Schaaf und Bindseil scheinen sich irgendwie in Bitcoin vernarrt zu haben (also andersrum, vielleicht Hassliebe?). Die sind mir noch in guter Erinnerung mit ihrem Artikel
Bitcoin's Last Stand, in dem sie Ende 2022 behaupteten, es sei wahrscheinlich, dass der Bitcoin-Preis nach der FTX-Pleite komplett kollabiert. Dieser Artikel wurde natürlich 2023 von der Realität widerlegt und hat inzwischen seinen Platz in den bekannten
Bitcoin Obituaries Allerdings sprechen sie durchaus ein Thema an, das ich nicht ganz unrichtig finde: die Obsession vieler (nicht aller!) Bitcoiner mit der Preisentwicklung und der Spekulation.
Meines Erachtens könnten sie recht haben mit ihren Doomsday-Szenarien, wenn der Bitcoin nicht in den nächsten Jahren die Kurve kriegt und wirklich auch massiver als Zahlungsmittel genutzt wird. Ich hoffe hier wie schon mehrmals gesagt auf Layer-2's (nicht nur Lightning, sondern auch Ark und Sidechains/Rollups verschiedener Art), denn die Fees sind dafür noch zu hoch, auch wenn sie nach dem Ende der Runes-Manie wieder öfter unter 10 sat/vByte fallen.
Das Problem ist, dass Bitcoin, wenn es ein rein spekulatives und volatiles Investment bleibt, in der Tat keine echten volkswirtschaftlichen Vorteile bietet. Denn sein größter Vorteil ist die Zensurresistenz, und die ist bei einem Investment reicher Leute meistens relativ egal (wenn man nicht zu den "Unbanked" oder zu sanktionierten Personen etc. gehört). Als Zahlungsmittel dagegen spielt es seine Vorteile voll aus. Deshalb habe ich auch vor einigen Monaten
diesen Thread über Bitcoin-Vorteile gestartet.
Allerdings übersehen Schaaf und Bindseil, dass die Bitcoin Early Adopters selbst zumindest zum Teil keine reichen Menschen waren, als sie mit Bitcoin anfingen. Leute, die seit Jahrzehnten Gold und ähnliche Assets horten dagegen sind oft tatsächlich eine alte "Geldelite" und nehmen den Rest der Gesellschaft heute genauso "aus" wie es die Bitcoiner in der Zukunft tun könnten.
Warum Bitcoin da schädlicher sein soll als diese anderen Assets, da gibt es nur vage Antworten drauf. Natürlich ist die Investition in Aktien "volkswirtschaftlich sinnvoll", da so die Bevölkerung ihre Unternehmen unterstützen kann, die echte Werte erbringen. Aber Gold? Es soll "soziale" Vorteile bieten laut Bindseil & Schaaf. Aber das könnte man auch von Bitcoin behaupten ...
Lagarde selbst mag den Bitcoin auch nicht, weil ja einer ihrer Söhne sich mal tatsächlich verspekuliert und laut Medienberichten 60% verloren hat (allerdings war das Stand 2022 - vielleicht ist er inzwischen wieder im Plus
). Aber von ihr hört man ja normalerweise eher Töne die in Richtung stärkeren Verbraucherschutz gehen, und das finde ich grundsätzlich OK angesichts der vielen Scams, die ja das Image der Krypto-Industrie auch tatsächlich beschädigen.
PS: Und sehr schön im X-Thread werden Schaaf und Bindseil gleich
widerlegt von einer Ukrainerin