Du siehst also die Mittelschicht nicht durch Disruptive Technologie wie Künstliche Intelligenz, Robotik und distributed ledger technologie bedroht?
Auch wenn die Frage nicht an mich gerichtet war:
es ist nicht schlüssig, warum neue Technologie "die Mittelschicht", was auch immer man unter dieser verstehen mag, bedrohen sollte.
Rein empirisch betrachtet haben neue Technologien, so "disruptiv" (ich hasse dieses Bullshit-Bingo-Hype-Wort) sie auch sein mögen, stets Arbeitsplätze an einer Stelle zerstört, während gleichzeitig an anderer Stelle Arbeitsplätze, i.d.R. höhenwertige, geschaffen wurden.
Autos haben Kutscher überflüssig gemacht, Roboter haben Fließbandarbeitern ihre Beschäftigung genommen, Computer haben Büroarbeitsplätze "vernichtet".
Im Gegenzug gibt es eben mehr Auto-Tuner, mehr Konsumgüterproduktion, mehr Vertriebsmitarbeiter, mehr Werbung, Webdesigner, Kosmetiker, Arbeitsplätze im Tourismus, Profi-Sportler, Big-Brother-Sternchen, etc. pp.
Dieser Mechanismus ist an sich uralt, schon im antiken Griechenland hat der an sich "arbeitslose" Sklavenhalter sich dann eben mit "unproduktiven" Tätigkeiten wie Philosophie, Rhetorik, Sport oder Mathematik beschäftigt.
Ein (unbekannterer) Volkswirt (an dessen Namen ich mich leider entsprechend auch nicht mehr erinnern kann) hat das mal salopp so formuliert: "die Gesellschaft ist sehr gut darin, Arbeit zu erfinden".
Die Frage, ob es weiterhin eine "Mittelschicht" gibt, ist also nicht an die Bedingung der "Nichtdisruption" geknüpft, sondern eine politische, weil in der Organisation der Gesellschaft begründete.
In einfacheren Worten: wenn hunderttausende Taxi- und Fernfahrer ihre Jobs durch autonom fahrende Autos verlieren, wird sich unsere Politik überlegen müssen, wie sie den Übergang möglichst sozialverträglich gestaltet. In der darauffolgenden Generation wird es dann neue Jobs geben, egal, wie "unsinnig" diese aus unserer heutigen Sicht erscheinen mögen.