Da es ja nun um eine eigengenutzte Wohnimmobilie geht, beantworte ich das in einem eigenen post.
Zunächst zu anderen Fragen von dir:
Passiert aber das was Toralf schon richtig erwähnt, dass Anschlussfinanzierungen mit höheren Zinsen zu bedienen sind, wird es sehr schnell eng.
Ich würde darauf achten und einen Kredit nur in dem Falle annehmen.
Um das mal deutlich zu machen, eine Beispielrechnung:
1. du kaufst dir eine Immobilie für 1 Mio. EUR, 20% Eigenkapital
2. deine Finanzierungssumme sind also 800k
3. du tilgst nur 2% jährlich
4. nach zehn Jahren hast du somit eine Restschuld von 625k
5. nach zehn Jahren ist deine Immobilie keine Neuimmobilie mehr, sondern eben zehn Jahre alt, und entsprechend wertgemindert.
Gebäude-AfA setzt dafür pauschal 2% an, was auch als guter Richtwert für die reale Wertminderung gelten kann.
2% Restwertminderung pro Jahr von 1 Mio. ergibt knapp 220k, der Restwert der Immobilie beträgt also nur noch 780k.
6. somit stehen am Ende der zehn Jahre ein Restwert von 780k einer Restschuld von 625k gegenüber.
7. d.h., du hast nach zehn Jahren weiterhin nur 20% der Immobilie "abbezahlt".
Wenn sich nun der Wert der Immobilie durch die aktuelle Marktlage weiter mindert, oder die Zinsen auch nur geringfügig steigen, oder die Eigenkapitalanforderungen der Bank steigen (da es sich um eine Gebrauchtimmobilie handelt, wird üblicherweise mehr Eigenkapital verlangt), steht die Finanzierung also nicht nur auf wackligen Füßen, sondern man muss sie als gescheitert ansehen.
Zugegeben, in den meisten Fällen geht das gut.
Das hat zwei Gründe.
Zum einen gibt es zumindest bei Wohnimmobilien praktisch immer eine Wertsteigerung über zehn Jahre (auch in "Krisenzeiten").
Zum anderen verbessert sich üblicherweise die Eigenkapitalsituation und die Einnahmesituation eines gewöhnlichen Bürgers im Laufe von zehn Jahren (Gehaltserhöhung, Erbschaft, etc. pp.)
Aber wohlgemerkt: die eigentliche Finanzierung ist im Kern an sich als "geplatzt" zu bezeichnen.
Die Frage für mich ist dann: wann wäre denn ein guter Zeitpunkt?
Der richtige Zeitpunkt ist nie und immer.
Alles andere ist "hätte, hätte Fahrradkette".
Wenn du eine solide Finanzierung aufstellen kannst für ein für dich sinnvolles Investment, ist der Zeitpunkt richtig.
Äußere Faktoren wie "die Zinsen sind gerade günstig" oder "die Immobilie ist ein Schnäppchen aus Zwangsversteigerung" oder "die Wertsteigerung ist derzeit so hoch" sollten nie den Blick auf die Realitäten verstellen.
sehe aber auch sooo viele Hauseigentümer, die finanziell schlechter aufgestellt sind als ich. Die können doch nicht nur alle Glück gehabt haben?
Wenn du die Hauseigentümer meinst, die zufällig vor ca. zehn Jahren, kurz nach der Finanzkrise zu damals eher hohen Zinsen gekauft haben, dafür aber sehr günstig einkaufen konnten, und jetzt über Wertsteigerung ihr Geld mehr als verdoppelt haben:
doch, die hatten einfach nur alle Glück.
Diejenigen, die kein Glück hatten, haben ihre Immobilien längst wieder an die Bank verloren.
a) Abwertung des Dollar inwiefern? Im Wechselkurs oder in der Binnenkaufkraft?
b) Instabilität des Euro inwiefern? Wechselkurs oder Binnenkaufkraft?
Ich höre halt nur immer, dass vieles darauf hindeutet, dass a) oder b) passiert.
Dann solltest du den Quellen solcher Aussagen auch mal auf den Zahn fühlen.
IMHO und AFAIK geht derzeit kein seriöser Wirtschaftswissenschaftler ernsthaft von einem wie auch immer gearteten "Crash" in Europa aus.
Die größere Sorge besteht im Moment vor einer schleichenden deflationären Krise, vergleichbar mit Japans "
verlorenem Jahrzehnt".
Für Immobilienbesitzer wäre ein solches eher positiv, für Schuldner allerdings eher negativ, da die "Tilgung durch Inflation" wegfällt.
Was heißt "gerade genügend"?
Mit "gerade" meinte ich nicht "gerade so" sondern "jetzt gerade". Gehen wir davon aus, dass ich eine "gesunde" Finanzierung hinkriegen würde.
Ja, das hatte ich dann missverstanden.
Der Zeitpunkt ist natürlich egal, wichtig ist, dass für dein konkretes Vorhaben die Finanzierung solide steht.
Ist die Annahme gerechtfertigt, dass du dieses Einkommen auch im Falle von Krankheit, Unfall oder Absitzen einer Freiheitsstrafe behalten wirst?
Nein. Das Problem hat aber doch fast jeder Kreditnehmer.
Es gibt schon gewisse Möglichkeiten, sich dagegen abzusichern.
Aber natürlich besteht für gewöhnlich immer ein Restrisiko.
Letztlich will ich nur, dass du dir bewusst bist, dass es ein solches gibt.
Ich höre sehr oft, dass Immobilienkredite auf 30 Jahre "normal" seien.
Beim Neubau, ja.
Wie gesagt, dürfen das viele Banken gar nicht, allerdings kommt es ein wenig auf den Einzelfall an.
Üblicherweise gilt der Grundsatz, Bestandsimmobilien müssen in zwanzig Jahren rechnerisch abbezahlt werden, beim Neubau gelten AFAIK tatsächlich 30 Jahre.
Gehen wir mal von Zinsbindung auf 30 Jahre aus.
Eine Zinsbindung auf 30 Jahre musst du mir mal zeigen
So etwas gibt es auf dem Markt nicht.
Vertrag auf 30 Jahre mit Sollzinsbindung auf 15 Jahre mit anschließender Euribor-Bindung oder so, ja, kein Thema.
Aber auch 15 Jahre Sollzinsbindung kosten dann gerne mal ein halbes Prozent mehr Zinsen, ob sich das lohnt, muss man also sehr genau durchkalkulieren.
Da kann eine Aufteilung des Kredits auf einen Teil mit 5 Jahren Laufzeit, einen weiteren mit zehn Jahren, dafür einem tilgungsfreien Jahr, und einem Drittel auf Euribor oder so, sinnvoll sein. Den Aufwand wird man allerdings für eine eigengenutzte Wohnimmobilie nicht treiben.
Wie können sich so viele Leute den Kram leisten und sich da irgendwelche Einfamilienhäuser hinstellen, die im Verhältnis zu deren Gehalt zu teuer sind? Sind die alle auf Kante und Risiko finanziert? Warum sollten die Banken das großflächig tun?
1. sie können es sich nicht leisten.
2. ja, die sind "auf Kante" finanziert.
3. den Banken kann es egal sein.
Für die Banken sieht die Sachlage im Moment so aus:
Wenn sich jemand eine Eigentumswohnung in München kauft, weiß die Bank mit beinahe 100% Sicherheit, dass sie die Immobilie gewinnbringend verwerten kann.
Geht also der Kreditgläubiger (also der Immobilienkäufer) pleite, und kann den Kredit nicht mehr bedienen, geht die Wohnung in die Verwertung (im Zweifelsfall Zwangsversteigerung, aber meistens ist das nicht einmal nötig).
Weil die Immobilien in München hohe Wertsteigerungen hinlegen, wird die Immobile in der Verwertung genug Geld abwerfen, um die Restschuld plus Vorfälligkeitsentschädigung für entgangene Zinsen zu decken, und auch noch die Gebühren für Wertgutachten, Bankberater, etc. pp.
Knallhart gesagt: für die Bank ist es das bessere Geschäft, wenn du dir eine Immobilie kaufst, und schon nach zwei Jahren den Kredit nicht mehr bedienen kannst. Sie bekommt dann nämlich sämtliche Zinsen für die gesamte Laufzeit (naja, genau genommen ist das dann AFAIK bei 1% gedeckelt) auf einen Schlag ausbezahlt.
Die Bank hat also mehr Rendite, wenn du pleite gehst, als wenn du einfach solide deinen Kredit bedienst.
Pervers? Ja.
"Gute" Banken, wie (üblicherweise) Sparkassen und Volksbanken, machen sowas eigentlich nicht.
Das kann man auch gut an den Gläubigerangaben in Zwangsversteigerungen sehen, da stehen sehr selten mal Sparkassen oder Volksbanken drin, sondern eher die üblichen verdächtigen Großbanken.
Meiner Logik nach müsste eine Verschuldung bei Inflation doch positiv für mich sein.
Ja, du bekommst Tilgung durch Inflation "geschenkt".
Zusätzlich Steuervorteile etc. (ich kenne mich noch nicht genau aus, ist nur ein genereller Gedanke).
Bei einer eigengenutzten Wohnimmobilie hast du praktisch keine nennenswerten Steuervorteile.
Da vermischst du jetzt Crash mit Crash.
Entweder sprichst du von einem Euro-Crash, da nützen dir liquide Mittel in Euro natürlich gar nix.
Oder aber du sprichst von einem Platzen der Immobilienblase, dann würden also Immobilien billiger werden, und das ließe sich dann ausnutzen, wenn zugleich der Euro stabil bliebe.
Ich rede von dem, wovon "alle" reden: Finanzkrise, größer als 2008.
Nochmal der Hinweis, deine Quellen zu prüfen.
Diejenigen, die heute großspurig von "Crash" reden, verkaufen gerne Bücher.
Eine Finanzkrise ist natürlich nie auszuschließen, aber im Moment deutet eigentlich nichts darauf hin.
Von den "Crash-Propheten" wird dann meistens gesagt, dass man das "damals" ja auch nicht hat kommen sehen, und in gewisser Weise liegen sie damit richtig.
Nur ist das Nicht-Sehen von Anzeichen für eine Krise eben kein Anzeichen für eine Krise
Und auch die "Crash-Propheten" können zumindest auf nichts mit dem Finger zeigen, was den Anschein einer Krise erwecken würde.
Aktien brechen ein. Kann ich dann nicht theoretisch antizyklisch handeln und einkaufen mit den Mitteln, die ich behalten habe? Andererseits können die liquiden Mittel wertlos werden bei hoher Inflation.
Genau da liegt das Problem.
Du weißt nicht, was einbrechen wird, Aktienmärkte, Immobilienmärkte, Rohstoffmärkte, Welthandel, Gold, der Euro, der Dollar, Bitcoin?
Ja watt denn nu?
Ich weiß es auch nicht.
Die Crash-Propheten ebensowenig.
Wie willst du auf der Basis des Nichtwissens heute eine antizyklische Strategie für die Zukunft entwickeln?