Ich bin mir mittlerweile nicht mehr so sicher, ob tatsächlich der Strompreis der ausschlaggebende Punkt für die Standortwahl ist.
Es ist nach meinem Kenntnisstand nicht der alleinige Kostentreiber, allerdings der dominante.
Für mich spielen da neben dem Strompreis vor allem 2 Faktoren mit:
Standort: Klima & Infrastruktur
Klima wirkt sich einfach berechenbar aus.
Der maximal nachteilige Effekt ist zusätzlicher Kühlungsaufwand.
Normalerweise nutzt man hier günstigere Varianten wie Verdungstungskühler o.ä., aber wir können ruhig Worst Case rechnen, dann wird direkt mit Wärmepumpe gegengekühlt.
Bei einem angenommenen COP von 3 müsste man also für drei KW "Mining-Leistung" noch mal ein KW Strom für die Kühlung ausgeben.
Anders gesagt, wird der Gesamtstromverbrauch um ein Drittel steigen.
Also wären zwei Standorte auch dann noch miteinander wettbewerbsfähig, wenn am einen Standort der Strom z.B. 4 Cent kostet, aber keine Kühlung notwendig ist, und am anderen Standort der Strom 3 Cent kostet, aber Kühlung erforderlich ist.
Investitionskosten für die Errichtung der Anlage sind im Falle der Kühlung natürlich ebenso zu berücksichtigen, allerdings sind diese über die Laufzeit der Anlage vermutlich vernachlässigbar.
Grundsätzlich sind die Investitionskosten für einen Mining-Standort zwar erheblich, allerdings spielt bei deren Amortisation wiederum überwiegend der Strompreis eine Rolle.
Einen weiteren Faktor macht natürlich, wie von dir angesprochen, die Stabilität der Investition im politischen Umfeld aus.
Das ist ein Allgemeinplatz, der für Investitionen stets gilt.
Empirisch würde ich hier allerdings argumentieren, dass selbst an den Standorten mit der maximalen Unsicherheit in Bezug auf ein mögliches Bitcoin-Verbot bisher das Maximum an Investitionen stattgefunden hat. Es ist also nicht schlüssig, dass Miner das als echtes Kriterium ansehen.
Mal deutlich gesagt: in China wurde der Bitcoin schon so oft "verboten", und dennoch stehen die meisten Miner dort.
Das ist Beweis genug, dass ein solch "unsicheres" Umfeld nicht investitionsentscheidend für die Miner ist.
Selbst wenn in - angenommen - Südafrika der Strom am billigsten wäre
Südafrika hat ein eher mediterranes Klima, und in Höhenlagen ist es eher kühlDeinem Argument zuträglicher wäre ein Standort in der Sahara
Allerdings dürfte neben einem Solarkraftwerk in der Sahara der Strom so billig sein, dass sich Mining dort trotz Klimaanlage lohnt.
Auch muss mein Standort dementsprechend ausgebaut sein, ich werde keine 250 ASICs-Miner mit einer 4 mBit-Leitung betreiben können.
Du kannst auch tausend Miner an einem 56Kbit/s-Modem betreiben
Alles, was du dringend brauchst, ist die Möglichkeit, einen einmal gefundenen Block möglichst schnell ins Netzwerk zu übertragen (bist du zu langsam, wirst du gelegentlich das Rennen verlieren, obwohl du zunächst einen Block schneller gefunden hast als andere).
Um einen Block innerhalb von 10 Minuten zu übertragen, braucht's Pi mal Daumen 14Kbit/s.
Um ihn in einer Minute zu übertragen, entsprechend 140Kbit/s.
Mit deiner 56Kbit/s-Leitung brauchst du also so ca. 2,5 Minuten, das heißt, dass dir vielleicht jeder vierte gefundene Block "durch die Lappen geht", das erhöht deine Kosten also um 25%.
Okay, realistisch wird das keiner machen, aber mein Argument steht: Bandbreite dürfte nur äußerst selten ein Standorthindernis sein.
(für den Download der Blockchain braucht man im Übrigen nur eine
Satellitenschüssel).
Müssen also erstmal Leitungen gegraben, Transformatoren aufgestellt
Ich gehe mal davon aus, dass, wo immer ein Überangebot an Strom vorhanden ist, auch Leitungen für ebendiesen Strom verfügbar sein sollten.
Ausnahmen werden auch hier die Regel bestätigen.
Im Übrigen kann man das sogar anders herum verargumentieren:
Sind nicht ausreichend Leitungen für den Abtransport des Stroms an weiter entfernte Verbraucher verfügbar, kann es ökonomisch und ökologisch sinnvoll sein, auf den Bau dieser Leitungen zu verzichten, und den Überschuss lieber lokal für Mining zu verbrauchen.
Für mich auch einer der Gründe, warum Island als Miningstandort recht beliebt zu sein scheint: Schön kühl, niedrige Strompreise und top Infrastruktur.
Langer Rede kurzer Sinn:
Ein idealer Mining-Standort wird sicher stets eine Maximierung verschiedener Faktoren erfordern.
Ich investiere nur in einen Standort, wo ich auch langfristig nachhaltig wirtschaften kann.
Das bedeutet im Übrigen, dass Investitionen in Mining stets dort am sinnvollsten sind, wo ein tatsächliches, strukturelles Überangebot an elektrischer Energie existiert, wo also nicht damit zu rechnen ist, dass dieses Überangebot anderweitig genutzt werden kann, und wo zugleich nicht zu erwarten ist, dass es ökonomisch und ökologisch sinnvoller wäre, die Erzeugung der elektrischen Energie zu reduzieren.
Damit ergibt sich aber erneut, dass Bitcoin-Mining keineswegs nicht nur nicht umweltschädlich ist, sondern in letzter Konsequenz eine der grünsten Technologien, die in diesem Moment auf diesem Planeten existieren.
In diesem Sinne mein Motto für eine Bitcoin-Mine:
Think globally, act locally