Aber in beiden Fällen musste ich eine Hausdurchsuchung über mich ergehen lassen. Bzw. im zweiten Fall nur noch meine Eltern, da ich ja schon nicht mehr dort wohnhaft war.
Man könnte das natürlich auch anders herum sagen: die Polizei hat einfach ihre Arbeit gemacht.
Ob sie die Arbeit jetzt besonders gut gemacht hat oder nicht, sei mal dahingestellt.
Das ist aber keine Rechtfertigung um mich als Dank dafür zu behandeln wie einen Schwerverbrecher.
Hat man dich denn wie einen Schwerverbrecher behandelt?
Du hattest Hausdurchsuchungen.
Das ist unangenehm.
Aber ansonsten?
Naja, ich könnte noch von fast täglichen Verkehrskontrollen erzählen ("Zeigen Sie mal Warndreieck", "Wir dürfen mitten auf der Straße wenden um sie anzuhalten, steht ja nicht 'Bäckerei' dran", und so). Zustellungen von Strafbefehlen an Heiligabend. Weniger objektiv handelnde Richter. Aussagen von Polizisten, die keinen Zweifel daran lassen, dass meine Handygespräche abgehört wurden. Und so einige weitere Sachen, bei denen ich nicht an Zufall glaube, wobei ich Vieles meinen Nerven zuliebe inzwischen auch verdrängt habe.
Die Polizei wandelt immer auf schmalem Grad.
Wenn sie zuwenig ermittelt und etwas passiert, ist sie der Depp, wenn sie zuviel ermittelt, ist's auch nicht recht.
Stimmt schon, natürlich bin ich subjektiv der Meinung, dass etwas nicht stimmte.
Objektiv könnte man aber durchaus auch auf die Idee kommen, wenn man die Häufigkeit betrachtet. Ich hab eine Weile wirklich Notiz geführt über unangenehme Vorkommnisse mit der Obrigkeit.
Dass gerade die Herrschaften in Bayern da gerne auch mal über die Stränge schlagen, ist wohl allgemein bekannt
Ich denke gerade in ländlichen Gebieten ist das besonders übel. Wäre ich in München aufgewachsen, hätte ich es vermutlich nicht halb so schlimm empfunden. Ganz einfach weil ich denke (hoffe), dass die Polizei dort Besseres zu tun hat.
Wie kann man es mir also verdenken, das Land zu verlassen?
Kann man nicht. Aber natürlich stellt sich die Frage, ob es anderswo denn tatsächlich so viel besser ausbalanciert ist.
Ich gehe mal davon aus, dass es auch in der Schweiz Hausdurchsuchungen gibt.
Im von vielen gelobten Land of the Free kommt gelegentlich auch mal ein SWAT-Team in die Bude gestürmt.
Ich kann nur von 12 Jahren in der Schweiz berichten, wo ich kein einziges Mal mit der Exekutive oder Judikative in Kontakt, geschweige denn in Konflikt gekommen bin.
Und ja, Hausdurchsuchungen mag es auch in der Schweiz geben. Die sind aber nicht auf den persönlichen, subjektiven Mist eines Einzelnen gewachsen, sondern dienen eher der Beweisfindung in wirklich begründeten Fällen. Nicht, weil jemand zu viel Steuern zu zahlen scheint.
Und nur weil Deutschland in der Sache schlimm ist, heißt es nicht, dass es nicht noch schlimmere Länder gibt. In den USA möchte ich nicht mal tot über dem Zaun hängen.
Hierzulande kennt man zumindest seine Pappenheimer und weiß i.d.R. damit umzugehen.
Wirklich ärgerlich ist natürlich vor allem die Beschlagnahme von Beweisen, wenn es dazu kommt.
Da bekommt man seinen Computer dann teilweise erst nach jahrelangem Verfahren wieder, und dann ist die Kiste natürlich nutz- und wertlos (es sei denn, man findet seine alte Bitcoin-Wallet wieder, natürlich), wofür es natürlich keinen Ersatz gibt
Meinen 2004 beschlagnahmten PC bekam ich 2012 (!) wieder zurück.
Wie ich meine Firma weiterführte, ohne mein wichtigstes Arbeitsgerät und meine Kontakte interessierte 2004 in Zeiten als es noch keine Cloud gab, auch niemanden. Dann geht der beste Steuerzahler der Gemeinde halt den Bach runter, uns doch egal.
Versteh mich nicht falsch, begründeten Verdachtsfällen muss man natürlich nachgehen. Was mir geschah erinnert aber an Willkür höchsten Grades und das war nicht nur mein subjektives Empfinden.
Langer Rede, kurzer Sinn: es ist ärgerlich, unnötig ins Visier von Ermittlern zu kommen.
In gewissem Umfang muss man das allerdings dulden, wenn man andererseits den Schutz durch den Rechtsstaat sucht.
Das richtige Gleichgewicht zwischen Freiheit und Polizeistaat ist für jeden individuell anders.
Seit Jahren/Jahrzehnten tendiert zumindest die Masse der Bürger hin zu mehr "Sicherheit" und weniger Freiheit, wie man an den anhaltenden Wahlerfolgen von selbsternannten Law-and-Order-Populisten sieht.
In einer Demokratie muss man letztlich in gewissem Umfang akzeptieren, wenn sich die Mehrheit der Bürger so entscheidet.
Alles richtig, aber man muss irgendwo auch die Kirche im Dorf lassen.