Wer abmahnt und mit Klage droht, aber eigentlich nicht vorhat, tatsächlich zu klagen, wird ERST RECHT nicht klagen, wenn der Abgemahnte sich außergerichtlich mit einem Brief wehrt.
Wer als Abmahner ignoriert wird, weiß jedoch schon mal, daß der Abgemahnte rechtlich nicht oder schlecht beraten wird, was den Klageerfolg wahrscheinicher macht.
Wer also als Abmahner das Licht der Öffentlichkeit scheut, wird umso eher nicht klagen, desto bessere Argumente der Abgemahnte vorbringt.
Ignoranz erhöht somit die Wahrscheinlichkeit, verklagt zu werden.
Wenn die Gegenseite klagt, dann in Internetsachen sehr gerne am Landgericht Hamburg, das weithin für seine „Kompetenz“ in Sachen „Internet“ und „Pressefreiheit“ bekannt ist, mit dem Ergebnis, daß der Ausgang:
Wer nicht aktiv wird, verliert jede Möglichkeit, auf den Gerichtsstand Einfluß zu nehmen, muß also am Ende weit reisen und Richter überzeugen, die traditionell in die falsche Richtung tendieren.
Selbst wenn das alles keine Rolle spielte, es also für Friedemann Brenneis persönlich auf das gleiche hinausliefe, sind die Folgen für die Allgemeinheit sehr unterscheidlich, je nachdem er die Sache laufenläßt oder sich aktiv wehrt:
Gegenwehr, insbesondere wenn es dann doch vor Gericht landet, schafft öffentliches Interesse. Selbst Journalisten der großen Medien, die dazu neigen, so ein Blog nicht für „richtigen Journalismus“ zu halten, reagieren sehr empfindlich darauf, wenn versucht wird, mit juristischen Mitteln eine Berichterstattung zu unterdrücken, die auch von ihnen selbst hätte stammen können. Jeder weitere diesbezügliche Artikel vermindert die Anzahl der potentiellen Onecoin-Opfer.
Ein Verfahren vor Gericht schwächt den Gegner, neben der unerwünschten Aufmerksamkeit kostet das nämlich Geld und Zeit – auch wenn der Gegner Geld wie Heu hat.
Im Falle einer Betrugsmasche verstärken sich die Effekte zu Ungunsten des Abmahners womöglich: noch mehr behördliche Aufmerksamkeit – und schon droht die Pleite.
Darüber hinaus verwenden die Gegner in diesem Fall die bereits „eingeknickten“ Berichterstatter als Argument, daß zahlreiche Kritiker „eingesehen“ hätten, daß die Vorwürfe gegen Onecoin haltlos seien. Wenn Friedemann also „vorsichtshalber“ die beanstandeten Artikel entfernt (um einer Klage zu entgehen) und die ansonsten ignoriert, haben die Onecoin-Leute ihr Ziel errreicht: eine breite Öffentlichkleit findet keine negativen Berichte über Onecoin, mit der länger und länger werdenden Liste der „Einknicker“ verstärkt sich der Druck auf künftige Abgemahnte.