Laut der Markteffizienzhypothese dagegen sollte eine solche Entwicklung aber nur eine geringe Wahrscheinlichkeit haben. Schließlich kennt "die Welt" ja die Vorteile des Bitcoins.
Die Effizienz des Marktes drückt sich nicht darin aus, auch alle
zukünftig enthaltenen Informationen "einzupreisen".
Sondern darin, dass der
derzeitige Informationsgehalt vollständig abgebildet ist.
Aber man weiß ja schon heute, welche Vorteile Bitcoin hat und warum er mal so viel wert sein könnte.
Ja, man "weiß", welche Vorteile Bitcoin hat. Das ist Information. Diese ist eingepreist.
"Warum" er mal so viel wert sein könnte, "weiß" man vielleicht auch, aber es fehlt die Information, wie viel "viel wert" eigentlich ist.
Da diese Information zum jetzigen Zeitpunkt nicht existiert, kann sie zwangsläufig auch nicht eingepreist sein.
Der "Glaube", die "Hoffnung", die "Vermutung", Bitcoin könne einmal "to da moon" gehen ist keine Information.
Allenfalls Information ist die Anzahl der "Gläubigen", sofern sich diese bestimmen lässt.
Oder auch die Entwicklung der Anzahl der "Gläubigen".
Wären Märkte "Zeitreise-effizient", so wäre natürlich auch stets die zukünftige Entwicklung mit eingepreist.
Womit im Übrigen die Börse der beste Beweis ist, dass Zeitreisen zumindest aktuell nicht stattfinden
Im Umkehrschluss müsste dann folgendes gelten: Aus heutiger Sicht ist es gar nicht klar, ob der Bitcoin zu so einem großen Erfolg führen wird, wie es die HODLer gerne hätten. Dazu müsste erst die Nachfrage stark ansteigen.
Man kann das sogar eindeutiger formulieren: die Nachfrage darf nicht unter das Angebot sinken, sonst sinkt der Kurs.
Aber das ist wiederum trivial, und in diesem Sinne keine Information.
Die Konsequenz wäre also ein weit nüchternerer "Ausblick" als wie es in diesem Forum oft verbreitet wird:
- Es ist möglich, dass die 6-7-stelligen Werte eintreten, aber die Wahrscheinlichkeit ist gering.
- Am höchsten ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Bitcoinpreis in der gleichen Region wie heute bleibt.
- Genauso wenig wahrscheinlich wie eine Superbullen-Entwicklung ist eine Superbären-Entwicklung mit Bitcoinkursen nahe 0, wenn die Nachfrage halt wieder zurückgeht oder ganz wegbleibt.
Es liegt hier und heute keine Information darüber vor, welche der beschriebenen Konstellationen eintreten wird.
Deshalb ist der Kurs genau da, wo er ist.
Läge z.B. die Information vor, dass der Kurs gleich bleibt, würden sich vermutlich viele von ihren Bitcoins trennen, und der Kurs würde einbrechen.
Ich habe den Eindruck, du hast noch ein wenig Schwierigkeiten, die "Information", die im Markt steckt, richtig einzuordnen.
Der Marktpreis enthält die Information, welche Erwartungshaltung die Marktteilnehmer aktuell haben.
Der Marktpreis enthält keine Information über die tatsächliche zukünftige Entwicklung.
Um noch mal die "schwache Effizienz" der Märkte gegen die "mittelstarke Effizienz" abzugrenzen:
Finanzmärkte gelten allgemein empirisch belegt als schwach effizient.
Es gibt vereinzelt Hinweise darauf, dass das nicht immer vollständig gegeben ist, allerdings sind die gemessenen Ineffizienzen i.d.R. so klein, dass sie sich nicht systematisch ausnutzen lassen. Sie sind (vermutlich) kein Hinweis darauf, dass die Markteffizienzhypothese an sich nicht stimmt, sondern ein Hinweis auf externe Faktoren, die in Grenzbereichen immer mal auftreten.
Das heißt, am Marktgeschehen selbst lassen sich keine Informationen ablesen, die sich systematisch ausnutzen ließen, um einen Profit daraus zu schlagen.*
Mittelstark effizient sind auch Finanzmärkte nur bedingt.
Das würde bedeuten, dass auch alle Informationen, die extern das Marktgeschehen beeinflussen, bereits eingepreist sein müssen.
Das kann schon deshalb nicht immer zutreffend sein, weil Informationen aus verschiedenen Quellen niemals stets zeitgleich allen Marktteilnehmern in vollem Umfang zur Verfügung stehen.
Daher ist Fundamentalanalyse (in gewissen Grenzen) grundsätzlich möglich, um sich einen Informationsvorsprung zu verschaffen, der sich systematisch ausnutzen lässt, um damit Gewinne zu machen.
Deshalb gilt auch der Grundsatz, man solle am besten nur mit Assets handeln, von denen man was versteht.
Ein anderes Beispiel für das Ausnutzen eines Informationsvorsprungs aufgrund der mittelstarken Effizienz (bzw. deren Mangel) ist der
Hochfrequenzhandel an Verkehrsknotenpunkten der Börsen-Infrastruktur.
Da werden dann Büros deswegen teuer angemietet, weil sie eine um eine Tausendstel-Sekunde schnellere Verbindung zur Börse haben, und aus diesem winzigen zeitlichen Vorsprung lässt sich durchaus ein minimaler Informationsvorsprung ableiten, der sich systematisch ausnutzen lässt.
Stark effizient können auch Finanzmärkte praktisch nicht sein, da stets Möglichkeiten existieren, Informationen vorsätzlich zurück zu halten, um sich einen Vorsprung zu verschaffen.
Das ist dann z.B. Insiderhandel, der selbstverständlich sehr lukrativ (aber eben auch illegal) ist.
* Das ist im Übrigen der Grund, weshalb TA nicht funktionieren
kann.
Wäre im Chart ein "Signal", also eine "Information" enthalten, die sich ablesen ließe, und aus der sich ein Informationsvorsprung für den Trader ableiten ließe, käme es zu einem Paradoxon: eine Information ist enthalten, aber obskur, also nicht zu erkennen, es sei denn, man gehört zum "eingeweihten Zirkel der TA-Priester". Dann aber würden die TA-ler dieses Signal ausnutzen, und den Chart wieder dahingehend beeinflussen, dass diese Information zwangsläufig nicht mehr enthalten sein kann.
Das ist, gelinde gesagt, esoterischer Quatsch.