# Gruppendynamik
Gruppen sind Bezeichnungen für eine Menge von Menschen, die gleiche oder ähnliche Eigenschaften haben. Es gibt Gruppen, die bilden Unternehmen, politische Parteien, Einkaufsgemeinschaften, Interessenvertretungen, Staaten, die Gruppe der langsamen Autofahrer, die Gruppe der schnellen Autofahrer, Religionen, junge Menschen, alte Menschen, usw.
Da die Regeln der Nachhaltigkeit übergreifend für alle gelten, kann ich die Gruppen alle gemeinsam behandeln, und werde dann Beispiele bringen.
So wie die Menschen und die Zustände im allgemeinen immer weiter zur Eskalation neigen, so neigen auch Gruppen in ihren Wertvorstellungen immer weiter zu extremen Positionen. Extreme Posititionen kann es beliebig viele geben, und sie werden von Konzernen absichtlich durch Etablierung sogenannter Trends neu erschaffen. Sie führen zu einer Art Vergötterung der extremen Position. Die Vergötterung des Euros ist nur eine davon. Andere vergöttern Apple-Produkte, und wieder andere halt etwas anderes. Wären die Trends nachhaltig, dann wäre alles in Ordnung. Aber meistens führen die Trends von heute zur Zerstörung. Auf den Vermögensmärkten bezeichnet man das auch als Blase.
Meine Aussagen treffen wieder nur im Durchschnitt zu, und keinesfalls auf das Individuum, das alles richtig machen kann. Auch kann ein Individuum in einem Bereich extrem, in einem anderen gemäßigt sein. Wichtig ist allein, dass alle Individuen zusammen im Durchschnitt immer extremer werden, jeder in seinem Bereich. Und auch als Gruppe.
Da die Menschen jetzt dazu neigen, sich selbst in der "richtigen" Position zu wähnen, weil sie ja schließlich "wissend" sind, schauen sie voller Misstrauen auf die anderen extremen Positionen, und grenzen sich ab, oder die anderen aus.
Es gibt beliebig viele extreme Positionen. Theoretisch könnte jeder einzelne Mensch auf diesem Planeten eine hohe Mauer zu allen anderen Menschen aufgebaut haben. Das alles hat seine Ursache in dem neoklassischen Programm der ewigen Steigerung im Großhirn, das ich als "Homo Oeconomicus" bezeichne. Dazu ein paar Beispiele.
Es gibt die Gruppe der langsamen Autofahrer, und die Gruppe der schnellen Autofahrer. Deren Kampf um die Deutungshoheit kann man immer wieder in Autozeitschriften nachlesen. Die extremen langsamen Autofahrer eskalieren, indem sie einen langsamen LKW ohne zu beschleunigen überholen, oder indem sie zu absichtlich kurz vor einem schnell folgenden Fahrzeug zum überholen ansetzen. Die extremen schnellen Autofahrer eskalieren, indem sie nicht vom Gas gehen, obwohl der Überholvorgang weit vorne rechtzeitig begonnen wurde, und die grundsätzlich dicht auffahren, auch wenn das vorausfahrende Fahrzeug gar nicht langsam ist. Beide Parteien schlagen argumentativ aufeinander herum.
Eine Gruppe neigt zur Beschneidung ihrer Kinder, um die natürliche Lust zu reduzieren. Die andere Gruppe nimmt Viagra, um sie künstlich zu erhöhen. Beide Gruppen sehen sich selbstverständlich im Recht. So sehr, dass die extremsten Individuen dieser Gruppen aufeinander los gehen.
Es gibt die Gruppe der Vielverdiener, und die Gruppe der Wenigverdiener. Das Extrem der Wenigverdiener sind die ehrenamtlich tätigen. Ohne Einkommen kann man nicht überleben, das müssten die ehrenamtlich tätigen eigentlich selbst erkennen. Diese Gruppe bezeichnet sich als sozial, befindet sich jedoch bei ihrer Entlohnung in einem Extrem. Es wäre nur recht und billig, den Lohn dafür einzufordern, sonst vergeht man. Die extremsten Vielverdiener sind die Oligarchen. Eine Gruppe, die eigentlich wissen sollte, dass man den Bürgern etwas übrig lassen muss, damit sie die Produkte der Oligarchen überhaupt kaufen können. Wir wissen, das wird mit wachsenden Krediten gelöst, einem Ponzi-Schema, das bald kollabiert, weil es ebenfalls instabil wird, nachdem es ausreichend eskaliert ist.
Dann gibt es noch die Gruppe der Arbeitslosen, und die Gruppe der Beschäftigten. Beide beäugen sich gegenseitig kritisch. Spätestens wenn es zu inhumanen Gesetzen wie der Sanktionierung von Arbeitslosen kommt, müssten diese Gruppen bemerken, dass sie in einem Boot sitzen. Denn die Sanktionierung dient dazu, den Marktpreis für Arbeit künstlich abzusenken, und schadet damit beiden Gruppen.
Dann gibt es noch die politischen Gruppen. Die extremen dieser Gruppen neigen dazu, aufeinander loszugehen. Die leicht extremen Individuen sind zwar noch nicht gewaltbereit, aber applaudieren.
Das Problem sind nicht die unterschiedlichen Positionen, sondern der Hang zu den Extremen. Extreme sind instabil. Sie zersetzen sich selbst, wenn der Mensch durchdreht. Dann schaltet er praktisch sein Großhirn aus, und läuft auf Reptil.
Diese Gruppenbildung wird von den Medien ausgenutzt. Sie streuen durch ihre Artikel Salz in die Wunde, und die Eskalation läuft wie eine Welle durch die Bevölkerung. Und diese verstärkt die extremen Positionen der verschiedenen Gruppen, nach dem Motto "ich habe es ja schon immer gewusst".
Jetzt komme ich zu einem Spezialfall, nämlich die Gruppe der nachhaltigen Menschen (Homo Stupido), und die Gruppe der egozentrischen Menschen (Homo Oeconomicus).
Der Homo Oeconomicus ist im extremsten Fall der Terminator. Das ist eine Spezies, die glaubt zu wissen, und die deshalb keine Fragen mehr stellt. Sie bleibt bis ins hohe Alter verblödet. Sie schlägt zu, wenn sie es für richtig hält. Sie hat für alles eine beliebige Rechtfertigung, und entschuldigt sich nie. Es handelt sich um eine brutale Kampfmaschine, die jedem die Lebensberechtigung abspricht, der nicht die eigenen Positionen teilt. Man findet sie als Autofahrer, der unvermittelt beschleunigt, wenn er selbst überholt wird. Als Konzern, der anderen Menschen das Lebenselexier Wasser vorenthält. Als Staat, der aufgrund eines Terroranschlags einen Krieg ausruft. Gerne bezeichnet man sich selbst als Wertegemeinschaft, die Argumentation dafür ist beliebig. Deshalb darf man auch Krieg um Resourcen führen, von denen man behauptet, man brauche sie dringend.
Der Homo Stupido ist im Extremfall ein neugieriges naives Kleinkind. Er kennzeichnet sich aus durch Neugier und Zweifel. Er glaubt stets, nicht genug zu wissen, und stellt deshalb Fragen. Würden wir unser Leben lang nur Fragen stellen und zweifeln, dann wären wir vermutlich noch heute Höhlenmenschen oder Urwaldindianer. Trotzdem ist es dieser Spezies in dieser extremen Form erlaubt, auf dem Planeten dauerhaft zu verweilen, weil diese Ökonomie selbst stabilisierend und deeskalierend ist. Man ist hier für andere da, nicht für sich selbst. Dieses Leben wäre in seiner extremen Form alles andere als angenehm (an Maßstäben der Industriegesellschaft gemessen).
Aus diesem Grund definiere ich Humanität als ein angemessenes Gleichgewicht zwischen diesen beiden extremen Ökonomien. Vermutlich mit einem deutlichen Hang zur nachhaltigen Ökonomie, ich halte sie für geschätzt 90% richtig. Auf der einen Seite ist also die nachhaltige Ökonomie, die deeskalierend ist, und die wir zum Überleben zwingend benötigen. Auf der anderen Seite befindet sich die neoklassische Ökonomie der ewigen Steigerung, mit der wir vergleichen und rechnen, und mit der wir stets nicht nachhaltige Maschinen bauen, und die wir für ein angenehmeres Leben benötigen.
Dass Humanität nicht das Extrem Nachhaltigkeit ist, möchte ich an einem weiteren Beispiel verdeutlichen. Das Extrem eines egozentrischen Autofahrers ist die Vollgasfahrt am Limit. Sie ist instabil, das Auto verschleißt extrem schnell, und der Mensch vergeht frühzeitig. Eine solche Fahrt ist ein Spekulation darauf, dass nichts unvorhergesehenes passiert.
Das Extrem eines nachhaltigen Autofahrers ist der Stillstand. Da kann er sogar den Motor ausmachen. Leider kommt er auch nicht an sein Ziel. Das ist spätestens dann ungünstig, wenn die zu erledigende Fahrt einem nachhaltigen Ziel dient. Aus humaner Sicht ist also nicht extreme Nachhaltigkeit das Ziel, sondern ein angemessenes Gleichgewicht zwischen Nachhaltigkeit und Egozentrik. Das klingt auch insofern logisch, weil man an sich selbst wenigstens so weit denken muss, dass man für andere da sein kann.
Wir missbrauchen derzeit die neoklassische Ökonomie der ewigen Steigerung, weil wir uns der nachhaltigen Ökonomie und ihrem Sinn nicht voll bewusst sind. So machen wir uns zu einem zum Extrem neigenden Maschinenmenschen, die jedoch nicht nachhaltig sind. Wir bewerten unseren Erfolg nur noch nach materialistischen Maßstäben, und damit nach nicht nachhaltigen Maßstäben. Da wir inzwischen Wasserstoffbomben haben, kann das schnell unser Ende bedeuten.
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