Wir kennen die Mär Alle: Wenn die Bank putt geht, kommen von irgendwoher - garantiert - bis zu 100.000 € um unsere Einlagen zu erstatten.
Sprich, wenn ich weniger als 100.000€ auf dem Konto habe, kann ich aufatmen - selbst wenn die Bank insolvent werden sollte, bekomme ich mein Geld wieder. (Genau genommen, wenn die Summe der Einlagen auf meinen Konten bei einer Bank geringer als 100.000 € ist...)
Vermutlich ist es in dieser Community müßig darzulegen welch grandiose Nebelkerze das ist, aber ich habe neulich von einer meiner Banken einen "Informationsbogen für den Einleger" bekommen und ich halte es für notwendig diesen einer öffentlichen Begutachtung zu unterziehen.
Zunächst einmal: In Deutschland ist für private Banken die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB - siehe
http://www.edb-banken.de/) zuständig. Doch nicht alle Institute, die in Deutschland Tages- und Festgeldkonten anbieten, unterliegen auch dieser deutschen Einlagensicherung. Für manche ist die Einlagensicherung des Landes zuständig, in dem die Bank ihren Sitz hat. Die Consorsbank beispielsweise, ist als Niederlassung der BNP Paribas Mitglied im französischen Einlagensicherungsfonds.
Aber ok, fokussieren wir uns auf EdB. Wie manche bereits bemerkt haben mögen, handelt es sich um eine GmbH. Das Kürzel muss ich sicher nicht ausführen. "bH" ist das Stichwort: beschränkte Haftung. Es ist also nicht so, dass hier ein staatliches Institut am Werke wäre und sozusagen der Staat als Garant auftritt, es ist eine private Einrichtung, geschaffen von der Bankenbranche.
Wie ist es um die Finanzmasse dieser EdB bestellt?
http://www.finanztip.de/sichere-banken/einlagensicherung/ meint
Die EdB gibt weder Auskunft über die Höhe ihrer Mittel noch über den Teil der Spareinlagen, der dadurch tatsächlich abgesichert ist. Laut eigener Auskunft ist die EdB allerdings nicht für eine schwere Krise des gesamten Bankensektors ausgelegt.
Das schafft natürlich zusammen mit dem "GmbH" vollstes Vertrauen - nicht wahr?
Der Artikel führt weiter aus:
Wie sicher die Einlagen im Fall einer schweren Systemkrise wären, kann deshalb niemand mit Sicherheit vorhersagen. Bei systemrelevanten Banken, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten, dürfte aber der Staat in die Bresche springen, damit es gar nicht erst zu einer Pleite kommt. Eine gesetzliche Garantie dafür gibt es aber nicht.
Alles klar. Ich habe selbst etwas recherchiert und über die Höhe der Beiträge zur Einlagensicherung folgendes in Erfahrung gebracht:
Eine Bank führt im Schnitt 0.8% eines ganz spezifischen Teils ihres Umsatzes an den EdB ab. Hier wird heftig getrickst was als relevanter Umsatz gesehen wird (nicht etwa der Gesamtumsatz der Bank, sondern nur Umsätze aus bestimmten Bereichen - wie etwa Spareinlagen).
Wie man es dreht und wendet, ergibt sich folgendes Bild:
Der EdB wäre als Einlagensicherung für eine Bank erst dann mit ausreichenden Mitteln ausgestattet, wenn besagte Bank 125 Jahre lang ohne Zwischenfälle ihre Beiträge geleistet hätte und der EdB keine Kosten selbst verursachen würde oder sowohl diese Kosten, wie auch den Inflationsausgleich über 125 Jahre hinweg durch geschickte Anlage dieses Vermögens ausgleichen würden.
Ich hoffe, meine Wortwahl zu "Märchen" wird langsam ersichtlich.
Dass dieses Konstrukt überhaupt funktioniert ist eben der Tatsache geschuldet, dass es bislang zu keiner schwer(ere)n Krise der Banken in Deutschland gekommen ist und die bisherigen Entschädigungsfälle (
http://www.edb-banken.de/entschaedigungsfaelle/) - selbstverständlich mit Kapital der anderen beteiligten Banken aufgefangen wurden. O.g. 125 Jahre Beitrag kann man ja bei den aufgeführten 8 Banken nicht annehmen.
Ok - die Relevanz des EdB in Fällen kleiner strauchelnder Banken will ich gar nicht absprechen und die Kunden dieser Banken sind dank dieses Konstruktes auch schadfrei (wobei ich aber meine, dass es für so etwas früher Versicherungen wie Lloyds u.ä. gab).
Aber es sollte klar sein, dass Banken vom Kaliber einer Deutschen Bank wohl kaum von so einem Potemkinschen Konstrukt aufgefangen werden könnten. Daher halte ich das in der Gesellschaft weit verbreitete Bild "Alle Konten sind mit bis zu 100.000 € abgesichert" für hochgradig irreführend und gefährlich.
Rico