Nun haben wir also
die finale Zustimmung der EU zu dem neuen Gesetzespaket, das ab 2024 Stück für Stück ausgerollt werden soll. Natürlich wurde auch der FTX Kollaps nochmal aufgegriffen als Grund für eine zügige Umsetzung und in Zukunft muss also, wie auch hier im Thread schon ausgeführt, der Name jedes Senders und Empfängers jeder Transaktion betragsunabhängig festgehalten werden. Was mich hier aber wundert, ist das Datum des Inkrafttretens dieser Regelung, nämlich Januar 2026. Warum so spät? Das wirft irgendwie Fragen auf, aber ich kann nicht irgendwie sinnvolle Schlüsse draus ziehen. Diese Regelung ließe sich doch nahezu im Handumdrehen umsetzen, meinetwegen ab 2024, oder übersehe ich etwas?
Was mich immer wieder innerlich wütend macht, sind solche Dinge hier:
"There was also agreement on amending rules on how member countries cooperate with each other in taxation to cover transactions in crypto-assets, and on exchanging information on advance tax rulings for the wealthiest individuals."
Quelle s.o.Ich habe versucht etwas zu finden bzgl. der Definition von "wealthiest individuals", konnte aber nichts finden. Das ist wieder so ein Begriff, der sich sehr dehnen lässt, ohne dass man dem etwas entgegensetzen könnte.
Wenn ich also nun alles richtig verstehe, bedeutet das, dass man bspw. bei der Nutzung einer zentralen Börse auch sämtliche Wallets KYC Prozeduren unterziehen muss, von denen man etwas dorthin sendet. Das ist schon ziemlich ärgerlich und vor allem frage ich mich, wie weit das möglicherweise ausgeweitet wird in Bezug auf Kaskaden-Transaktionen. Wird es immer bei dem Wallet bleiben, das zuletzt an die Börse sendet oder werden sie irgendwann sagen, dass ich auch die Herkunft der Coins darlegen können muss, von wo aus die Coins auf mein "End-Wallet" gesendet wurden? Ich weiß nicht, ich kann mir da ganz viele tolle Schikanen einfallen lassen als Gesetzgeber.
Aber nachdem nun also mal wieder die üblichen Gründe angeführt wurden wie Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Terrorismusfinanzierung, sind wir doch wieder einmal bestätigt worden, dass es hier um den Schutz der Too-Big-Too-Fail Industrie geht, wie ich
in meinem Post hier schon schrieb. Ich selbst habe mich auch im Rahmen mit wissenschaftlichen Arbeiten mit dem Thema Steuerhinterziehung und Verstecken von Vermögen beschäftigt. Deshalb platzt mir bei einer Sache immer ein bisschen der Kragen:
So weit so gut. Kryptowährungen können also verwendet werden, um Steuerhinterziehung zu begehen und dem Staat ach so wichtige Einnahmen vorzuenthalten. Deshalb werden nun alle Hebel in Bewegung gesetzt. Verständlich!
Gabriel Zucman betreibt seit sehr langer Zeit interessante Forschung in diesem Bereich und wenn man schon die Not verspürt, jetzt sehr hart gegen Kryptowährungen vorzugehen (denn das erwarte ich ebenfalls über die kommenden Jahre), warum fängt man dann nicht eigentlich mit aller Härte hier an:
Man achte auf die Relationen und Feinheiten. Bzgl. der Feinheiten habe ich das in hellblau markiert. Wir reden hier nur von Cash (oder Cash equivalents)! Also die Problematik, das Cash versteckt wird, genau das was man den Kryptowährungen bzw. den Nutzern vorwirft. Kunst, Immobilien, alles was man sich sonst noch so Wertvolles vorstellen kann, ist noch nicht einmal in diesen Zahlen enthalten. In der folgenden Grafik nochmal die Schätzungen der Summen in % vom globalen GDP, die in Steueroasen versteckt werden:
Um das einfach nochmal in Zahlen zu fassen, bei einem globalen GDP von rund 100,000 Milliarden! werden über 10%, also 10,000 Milliarden = 10 Billionen USD in Cash/Cash equivalents in Steueroasen versteckt und die Zahlen sind steigend sowohl vom Global GDP als auch der Anteil in %, der versteckt wird.
Man wirft also nun den Bitcoinern vor, mithilfe der Kryptowährung Gelder zu verstecken, zu waschen, schlimme Dinge zu finanzieren, unzugänglich für den Staat zu machen (Finanzämter) usw. und will deshalb alle Daten für jegliche Transaktionsgröße erheben. Also Manfred von nebenan mit einer Transaktion von 30 Euro wird genauso in die Mangel genommen wie irgendein europäischer Millionär/Milliardär und man hofft, dass das ganze jetzt auch auf Großbritannien und die USA ausgeweitet werden kann.
Warum verdammt nochmal stopft man nicht zuallererst das Loch namens "Steuerparadies"? Ich habe kein Problem mit Regulierung per se. Aber meine objektive Meinung ist, dass Bitcoin nicht im geringsten an die Steuerparadiese rankommt, die von Grund auf für den Betrug designed und von staatlicher Seite geschützt werden. Das ist bei Bitcoin nicht der Fall und mal eben so was hinterziehen mit Bitcoin, das ist auch weit von der Realität. Bei kleinen Beträgen lohnt es sich nicht und bei großen Beträgen wird's sicherheitstechnisch kritisch. Mal so einen Austausch mit 10 BTC p2p mit Bargeld durchziehen, joa, da braucht man schon Nerven, und dann ist immer noch nichts gewaschen. Diese ganze Geschichte, die da von staatlicher Seite aufgezogen wird rund um Bitcoin ist nicht kohärent und sie steht schon gar nicht im geringsten im Verhältnis zu dem eigentlichen Problem: Fiat-Währungen in Steueroasen, die staatlich geschützt sind (Großbritannien ist einer der Vorreiter).
Wie im zweiten Bild market "As a result, member states are deprived of important tax revenues", kann man einfach nur den Kopf schütteln und sagen: ja dann legt los und schafft die Steuerparadiese ab. Bitcoin gehört sicherlich nicht dazu.
Zuletzt möchte ich noch anmerken, dass auch der zeitliche Ablauf wie in den Grafiken ersichtlich doch so deutlich zeigt, dass diese gigantischen Vermögen verschoben wurden, bevor es Bitcoin überhaupt gab oder relevant war. Die Elite braucht Bitcoin überhaupt nicht, um Steuern zu hinterziehen. Aber nennen wir Steuerhinterziehung mal ein Privileg der Reichen und Mächtigen, dann geht es hier genau um die Aufrechterhaltung eines Privilegs, einer Option qua Macht, die nur wenigen zusteht. Denn wenn alle Zugang zu diesem Privileg hätten, dann gäbe es bald keine Renten mehr für die Reichen abzuschöpfen, weil die Ärmeren nun nicht mehr nur nach den gleichen Spielregeln spielen müssten, sondern auch dieselben Tools hätten, um die Regeln auszuhebeln. Das Ergebnis wäre Chaos und Einbuße in der globalen Produktivität. Wie ich schon
in meinem anderen Post erwähnt habe, erwarte ich da doch erheblichen Widerstand gegen die Ausweitung des "Privilegs" auf die breite Bevölkerung von der elitären Gruppe, die sich rein über politische und finanzielle Macht definiert. Denn da hat die EU schon riesige Probleme, überhaupt das Thema Zypern als Steueroase in den Griff zu kriegen, weil die Lobby innerhalb des Europäischen Parlaments plötzlich aus ihrem Loch gekrabbelt kam, welch Wunder.
Schauen wir also mal, inwieweit die EU in den kommenden Jahren die Fungibilität und Anonymität von Bitcoin untergraben wird.