Aber ich weiß gar nicht, weshalb man das hier so abtut.
Ich tue da gar nichts ab, ich amüsiere mich nur.
Dann hoch mit dem Hintern von der Couch, lasst uns den lächerlichen Single Malt gegen einen Molli tauschen und ab auf die Straße.
Ging doch früher auch mal. Gut, Groß-Demos sind momentan eingeschränkt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Eigentlich müßten derartige Gesetzesvorhaben jetzt auch eingeschränkt sein.
In gewisser Weise wünsche ich mir eine Art Fridays for Future Bewegeung in Sachen Rechtsstaatlichkeit, Liberalität, Grund- und Bürgerrechte...
Aber immerhin habe ich vor den jugendlichen Klimaaktivisten Respekt.
Da steht doch eine Geisteshaltung dahinter. Das ist die Gesinnung eines angeblichen Demokraten.
Wir haben es mit einem Inneminister zu tun
...
Und jetzt frage ich dich mal ganz konkret, ob du einen historischen Innenminister benennen kannst, der sich nicht für "mehr Überwachung" eingesetzt hat?
Das ist in gewisser Weise der "Job" eines Innenministers.
Boa, du stellst Fragen - und das als Kind der BRD.
Ganz spontan und konkret behaupte ich mal: Gerhart Baum.
Der hat zumindest keine großen Überwachungsmaßnahmen forciert und auch keine neuen erfunden. Er hat sich im Gegenteil für eine Abschwächung vorhandener Maßnahmen eingesetzt. Ich glaube es ging damals um die Gesinnungsschnüffelei, also die Überprüfung auf
sogenannte Verfassungstreue im öffentlichen Dienst, was dann eben zu vielen Berufsverboten führte.
Natürlich, war alles vor meiner Zeit und vielleicht war auch er ein "Wolf im Schafspelz". Da lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.
Aber in meiner Erinnerung, auch durch sein späteres Wirken, scheint er mir einer der letzten echten Liberalen. Jemand, der es mit Bürger- und Grundrechten sowie mit Rechtsstaatlichkeit noch ernst meint.
Erinnerst du dich an Schily?
Ein ehemaliger RAF-Anwalt wird zum Innenminister und damit zum Hardliner in Sachen Law and Order.
Ihm verdankst du letzten Endes den Durchgriff US-amerikanischer Sicherheitsinteressen post 9/11 auf Deutsche Rechtspraxis.
Ja, schönes Beispiel.
Rückblickend würde ich sagen, daß genau dieser Schily den letzten Ausschlag gab, daß meine Skepsis gegenüber diverser Behörden und gegenüber einem Großteil der politischen Akteure in Ablehnung umschlug.
Ich habe 1998 auch SPD/Grüne gewählt, entgegen meiner liberalen Einstellung. Das laste ich mir bis heute an, einer meiner größten Fehler bisher.
Ich will damit auch nicht entschuldigen, dass Innenminister stets nach "rechts" rücken und die Bürgerrechte mit Füßen treten, aber, wie gesagt: das bringt der Job mit sich, und die eigene rechtsstaatliche Gesinnung gibt man wohl an der Garderobe des Ministeriums ab.
Wenn man keine rechtsstaatliche Gesinnung hat, kann man sie auch nicht an der Garderobe abgeben.
Wer Bürgerrecht mit Füßen tritt, dem ist das nicht mal eben über Nacht eingefallen. Das ist doch schon vorher etwas faul in der Rübe.