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Topic: Bitcoin rechtlich sauber verschenken (Read 113 times)

legendary
Activity: 2058
Merit: 1166
November 13, 2023, 05:01:19 PM
#2
Das ist auf jeden Fall mal eine wirklich ordentliche und detaillierte Übersicht. Da ich keine Quelle für Merit bin, deshalb "nur" 3 von mir.

Du hast das sehr gut beschrieben und einen Fehler kann ich da nicht wirklich entdecken, die Frage ist nur, ob manche sich bei der Durchführung nicht überfordert fühlen. Wenn jemand Bitcoin übertragen will und da technischen Anforderungen aus dem Weg gehen will, dann ist die schriftliche Meldung einer Schenkung beim Finanzamt mit Einholen der Bestätigung in jedem Fall die einfachste Variante. Die Anzeigepflicht einer Schenkung besteht so oder so.

Im engsten Familienkreis gilt halt nicht gleich jedes Geschenk als Schenkung im steuerlichen Sinne, aber sobald man wirklich Vermögen verschiebt, ist die Meldung Pflicht. Ich weiß nicht, inwieweit selbst ein so durchdachtes Verfahren wie hier beschrieben untergraben wird, wenn man sich an die aktuell verlangten Meldemodalitäten nicht gehalten hat.
sr. member
Activity: 285
Merit: 1059
November 08, 2023, 01:37:32 AM
#1
Eigentumsübergang von Bitcoin zu einem bestimmten Stichtag nachweisen

Ziel:
▶ Du möchtest kontrollieren, wer dein Vermögen bekommt.
▶ Du möchtest legal Steuern bzw. Umverteilung reduzieren

Problem:
 ● Der Gesetzgeber definiert:
   ⓐ wann und wie viel Steuern zu zahlen musst (z.B. Erbschaftssteuer oder Schenkungssteuer)
   ⓑ wer und wie viel Geld andere Personen von dir bekommen (z.B. Pflichtteil, Scheidung, Gläubiger, Geldstrafe)

Gestaltungsmöglichkeiten:
 ❶ Freibeträge mehrfach nutzten:
   ● Freibeträge für Schenkungs- und Erbschaftssteuer werden alle 10 Jahre zurückgesetzt und können nochmal genutzt werden.
   ▶ Alle 10 Jahre Vermögen übertragen spart Steuern.
 ❷ Pflichtteil aushöhlen:
   ● Wer den Pflichtteil der Erben durch Schenkungen umgeht löst innerhalb von 10 Jahren Pflichtteilsergänzungsansprüche aus.
   ▶ Beim Vererben ist man durch den Pflichtteil eingeschränkt, beim Verschenken nicht. Was du >10 Jahre vor dem Tod verschenkst, bekommen unliebsame Erben nicht.
 ❸ Weichwährung nutzen
   ● Dein Erbe kauft Sachvermögen.
   ● Du vergibst hierfür einen EUR-Kredit an deinen Erben zu 1% EUR-Zinsen und 20 Jahren Laufzeit
   ● Bei 5% Inflation verliert der EUR real nach 20 Jahren 65% seine Kaufkraft.
   ● Das Recht unterstellt falsch einen wertstabilen EUR und übersieht deswegen diesen Vermögenstransfer.
   ▶ Die Inflation entwertet den Kredit im Zeitverlauf.
 ❹ Familie statt Individuum
   ● Eine persönliche Krise (Insolvenz, Pflege, Geldstrafen) trifft in erster Linie dich persönlich.
   ● Die finanzielle Belastung trifft deinen Ehepartner etwas weniger und deine Kinder deutlich weniger.
   ▶ Du verteilst einen Teil deines Vermögens auf Verwandte. Das begrenzt den finanziellen Schicksalsschlag bei einer Scheidung / Pflege / Insolvenz.


Nachweise sind wichtig:
 ● Gesetzte basieren auf
  ⓐ dem aktuellen Eigentümer und
  ⓑ dem Zeitpunkt des Eigentumsübergangs.
 ● Auf dieser Basis werden:
  ⓐ Steuern,
  ⓑ Pflichtteile und
  ⓒ Zahlungsverpflichtungen bestimmt.
 ● Falsche Angaben machen ist illegal
  ⓐ Steuererklärung falsch = Steuerhinterziehung
  ⓑ Vermögensangaben falsch = Prozess Betrug / Insolvenz-Betrug / Sozial-Betrug
  ▶ Folgen: Nachzahlungen, Geldstrafen und Gefängnis
▶ legal handeln und Nachweise für den Zeitpunkt des Eigentumsübergangs bereithalten


Pseudo-anonymität erschwert Nachweise bei Bitcoin

Aufzeichnung auf der Blockchain:
❶ Adresse Absender
❷ Adresse Empfänger
❸ Betrag
❹ Zeitpunkt
▶ Kein Nachweis, dass die Absender-Adresse dem Schenker gehört und die Empfangsadresse dem Beschenkten.

Vertrauen auf zentrale Börse = falsche Lösung:
Wenn der Schenker und der Beschenkte ein Bitcoin-Konto einer zentralen Börse nutzten, welche die Identität der Nutzer (Ausweis, Name, Adresse, Geburtsdatum, usw.) aufzeichnet, lässt sich der Eigentumsübergang nachweisen.
⚠ Bei einer Insolvenz der Börse sind deine Bitcoin verloren.
⚠ Bei einem Hack der Kundendaten der Börse, läufst du Gefahr zu Hause von Verbrechern besucht zu werden.


Nachweise:
Adresse Absender gehört dem Schenker
  ✍ Schenker signiert eine Nachricht "die Adresse XYZ gehört Max Mustermann" mit dem privaten Schlüssel der Adresse (z.B. mit Hilfe der Sparrow Wallet). Und legt die Signatur ab.
Schenker hat die Bitcoin auf der Adresse legal erworben
  ✍ Kontoauszug des Schenkers für die Bitcoin-Überweisung.
  ✍ Auszug aus der Handelssoftware.
  ✍ Zeitpunkt auf der Blockchain.
Adresse Empfänger gehört dem Beschenkten
  ✍ Der Beschenkte signiert eine Nachricht "die Adresse XYZ gehört Max Mustermann" mit dem privaten Schlüssel der Adresse (z.B. mit Hilfe der Sparrow Wallet). Und legt die Signatur ab.
  ⚠ Des Teufels Advokat könnte behaupten: Der Schenker hat die Nachricht ohne Wissen des Empfängers signiert. In Wirklichkeit kontrolliert der Sender die Empfangsadresse aber der Empfänger kontrolliert die Empfangsadresse nicht.

  ✍ Der Beschenkte oder der Schenker kauft mehrere nummerierte manipulaitionssichere Beutel (Tamper-evident-bags)
     ▶ sichern die Nachricht vor Manipulation im Zeitverlauf
  ✍ Der Schenker und der Beschenkte signiert folgende Nachricht in der Sparrow Wallet:

Code:
"Der Schenker Peter Mustermann schenkt per TT.MM.YYYY
X Bitcoin im Wert von Y EUR an den Beschenkten Max Mustermann.
Der Schenker kontrolliert die Adresse XYZ als Eigentümer mit seinem privaten Schlüssel.
Der Beschenkte kontrolliert die Adresse VWX als Eigentümer mit seinem privaten Schlüssel.
Dieser Zettel befindet sich in der Beweistüte 123 und der Beweistüte 456."

     ▶ die Signatur beweist, dass der Verfasser der Nachricht den privaten Schlüssel tatsächlich kontrolliert
     ▶ der Hinweis auf die Nummer der Beweistüte schützt vor Manipulation des Papiers und Austausch der Nachricht

  ✍ Der Schenker oder der Beschenkte druckt die Nachricht inklusive beider Signaturen in zwei Kopien
     ▶ Drucken ist einfacher und beugt Tippfehlern bei der Adresse vor. Dadurch lässt sie die Signatur später auch einfacher replizieren.
     ▶ Schenker und Beschenkter sind beide in der Nachweispflicht und benötigen daher beide jeweils eine Kopie
  ✍ Der Schenker und der Beschenkte unterschreibt die Nachricht händisch
     ▶ die Unterschrift verknüpft die Nachricht mit dem Körper des Schenkers und der Beschenkten
  ✍ Eine Kopie kommt in die Beweistüte 123, die zweite Kopie kommt in die Beweistüte 456. Beide Beweistüten werden versiegelt.
  ✍ Die Beweistüte 123 kommt in einen Briefumschlag beschriftet mit der Anschrift des Schenkers und einem Hinweis z.B. "Nachweis 013"
  ✍ Die Beweistüte 456 kommt in einen Briefumschlag beschriftet mit der Anschrift des Beschenkten und einem Hinweis z.B. "Nachweis 001"
     ▶ Die Beschriftung mit dem "Nachweis 001" hilft dem Beschenken den Inhalt zu identifizieren, ohne den Umschlag öffnen zu müssen.
  ✍ Der Schenker oder der Beschenkte verschickt beide Nachrichten als Einschreiben
     ▶ Der Poststempel ist ein Indiz für den Zeitpunkt, an dem der Beschenkte die Adresse kontrolliert.
     ▶ Das Einschreiben verknüpft die Nachricht mit der Adresse des Beschenkten und ist ein weiteres Indiz, dass der Beschenkte über den Eigentumsübergang im Bilde ist und die Nachricht kennt.
  ✍ Der Schenker und der Beschenkte dokumentiert in ihrer Anleitung, dass "Nachweis 013" bzw.. "Nachweis 001" der Nachweis für dieses Geschenk ist
     ▶ In 20 Jahren hat der Beschenkte vielleicht 20 Umschläge mit Nachweisen. Dank der Anleitung muss er die Umschläge nicht öffnen.
  ✍ Der Schenker und der Beschenkte verwahren die Briefumschläge jeweils ungeöffnet zu Beweiszwecken auf.



Hat sich jemand von euch schon Gedanken gemacht über das Verschenken oder Vererben von Bitcoin? Habe ich etwas übersehen? Habt ihr kluge Ergänzungen?
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