Im englischen und spanischen Forum ist schon eine heiße Diskussion
entbrannt: Wegen dem Projekt Ordinals sollen die Blöcke seit etwa Ende Januar voller sein als sonst. Hier im deutschen Forum hab ich dazu nichts gefunden, also mach ich mal einen Faden auf.
Ordinals ist eine Methode, Satoshis (also den Minimaleinheiten von Bitcoin) eine individuelle "Identität" zu verleihen. Dazu wird grob gesagt vom Genesis Block ab jeder neu geminte Satoshi gezählt und ihm eine Seriennummer und auch ein "Name" zugeordnet.
Somit kann man Satoshis wie NFTs sammeln - als Beispiel für "rare Satoshis" werden z.B. die "ersten Satoshis nach jedem Halving" genannt. Wie sinnvoll das ist, soll jeder für sich selbst entscheiden, vielleicht hat ja jemand hier zufällig so ein Ding in der Sammlung und kann es zu Geld machen
So weit, so wenig kontrovers. Nun kann man jedoch mittels einer Zusatzfunktion jedem Satoshi auch Daten zuordnen. Also zum Beispiel Bilder/Kunstwerke, oder auch Texte. Dies nennt sich
Inscriptions.
Die Kontroverse dabei: Die Methode nutzt Taproot, um größere Datenmengen als bisher mit OP_RETURN möglich in eine einzelne Transaktion zu "quetschen". OP_RETURN wurde, um Spam teurer zu machen, auf 80 Bytes pro Output/Transaktion limitiert. Bei Taproot können jedoch 520 Byte am Stück und dann auch noch mehrmals hintereinander in ein Skript eingebunden werden (siehe Inscriptions oben). Somit kann man NFTs nicht nur als Links realisieren (wie bisher üblich, auch auf ETH), sondern die Werke komplett in der Blockchain speichern.
Ein Beispiel:
OP_FALSE
OP_IF
OP_PUSH "ord"
OP_1
OP_PUSH "text/plain;charset=utf-8"
OP_0
OP_PUSH "Hello, world!"
OP_ENDIF
Dieses Taproot-Script schreibt "Hello, world!" auf die Blockchain. Wie man sieht, wird auch der MIME-Typ verewigt, um die Daten einfacher auszuwerten (das "ord" gibt an, dass es sich um ein Skript vom Typ "ordinal" handelt). Ein Text ist natürlich eine "harmlose" Variante, aber Bilder und sogar Videos sind auch denkbar.
Die Methode benötigt zwei Transaktionen pro "Inscription". In der ersten werden Bitcoins an das Skript gesendet, was ich mir ähnlich wie P2SH vorstelle (man korrigiere mich, wenn ich falsch liege). In der zweiten wird das Skript veröffentlicht und "gesignt", um die Bitcoins zu "spenden".
In der zweiten Transaktion passiert auch die Zuordnung zu einem individuellen Satoshi: nämlich zum ersten Satoshi, der im ersten Output transferiert wird.
Nun gut: die Kontroverse entzündete sich vor allem an einer Transaktion, die 3,9 MB groß war (oder vMB?) und somit einen ganzen Block füllte, nämlich
0301e0480b374b32851a9462db29dc19fe830a7f7d7a88b81612b9d42099c0ae. Zu allem Überfluss wurde sie noch von einem Mining-Pool "gesponsert", sie brauchte also 0 (Null) Fees zu zahlen. Die Inscription ist
diese hier.
Natürlich sollte das die Ausnahme sein, selbst bei 1 sat/(v)byte hätte die Transaktion 0.039 BTC, also etwas unter 1000 USD gekostet. Da muss der NFT schon sehr viel hermachen. (Edit: Bin mir nicht sicher ob das stimmt, wegen dem Segwit-Discount, aber über 100$ sind es mindestens.)
Dennoch scheint es zu einer kleinen Modewelle gekommen zu sein. Vor allem scheinen NFT-Transaktionen auf Bitcoin wesentlich preisgünstiger als auf ETH zu sein.
Gut? Böse? Unnütz? Tod des Bitcoin? Weltuntergang?
(Ich bin da ziemlich nahe bei
Peter Todd: wer früher die Blockchain mit Daten zuspammen wollte und das nötige Kleingeld hatte, konnte das schon immer tun, mit ähnlich komplizierten Krücken. Vielleicht ist die Taproot-Methode minimal billiger, aber das macht imo nicht wirklich soo viel aus. Habs aber nicht selbst ausgerechnet, wieviel man da sparen kann.)
PS: Hab einen
Tweet gefunden, der behauptet die Taproot/Ordinal-Methode sei 15% billiger als alle vorherigen Datenspeichertechniken. Also schon signifikant, aber auch nicht weltbewegend.