Ich finde es einfach nur zu köstlich, "Bill Gates will uns G5-Chips injizieren" ist halt urkomisch.
Insofern ist das für mich halt die "satirische" Zuspitzung im Sinne eines pars pro toto für eine ganze Reihe von unsinnigen Verschwörungstheorien.
Zudem kenne ich in meinem persönlichen Umfeld wenigstens zwei Personen, die in der Tat von "Chips in der Impfung" sprachen, weshalb ich aus eigener Anschauung bestätigen kann, dass diese VT wirklich in der Bevölkerung zirkuliert.
Die radikal fundamentalistisch christlich evangelikal ausgerichteten Impfgegner sind mir noch nicht untergekommen
Diese stellen den Ursprung, bzw. eine Hauptquelle der modernen Impfskepsis dar.
Es handelt sich dabei auch um keine geordnete, eindeutig bestimmbare Gruppierung, sondern um eine überwiegend aus übereinstimmenden Interessen handelnde Melange teilweise auch zueinander in Konkurrenz stehender Organisationen überwiegend im traditionellen Bible Belt der USA.
Dieser Ursprung der modernen Impfskepsis gilt als relativ gut gesichert, und unterscheidet sich deutlich von bspw. der "klassischen" Impfskepsis europäischer Herkunft.
Es gibt da, grob gesagt, die drei Strömungen:
a) traditionelle Impfskepsis, verbreitet auf dem europäischen Festland seit Pockenimpfungen in England
b) "homöopathisch" motivierte Impfskepsis, seit Beginn des 20ten Jahrhunderts, überwiegend in Deutschland
c) "Kampf der Televangelists gegen die Wissenschaft" in den USA seit Ende der 70er, Anfang der 80er
a) ist "harmlos" und "normal", das ist die Skepsis, die wohl jeder Mensch irgendwie verspürt, wenn er sich pieksen lassen soll
b) ist zumindest fragwürdig, sorgt in der Praxis aber i.d.R. allenfalls für die Ablehnung der Masern-Impfung o.ä.
c) ist eine eiskalt kalkulierende Masche von kriminellen Geschäftemachern, die ihrer arglosen Klientel das "Spenden"-Geld aus der Tasche ziehen, und die dafür sehenden Auges wissentlich und willentlich über Leichen gehen
Über b) kann ich noch halbwegs kopfschüttelnd hinwegsehen, c) muss in meinen Augen jeder Mensch, der einen Funken Anstand in den Knochen hat, bis aufs Blut bekämpfen. Der "Krieg", der an dieser Front seit einigen Jahrzehnten geführt wird, geht erstaunlicherweise an den meisten Menschen vorbei, so dass er von einigen wenigen Individuen, überwiegend in den USA und GB geführt wird.
Klingt dir alles zu radikal? Lies Sagan, Dawkins, Randi und Co., und mach dir selbst ein Bild.
In diesem Sinne: Impfskepsis ist (häufig) der kleine Bruder von Impfgegnerschaft, und da halte ich es mit einem deutlichen "wehret den Anfängen".
Und bei all meiner "Radikalität" habe ich weiterhin Verständnis für das verunsicherte Individuum, das vor der Entscheidung für oder gegen eine Impfung steht.
Diese Verunsicherung aber wird maßgeblich vorsätzlich herbeigeführt durch die Lügen der Impfgegner, worauf ich ursprünglich einfach noch einmal hinweisen wollte.
Die Masern standen kurz vor der Ausrottung.
Nötig war hierfür ein Impfgrad von etwas mehr als 95% der Bevölkerung (Masern haben einen R-Wert von knapp 20).
Die Ausrottung ist gescheitert.
Wegen ein paar Impfgegnern.
Wir werden weiterhin Geld dafür ausgeben, die meisten Menschen impfen zu müssen.
Dieses Geld geht auf das Konto der Impfgegner.
In den kommenden Jahren und Jahrzehnten werden immer wieder Menschen an den Masern sterben.
Jeder einzelne Tote wird ein Opfer der Impfgegner sein.
Wieviele warten mit der Impfung ab "weil das Baby noch zu klein ist" und riskieren Infektionen in der frühen Kindheit?
In meinem Umfeld sind (gefühlt) fast alle jungen Eltern mehr oder minder impfskeptisch, insoweit als sie die Frage stellen, ob das jetzt so gut für die Kinder ist.
Und das ist eine Katastrophe.
Niemand ist "Gurtskeptiker".
Niemand ist "Zahnputzskeptiker".
Niemand ist "Milchskeptiker".
Niemand ist "Vitaminskeptiker".
Niemand ist "Bewegungsskeptiker".
Niemand ist "Frischluftskeptiker".
Alles potentiell tödliche Gefahren, erwiesenermaßen!
Die Mediziner, Epidemiologen, Virologen etc. pp. sind sich einig: für Kinder ist es sinnvoll, frühzeitig und vollständig geimpft zu werden.
Da gibt es einfach keinen guten Grund für Skepsis.
Eltern, die dennoch skeptisch sind, sind in der Pflicht, sich zu informieren, damit sie die Skepsis zum Wohle ihrer eigenen Kinder beiseite legen können.
Da gibt es keine Entschuldigung.
Das Phänomen ist bspw. aus der Klimadebatte bekannt:
Weil die Klimawandel-"Skeptiker" besonders lautstark agiert haben, schien es für uninformierte Außenstehende teilweise, als gäbe es quasi einen "Gleichstand" in der wissenschaftlichen Debatte, ob der menschengemachte Klimawandel real ist oder nicht.
Eine korrekte Repräsentation wäre wohl eher gewesen, dass 99,9% aller Wissenschaftler "pro" und nur 0.1% "contra" Klimawandel waren.
Nur ist das eben dann nicht sichtbar, wenn in einer Fernsehdebatte ein Gegner und ein Befürworter zu Wort kommen.
Den Leugnern und "Skeptikern" muss man mindestens so lautstark entgegen treten, wie sie selbst sind, sonst haben sie schon gewonnen.
Ich kenne auch Gurt-Skeptiker.
Ist bei den meisten Menschen die letzte Impfung
Aber das kann ja nicht als Grund dafür herhalten, einfach den Kopf in den Sand zu stecken und zu sagen "dann sind die Leute halt skeptisch und lassen sich nicht impfen".
Das ist einfach keine Option!
Die Leute dürfen gerne skeptisch sein, deswegen soll man sie ja dazu bringen, sich ergebnisoffen mit der Fragestellung auseinanderzusetzen, ob die Impfung sinnvoll ist oder nicht.
Nur ist das schwierig, wenn vorsätzlich kriminelle Impfgegner ihre Lügen verbreiten und damit die Verunsicherung der Menschen missbrauchen.
Die konkrete Frage für jeden Einzelnen ist zunächst einmal:
"Ist es für mich sicherer, mich impfen zu lassen, oder umgeimpft zu sein", und hierauf ist die ganz nüchterne, rationale Antwort bei nahezu 100% der Bevölkerung eindeutig "pro Impfung".
Es gibt wenige Menschen, bei denen eine Impfung in der Tat möglicherweise relativ gefährlich ist (starke Allergiker, Menschen mit bestimmten Immunerkrankungen), und diese müssen sich im Zweifel stark von der Menschheit isolieren.
Für diese Menschen wäre es sinnvoll gewesen, Corona soweit einzudämmen, dass sie geschützt sind, weil es nicht zirkuliert.
Das aber ist leider nicht gelungen.
Wie stellst du dir das sonst vor?
Alle Menschen erhalten eine behördliche Aufforderung, sich zu einer Aufklärungsveranstaltung in der örtlichen Sporthalle einzufinden (am besten ohne Maske und Abstand)?
Ich bin mir sicher, man hätte eine Menge besser machen können, das sagt sich im Nachhinein immer leicht.
Aber der Politik den Vorwurf zu machen, sie hätte nicht zumindest fast alles versucht, um eben eine solche "ordentliche Aufklärungskampagne" unter die Leute zu bringen, ist, gelinde gesagt, Unsinn.
Das ist in einer pluralistischen Demokratie naturgemäß nicht der Fall, da wird es immer Stimmen von Abweichlern und Hinterbänklern mit Profilneurose geben.
Wenn wir wenigstens einen Staatsrundfunk hätten, der von der Regierung gelenkt wird.
Haben wir aber eben auch nicht.
Und genau deshalb kommt es zu solchen "Irrungen und Wirkungen", die, zugegebenermaßen, den Bürger verunsichern können.
Das ist der Preis, den wir für das Leben in einer Demokratie mit funktionierender Presse- und Meinungsfreiheit bezahlen.
Ich lehne mich da mal aus dem Fenster und behaupte, dass 99% aller Ärzte zur Corona-Impfung raten.
Wir müssten also eigentlich einen Impfgrad von 99% haben, davon sind wir weit entfernt.
Was läuft da schief?
Die Eltern hören eben nicht auf die Primärinformationsquelle Arzt, sondern auf den Heilpraktiker, Homöopathen oder den Veganen Koch an der Ecke.