und Dienstleistungen sowie zum Bezahlen von Steuern wäre, würde ein ausreichend großer Geldfluss stattfinden, dass man dann von einer nützlichen Währung sprechen könnte, die sich gegen die Fiatmoneywährungen durchsetzen könnte. Bitcoin wird das aber nicht gelingen, weil es technisch für diese Zwecke zu limitiert ist.
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(6) ".. Geld ernsthaft gefährdet ist, schwindet das Vertrauen ..."

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Sobald konkret oder auch nur gerüchteweise erfahren wird, dass das Geld ernsthaft gefährdet ist, schwindet das Vertrauen, was schnell zu einem Werteverfall – wie immer wieder, so auch kürzlich – oder gar zum Kollaps führen kann. Solche Gefährdungen können in Cyberkriminalität oder auch in der absoluten Abhängigkeit von elektrischem Strom gesehen werden.

Na, bitte. Hier steht es schon wieder: Vertrauen ins Geld. Hab ich bei Wikipedia auch gelesen und oben verlinkt (Wikipedia glaube ich nicht alles, siehe bei YouTube "Dunkle Seite von Wikipedia" oder "Zensur").

Es werden dann zwar cyberkriminelle Aktivitäten und Stromausfälle angeführt, die zu einem Vertrauensverlust bei Kryptowährungen führen könnten.

Cyberkriminelle Aktivitäten
Das Bitcoin-Protokoll kann durch cyberkriminelle Aktivitäten nicht beeinflusst werden. Es funktioniert auf Peer-to-Peer-Technik. Da gibt es keine Angriffspunkte  wie bei einer (zentralen) Bank. Theoretisch müsste man alle Rechner (Nodes) des gesamten Netzwerkes gleichzeitig angreifen und gleichermaßen manipulieren. Erstes Problem dabei ist, wo sind die Rechner denn genau? Zweites Problem sind die unterschiedlichen technischen Absicherungen der Rechner. Drittens, kann jeder mit seinem Rechner dem Bitcoin-Protokoll beitreten und auch wieder ohne Bescheid zu geben, sich verabschieden oder Pause machen.

Stromausfall
Szenario A - Regionaler Stromausfall
In den anderen Regionen arbeiten die Rechner weiter. Nach dem Stromeinfall - Gegenteil von Ausfall - synchronisieren die vom Netz getrennten Rechner die Blockchain wieder, validieren die Blöcke und Transaktionen und arbeiten wie gewohnt weiter.

Szenario B - Weltweiter Stromausfall
  • Ist das durch einen Atomkrieg passiert. Dann ist Geld sowieso unwichtig. Lebensmittel. Gesundheit und Unterkünfte haben Vorrang vor dem Tauschen.
  • War die Ursache etwas anderes, dann schaltet man die übrig gebliebenen, funktionstüchtigen Rechner wieder ein. Sie synchronisieren sich und es geht da weiter, wo es zuvor aufhörte. Das Internet funktioniert u.a. auf der Basis physischer Leitungen, aber auch mit Hilfe von Satelliten, Mashnetzen und Richtfunkstrecken.
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(5) "Non aes sed fides"
An späterer Stelle im Artikel zeigt sich der Autor mit Erkenntnis einverstanden, dass Geld nur Glaubenssache ist.

Also warum nicht auch auf Bitcoin und Co. anwenden?
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(4) "... Blockchain ...  Auto ein Konto mit virtuellen Geldmitteln ..."

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Diese Technik beziehungsweise dieses elektronische System lässt sich auch von offiziellen Banken kostensparend oder für viele andere Vorgänge nutzen. Zum Beispiel könnte einem Auto ein Konto mit virtuellen Geldmitteln zugewiesen werden, von dem dann entsprechend programmiert ohne weiteres Zutun Geld fürs Tanken, für Versicherungen, Steuern, Mautgebühren et cetera abgebucht wird.

Ja, stimmt. Aber eine Blockchain ist eine langsame Datenbank! Dafür braucht man keine Blockchain, auch wenn das Wort magisch, modern und hipp klingen mag. Bezahlen kann das Auto auch, wenn es sich als fahrende Kreditkarte ausgibt. Mein Auto kann das nicht, weil ich es ihm verbiete. Ich bestimme über mein Geld selbst. Das Finanzamt bekommt auch keine Einzugsermächtigung für mein Bankkonto.

Also wenn eine Bank meint, eine Blockchain-Lösung nutzen zu müssen, dann geht das oft auch mit verteilten Datenbanken - viel schneller und viel besser. Denn die Blockchain-Technologie versucht ja gerade Intermediäre (wie Banken) auszuschließen. Weil solche Intermediäre brauche ich nur, weil ich dem Geldempfänger Geld nicht direkt schicken/übergeben kann, sondern nur über das Banken-Konten-System. Ich könnte auch die Post oder Western Union nutzen. Nur bei denen ist es teurer oder es kommt öfters mal was wegg.
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(4) "Die damit noch rasantere Entwicklung rief eine neue Rolle hervor, die der Händler. Sie wurde von eigens eingerichteten Büros (Pseudobanken), Privatbanken und sogar von halbstaatlichen Unternehmen (wie der österreichischen Post) übernommen: Bitcoins waren zu einer Ware geworden."

Was sind denn eigens eingerichtete Büro (Pseudobanken)?

Meint der Autor des Artikels damit die Börsen und Marktplätze, bei denen man Bitcoins erwerben kann? Oder ist damit etwas anderes gemeint?

Fragt man Google - weiß ja bekanntlich alles - nach dem Begriff Pseudobank. Dann erscheint folgendes auf Platz 1:

11. Mai 2012, POLITIK
Warnung vor „Pseudo-Bank“
Präsident der Steuerzahler kritisiert die Bundesregierung Von Franz Issing
http://www.augsburger-allgemeine.de/mindelheim/Warnung-vor-Pseudo-Bank-id20096416.html

Im weiteren Verlauf taucht der Begriff Pseudobank auf:

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Der Referent zeigte sich bestens informiert und ging mit den politischen Entscheidungsträgern in Berlin hart ins Gericht. Vor allem der geplante europäischen Stabilitätsmechanismus, kurz ESM genannt, dürfe nach seiner Meinung in der vorliegenden Form nicht ratifiziert werden. „Sonst zahlen unsere Kinder und Urenkel dafür noch die Zeche“, warnte er. Von Hohenhau nannte dem ESM-Vertrag schlichtweg „sittenwidrig“. Er sei, was öffentlich gerne verschwiegen werde, ein Geldinstitut mit einem Eigenkapital von etwa 700 Milliarden Euro, für das keine Banklizenz nötig sei. 17 Gouverneure (die Finanzminister der Euro-Länder) könnten hier mit einer Blankovollmacht schalten und walten wie sie wollen. Zudem könne die Pseudo-Bank unbegrenzt Kredite aufnehmen, um damit die Schulden schwacher Euro-Länder zu finanzieren....

Der Referent bezeichnet hiernach die EZB als Pseudo-Bank.

Ich denke, die meisten Menschen, verstehen unter einer Pseudobank, ein Finanzunternehmen, welches sich als Bank ausgibt, aber in Wahrheit keine ist.
Und wer gibt sich denn als Bitcoin-Bank aus?
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(3) "Währungen sind eigentlich nur gesetzliche nationale Geldsorten"

Auch wieder falsch. Mensch, Herr Kellermann, schauen Sie doch mal bei Wikipedia nach,oder im Brockhaus nach.

Zitat: https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%A4hrung
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Eine Währung (mhd. werunge für ‚Gewährleistung‘) ist im weiten Sinne die Verfassung und Ordnung des gesamten Geld­wesens eines Staates,[1] die insbesondere die Festlegung des Münz- und Notensystems innerhalb des Währungsraums betrifft. Der Währungsraum ist dabei der Geltungsbereich einer Währung. Sie ermöglicht den Transfer von Waren und Dienstleistungen, ohne eine Gegenleistung in Form von anderen Waren und Dienstleistungen zu liefern. Häufig wird der Begriff Währung synonym für die vom Staat anerkannte Geldart verwendet, in diesem Fall ist Währung dann eine Unterform des Geldes

Und weiter ist auf Wikipedia zu lesen, allerdings nicht verlinkt. Dazu braucht man schon etwas mehr Allgemeinwissen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Regionalw%C3%A4hrung
Quote
Regionalwährung
(Weitergeleitet von Lokalwährung)
Eine Regionalwährung, auch Regionalgeld oder Lokalwährung genannt, ist eine lokale Komplementärwährung, die innerhalb des regionalen Währungsgebiets als Zahlungs-, Investitions- und Schenkungsmittel zwischen Verbrauchern, Anbietern und Vereinen verwendet wird.]Regionalwährung
(Weitergeleitet von Lokalwährung)
Eine Regionalwährung, auch Regionalgeld oder Lokalwährung genannt, ist eine lokale Komplementärwährung, die innerhalb des regionalen Währungsgebiets als Zahlungs-, Investitions- und Schenkungsmittel zwischen Verbrauchern, Anbietern und Vereinen verwendet wird.

Die erfolgreichste und bekannteste deutsche Regionalwährung ist der Chiemgauer:
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/regionalwaehrung-im-chiemgau-noch-so-ein-schwundgeld-1653967.html

Wunder von Wörgl (Freigeld):
http://youtu.be/D20KG3GZitg
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Elektronisches Falschgeld
Versuchen wir eine Charakterisierung: Die Miner sind bewusst oder unbewusst Betrüger. Sie schaffen elektronisch Falschgeld, wie die traditionellen Geldfälscher handwerklich.

Warum Geldfälscher?
Weil beide Fälscher ohne eigene Produktion von Gütern den Zugriff auf Wirtschaftsleistungen des legalen Wirtschafts- und Währungssystems ermöglichen, solange ihr Geld von Warenanbietern nicht als falsches erkannt wird.

Ich möchte strukturiert antworten. Das Wort "Miner" bedeutet Münzer, nicht der Thomas, sondern derjenige, der neue Münzen prägen (erzeugen) darf.

Dann sollte noch geklärt werden, was Geld ist und welche Funktionen es hat.
Um dies zu betonen, stelle ich es nachfolgend als Zitat dar.

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GELD IST GLAUBENSSACHE!
Die soziologische Funktion von Geld besteht darin, dass beide Parteien glauben, es verkörpere einen Wert. Punkt.
https://youtu.be/Oouoee9UvEc

Funktionen von Geld
  • Universelles Tauschmittel
  • Wertspeicher
  • Wetmaßstab
  • Vermehrungsmöglichkeit (Zins)

(1) "Die Miner sind bewusst oder unbewusst Betrüger. Sie schaffen elektronisch Falschgeld ..."
Nein, total falsch.

  • Die Miner haben das Münzrecht.
  • Alles Geld kommt von den Minern.
  • Aufgrund der Regularien einer Kryptowährung und auch den Bitcoins dürfen Miner nur eine bestimmte Anzahl neuen Geldes erzeugen (münzen). Die Regularien legt aber keine Entität (z.B. staatliche Autorität) fast, sondern alle Nutzer einer Kryptowährung per Zustimmung, d.h. Nutzung dieser Währung. Der Jurist sagt dazu konkludentes Verhalen.

(2) "Weil beide Fälscher ohne eigene Produktion von Gütern den Zugriff auf Wirtschaftsleistungen des legalen Wirtschafts- und Währungssystems ermöglichen ..."


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Bevor ich auf die Akteure bei Kryptowährungen zu sprechen komme, möchte ich erst mal beschreiben, wie und welche Konsensusse es gibt:

Konsens per Regel
  • Entwickler
    (von Software für Miner/Nodes/Wallets/Kryptobörsen),
    die für die technische Umsetzung verantwortlich sind

Konsens über die Historie
  • Miner,
    die Transaktionen in Blöcken zusammenfassen
    und sie mit alten Blöcken verbinden
  • Node-Betreiber,
    die erstellte Blöcke+Transaktionen verifizieren + weiterleiten

Konsens über den Wert
  • Investoren, die Kryptos kaufen
  • Händler, die Kryptos beim Einkaufen akzeptieren
  • Zahlungssystemanbieter, die die Geldströme abwickeln

Erst das Zusammenwirken von allen Gruppen und allen drei Konsensarten macht eine Kryptowährung robust und erfolgreich.

Zickt eine Gruppe herum, gibt es zwangsläufig Probleme bei allen anderen - früher oder später. Entweder wird diese Gruppe ausgetauscht oder die Kryptowährung verliert an Wert.

JEDER Beteiligter am Konsens bzw. in der Gruppe ist freiwillig dabei. Wenn es ihm nicht mehr passt, geht er.

Mir gefällt nicht, dass der alte Goldman-Sachs-Typ ständig neue Euros produziert. Aber ich kann mich nicht so einfach aus dem Euro verabschieden. Ich lebe in der Eurozone und es ist staatlich erzwungenes Zahlungsmittel hier.
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Nee, ist kein wirres Zeug.

Der Autor greift hier gut einige Akteure beim Privatgeld auf. Allerdings hat er zu einigen Akteuren seine eigene Meinung, die ich nicht teile. Ich werde daher mal auf einige seiner Fehlmeinungen eingehen.

Vorweg aber erst einmal ein wenig Theorie basierend auf Weiterbildungsangeboten, die hier gelistet sind:
http://123-bitcoin.de/blockchain/einarbeitung.html

Ich empfehle die Kurse von der Universität Princton, die hierfür auch die richtigen Antworten geben.
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