Meine Paranoia teilt sich in zwei Hauptkategorien:
(i) Wie gut ist der Originalclient programmiert, d.h. Bugs darin koennten zu Verlust von Coins fuehren
(ii) Wie gut ist meine Wallet geschuetzt
Zu (i):
Man muss wohl den Programmierern und der Community vertrauen, dass die Coldwallet funktionert, selbst wenn durch sie nie eine Transaktion durchgefuehrt wurde, selbst nach vielen Jahren.
1. ist der "Originalclient" (ich nehme an, du meinst Bitcoin-QT), keine Coldwallet, sondern einfach eine Wallet. Die ist nur solange "cold", solange du den Rechner niemals ans Internet lässt. Das ist mit Bitcoin-QT aber nicht praktikabel. Für echte Coldwallets solltest du andere Software einsetzen.
2. Als Nicht-Superprogrammierer mit nahezu unbegrenzter Freizeit ist es natürlich unmöglich, den Code einer Software selbst vollständig zu überprüfen. Und selbst wenn man dazu in der Lage wäre, könnte man sich nicht darauf verlassen, dass die eigenen Kenntnisse ausreichen, um jeden möglichen Fehler in der Software zu entdecken. Insofern ist ein Vertrauen in das Funktionieren des Open-Source-Vielaugen-Prinzips notwendig, ja.
3. Solange der eigene Rechner aber nicht ans Internet angeschlossen wird, sind zumindest die Möglichkeiten, auf welche Art und Weise die fiesen Hacker den Code der Software manipuliert haben könnten, oder welche Fehler die Programmierer einfach gemacht haben, eng begrenzt. Damit ist es für die Open-Source-Community relativ leicht, diese potentiell schlimmen Fehler zu finden.
Zu (ii):
Leider weiss ich zuviel von Computern um zu wissen, dass jedes System eine Schwaeche hat und zuwenig um jede Schwaeche ausfindig zu machen und zu fixen bzw. zu ueberwachen. Gerade in letzter Zeit wurden ja wieder einige Schwachstellen in Routern und Browsern entdeckt. Wenn man dann noch miteinbezieht was unsere Volkszertreter von Privatssphaere halten, dann sind neue staatlich gefoerderte Loecher in Computersystemen nur eine Frage der Zeit.
Für den einfachsten Fall einer zufällig erzeugten Bitcoin-Adresse zählen einzig und allein, ob der Zufallsgenerator tatsächlich zuverlässig funktioniert und nicht umgangen wird, und ob die Kryptographie hinter Bitcoin prinzipiell solide ist.
Der Zufallsgenerator kann entweder schlecht sein, was es prinzipiell ermöglicht, die damit erzeugten Adressen (genauer die privaten Schlüssel dazu) zu erraten. Oder er kann einfach deaktiviert sein und du bekommst von einem fiesen Hacker eine vorgefertigte Adresse untergejubelt. Beide Möglichkeiten sind wohl allen Programmierern bekannt, die sich mit dem Sourcecode von Bitcoin-QT auseinandersetzen und es gibt nicht viele Stellen im Code, wo man da Schwächen einbauen könnte. Es ist also davon auszugehen, dass zumindest in der Hinsicht keine Schwächen vorliegen, die wären längst gefunden worden.
Die Kryptographie hinter Bitcoin ist so ca. 20 Jahre alt und sehr weit verbreitet. Sie findet an so vielen Stellen Anwendung, dass eine Schwäche darin vermutlich gravierende Auswirkungen auf Kommunikationsnetze, das Finanzwesen und wer weiß noch alles hätte. "It's Y2K all over again!"
Entsprechend viele Leute beschäftigen sich genau damit, eine Schwäche zu finden. Bis zum Beweis des Gegenteils gilt sie als sicher. Auch für den Fall, dass eine Schwäche gefunden wird, hat diese höchstwahrscheinlich nicht direkt zur Folge, dass Bitcoin zusammenbricht oder dir jemand deine coins klaut. Ein Restrisiko ist aber prinzipiell nicht auszuschließen.
Meine Hauptfrage: Wieviel Paranoia ist angebracht und was ist uebertrieben? Wie macht ihr das?
Paranoia ist total unangebracht.
Bitcoin ist sicher (für geeignete Werte von "sicher").
Eine absolute Sicherheit gibt es nicht, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Bitcoin-QT-erzeugte Adressen prinzipiell angreifbar sind, ist so niedrig, dass man darüber keine schlaflosen Nächte haben sollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass du deine Bitcoins aufgrund eigener Fehler einmal verlieren wirst, ist in jedem Fall nahezu unendlich höher.