Das ist so, wenn man BTC als Finanzinstrument betrachtet und nutzt. Sobald man es als Geld nutzt, spielt das erst mal keine Rolle mehr. Vielleicht sollte man erst mal eher die Geldfunktion und Transaktionsmöglichkeiten nutzen, und nicht gleich mit Derivaten einsteigen?!
Das ist mir zu einfach, denn wenn man BTC als "Geld" nutzt (was ich gerne tue), dann nutzt man sie zwangsläufig in allen Funktionen, die "Geld" im Kern auszeichnen, vereinfacht eben: Tauschmittel, Wertaufbewahrungsmittel ("Derivate" davon: Investitionsmittel, Spekulationsmittel, ...), Güterbewertungsmittel. Für alle Kernfunktionen ist eine geringe Volatilität mehr oder weniger die Voraussetzung eines Funktionierens als "Geld".
Aber, gut, lassen wir das außen vor und betrachten isoliert die Funktion als Tauschmittel. Welche Probleme löst hier BTC? Sicher: Bankenunabhängigkeit, internationale Transferierbarkeit ohne Wechselkursschwankungen, Gebührenersparnis, Geschwindigkeit der Transaktionsabwicklung, ... Dennoch komme ich aus dem "magischen Dreieck" der Geldfunktionen damit nicht raus, denn ich interagiere bei jedem Tausch indirekt mit der Fiat-Ökonomie: Händler müssen Produkte, die sie gegen BTC anbieten, auf dem Fiat-Markt einkaufen. Hersteller müssen Produkte, die sie gegen BTC anbieten, mit Rohstoffen, die sie auf dem Fiat-Markt einkaufen, herstellen usw. usf. Gerne betont "die BTC-Community" dann immer wieder: Ist doch alles kein Problem. Bitpay sorgt doch für die Interaktion mit der Fiatwelt. Tja, aber damit sind wir wieder beim Anfang: Es gibt keine eigenständige "BTC-Ökonomie", letztlich sind BTCs nur mit geringen Vorteilen ausgestattete Transmissionsriemen der zugrundeliegenden "Fiat-Ökonomie".
Daneben muss es nicht die Versicherung/Bürgschaft als Absicherung sein. Man kann auch auf andere Konzepte wie Escrow setzen, auch wenn das neu, ungewohnt und damit erst mal schlecht ist. Hinterlegte Sicherheiten und Bürgschaften funktionieren seit Ewigkeiten, sind aber für die meisten Nicht-Banker keinen Gedanken wert - warum? Klar, diejenigen die an Dein Geld wollen, werden sowas nicht von alleine anbieten, wenn sie Dein Geld auch so bekommen. Es liegt an Dir, diese Mechanismen einzufordern oder den Anbietern Dein Geld zu verweigern.
Ein blockchainbasiertes Escrowsystem ist ne tolle Sache, ganz ohne Zweifel. Um aber ökonomisch wirksam zu sein, bringt es nix, wenn haufenweise BTCs auf "Escrow-Konten" eingefroren sind, bis alle Beteiligten zufrieden sind. Das mag Betrugsgefahren innerhalb (staatlich) unregulierter Märkte unter Nutzung prinzipiell unumkehrbarer BTC-Transaktionen minimieren - mehr aber auch eben nicht.
Die Annahme, mit Bitcoin in ein - seit hunderten von Jahren gewachsenes - weiches Vollkasko-Netz zu fallen, ist falsch.
Darum geht es mir nicht.
EDIT: Lese gerade im Pressebereich einen Hinweis von 600watt:
Es sei schwierig, das Potenzial von Bitcoin als Zahlungssystem von seiner Rolle als alternativer Währung zu trennen, sagte Barry Silbert, Gründer und Vorstandschef von Second Market und Gründer des Bitcoin Investment Trust. [...] Williams verglich Bitcoin als Währung mit einer Lokomotive und das entsprechende Zahlungssystem mit den zugehörigen Schienen. "Die Lokomotive, die Währung selbst, und die Schienen, das Zahlungssystem, greifen ineinander. Sie können nicht voneinander getrennt werden", sagte Williams und prägte damit das wohl eindringlichste Bild des Abends.
Ich sehe das (s.o.) durchaus ähnlich.