Ich habe vor kurzem einen Altcoin entdeckt der mich wirklich überrascht hat: Timekoin (Webpräsenz:
http://timekoin.org).
Der Coin ist schon ziemlich alt - Anfang 2012 - und basiert nicht auf dem Bitcoin-Code und auch weder auf "Proof of Work" noch auf "Proof of Stake". Stattdessen verwendet er ein vollkommen anderes Sicherheitsmodell.
Erst mal war ich natürlich skeptisch und hab im dortigen Forum noch mal
genauer nachgefragt. Doch der Coin scheint zu funktionieren. Allerdings ist er noch praktisch nichts wert, da er an keiner Exchange gehandelt wird.
Werde mal versuchen, das Modell zusammenzufassen:
- Die Transaktionen werden "uhrwerkartig" exakt alle 5 Minuten von allen Peers gleichzeitig abgearbeitet.
- Jeder Peer prüft dabei nicht nur die Transaktionsdaten sondern auch die Konsistenz mit dem Saldo der verschiedenen Konten. Bei inkonsistenten Daten (Verdacht auf Manipulation) wird automatisch die Transaktionsgeschichte mit überprüft und bei Verdacht der entsprechende Peer blockiert.
- In regelmäßigen Zeitabständen werden Coins generiert. Diese werden nach dem Zufallsprinzip an die Peers verteilt. Dabei sind im Grundsatz alle Peers gleichwertig. Neue Peers bekommen einen stark reduzierten Reward, erst nach 256 Wochen (!) hast du die volle Chance. (Somit bringt es nicht viel, einfach mal ein paar Tage lang eine Million Instanzen zu mieten)
- Die Peers müssen eine einzigartige IP haben und ständig verfügbar sein, werden also regelmäßig angepingt. Wer einen Peer betreibt, der ständig nicht verfügbar ist, wird aus dem Netz ausgeschlossen. So sind z.B. Botnets aus infizierten PCs klar im Nachteil, auch kann man nicht einfach auf Billighoster zugreifen. Außerdem ist die Blockchain recht groß.
- Ein Angriff, der mit dem "51%-Attack" vergleichbar wäre, ist - wenn ich den Entwickler richtig verstanden habe - nur dann möglich, wenn der Angreifer über längere Zeit hinweg (mehrere Monate) ein großes Netzwerk von Peers mit korrupter Transaktionsgeschichte aufbauen kann und die oben beschriebenen Sicherheitsmechanismen "übersteht". Es wäre also vermutlich noch aufwändiger als ein 51%-Attack bei Bitcoin.
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das System funktionieren kann. Allerdings ist es komplexer als Bitcoin und daher eventuell anfälliger für Sicherheitslücken. Aber das Verteilungsmodell gefällt mir fast noch besser als Proof of Stake. Schließlich wird hier das dauerhafte Vertrauen in den Coin belohnt, also das langfristige Bereitstellen eines zuverlässigen Peers, der im übrigen auch ein Raspberry Pi sein kann.
Vielleicht habe ich aber etwas übersehen und es gibt doch Elemente des Coins, die nicht funktionieren können? Wer übrigens einen Exploit findet und eine Million Timekoins vorweisen kann, der bekommt ein "Bounty" von 10.000 Dollar von den Entwicklern.
Fazit: Ich bleibe weiterhin etwas skeptisch, vor allem weil man kaum etwas hier bei Bitcointalk über diesen Coin hört, aber werde mir das System auf jeden Fall mal genauer anschauen.