Interessantes (und schwieriges !) Thema
Vielleicht kannst du mal schreiben, welche Fragen sich dir stellen ? Welche Türen stehen dir offen ? Was ist der Plan ? Was möchte und erwartet dein Umfeld von dir ?
Leider möchte ich allzu persönliche/private Sachen nicht preis geben, aber ein paar Gedanken oder Denkanstösse:
Dein Threadtitel und dann der Post an sich sind schon gewissermaßen ambivalent. Eine Berufung muss sich nicht in einer beruflichen Tätigkeit manifestieren. Für viele Leute ist dies der Fall oder sie geben es zumindest vor. Seine Berufung von Anfang an aber nur auf beruflicher Ebene zu suchen, ist schon mal der falsche Ansatz meiner Meinung nach.
Wenn man sich so im Freundes- und Bekanntenkreis umhört, dann hört man von der überwältigenden Mehrheit, dass ihnen der Job Spass macht. Und trotzdem kann kaum einer es erwarten, endlich Feierabend zu machen, morgens hat man keine Lust zur Arbeit zu fahren, man freut sich auf die Wochenenden (die dann viel zu kurz sind) und auf jeden Urlaub wird hingefiebert, die Jahre bis zur Rente werden gezählt. Wenn der Job so viel Spass macht, dann macht das für mich keinen Sinn. Nun könnte man sagen, ja es macht schon Spass, aber nur 8h pro Tag und 5 Tage die Woche. Und genauso könnte man sagen, es gibt halt Dinge, die noch mehr Spass machen (ausgehen, Familie, Sport). Und trotzdem habe ich noch nie einen Angestellten gesehen, der auf einmal so eine Lust auf Arbeiten hatte, dass er an einem Sonntag in die Firma fährt, weil er unglaubliche Lust verspürt seiner spassigen Arbeit nachzugehen. Ist eher so, dass man am Sonntag denkt: Boah, morgen wieder zur Arbeit.....
Die (überwiegende Mehrheit der) Leute belügen sich einfach selber, wenn es um Spass an der Arbeit geht. Es ist ein notwendiges Übel und man ist damit so glücklich, wie man eben mit einem notwendigen Übel sein kann. Man arrangiert sich mit der Situation und gewöhnt sich daran. In den USA gab es mal eine Studie, in der 80% der Befragten sagten, dass ihnen der Job keinen Spass mache. Das ist traurig. Denn immerhin richtet man ca. 45 Jahre seines Lebens auf genau diesen Job aus. Man lebt im Prinzip nur für die Arbeit, die Arbeit bestimmt alles. An den Abenden ist man von der Arbeit kaputt, die Wochenenden dienen der kurzen Erholung und schon gegen Ende des 2-wöchigen Urlaubs plagen einen schon wieder die Gedanken an den kommenden Arbeitsbeginn und der Wiedereinstieg ins Hamsterrad.
Zurückkommend zu deiner Frage, ist es unheimlich schwierig für einen jungen Menschen, auf Anhieb den richtigen Beruf zu finden. Einfach weil man oftmals gar keine Vorstellung davon hat, was es heisst Vollzeit zu arbeiten und was diverse Berufe mit sich bringen. Die Leute, die ich kenne, haben nach der Schule einfach mal mit was angefangen, Ausbildung oder Studium oder beides hintereinander weg, und haben sich dann so treiben lassen und sind dann in Berufe reingerutscht einfach weil es sich so ergeben hat. Nur wenige wussten von Anfang an, was sie machen wollen. Und es ist auch schwer dies zu wissen, wenn man nicht schon als Kind/Jugendlicher großes Interesse an etwas hatte.
Die Abschaffung der Wehrpflicht (und Zivildienst) hat in diesem Sinne auch nicht geholfen. Es gab den jungen (männlichen) Leuten zumindest die Möglichkeit, ein Jahr lang ein bisschen nachzudenken, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen und zumindest schon mal eine Art Vollzeitarbeit zu erleben. Heutzutage müssen Schulabgänger schnell, schnell irgendwas finden, weil man nach der Schule ja keine Zeit vergeuden sollte, damit man bloss nicht zu alt ist, wenn man ins Berufsleben einsteigt (man soll ja mit 25 auch möglichst schon langjährige Berufserfahrung haben heutzutage).
Ich würde jedem Schulabgänger empfehlen, erstmal für einige Zeit ins Ausland zu gehen und vielleicht work&travel zu machen und mal nachzudenken, was sie denn mit ihrem Leben anstellen wollen. Einmal in der Mühle drin, ist es schwer dort wieder rauszukommen. Also sollte man sich nicht einfach wie ein Stück Holz im Wasser treiben lassen, sondern sich intensiv Gedanken machen - der Weg zurück oder ein anderer Weg ist oftmals schwierig, weil man dann schon in einem mehr oder weniger warmen Nest sitzt und sich mit den Unannehmlichkeiten arrangiert hat. Die Hürde daran nochmal was zu ändern, ist sehr hoch.
Grundsätzlich gibt es für mich persönlich nur ganz wenige Berufe, die mir Spass machen würden. Die, die es sind, sind schlecht bezahlt oder unerreichbar. Sowieso ist die Mehrheit der Berufe wirklich langweilig, aber es braucht auch Leute, die diese Berufe ausüben, denn sonst funktioniert das System nicht.
Bei der Beantwortung deiner entscheidenden und wegweisenden Frage, würde ich mir erstmal die Frage im Threadtitel beantworten und dann schauen, ob die Antwort auf diese Frage mit einer beruflichen Entscheidung in Einklang zu bringen ist. Hör nicht darauf, was andere möchten, sondern entscheide was du möchtest. Versuche nicht, anderen gerecht zu werden. Es ist dein Leben und du musst damit glücklich sein - nicht andere. Und nimm dir Zeit, wenn möglich. Du kannst noch genug Jahre in deinem Leben arbeiten.
In diesem Sinne: