ich bin ein europäer aus überzeugung und habe bisher in jeden sauren EU apfel gebissen, weil die EU zwar ein bürokratisches monster ist, aber europa einen nie da gewesenen frieden und viele freiheiten für ihre bürger gebracht hat. wenn die EU kommission aber so eine scheisse in gesetzesform gießen sollte, dann wäre es das für mich. dann sollte sie besser zerbrechen.
Als die EU etabliert wurde war ich noch recht jung, voller romantischer Ideale. Die Argumente mit denen die EU damals "verkauft" wurde ("wir lieben uns doch alle", "gemeinsam können wir eine effektivere Aussenpolitik machen", "eine wirtschaftliche Einheit stärkt unseren gemeinsamen Wohlstand", "Grenzen sind doch blöd") fand ich überzeugend. Ich war ein Europäer. In Herz und Verstand. Friede, Freiheit, Wohlstand. Da sagt wohl keiner nein. Die potentiellen Probleme hab ich mir kleingeredet oder sie garnicht erkannt.
Mittlerweile sehe ich "Europa" in einem vollkommen anderen Licht. Meiner Überzeugung nach wurde die Europäische Union aus ganz anderen Beweggründen in's leben gerufen, nämlich zur effektiveren - ich sag jetzt mal -
Steuerung der einzelnen Staaten und Völker die ihn diesen leben. Es ist schlicht ein Machtinstrument. Darüber wer dahinter stecken mag spekuliere ich jetzt nicht, finde den Aluhut gerade nicht.
Die Sache ist im groben ähnlich wie in Amerika, wo auch der Einfluss der "Union" (federal level) immer weiter ausgebaut und Befugnisse von den Staaten "bottom up" zur Union migriert wurden. Als prominentes Beispiel kann man die Hoheit über
das Geld nehmen. Auch in Amerika lag diese mal bei den Staaten. Zuvor sogar mal - noch besser - bei den
Banken.
Mittlerweile plädiere ich tatsächlich für eine Migration der Befugnisse "nach unten". Und zwar viel weiter nach unten: am Staat vorbei durch die Regionen/Bundesländer/Kantone bis möglichst weit runter zur "Stadt". Das ist jetzt alles recht schwamming ("
welche Befugnisse jetzt genau wo hin?") und da kann man viel nachdenken, aber von der Intention her ist es klar: Probleme dort lösen wo sie auftreten: lokal. Dinge dort regeln wo die Menschen leben. Ich könnte mir gut ein Netzwerk von Stadtstaaten (man denke an die Hansestädte) vorstellen. Selbstverständlich mit regem Handel zwischen diesen, aber mit der Möglichkeit für eine Stadt, sich differenziert
aufzustellen und um Bürger zu werben. Die können sich aussuchen wo sie leben möchten und so sollte durch diese Wahlmöglichkeit der Menschen ein Wettbewerb zwischen den Städten entstehen zur Optimierung der Regularien hinsichtlich des Wohlbefindens der Bürger. Ein solches System wäre sicher auch robuster gegen Störeinflüsse und Fehler, da es eine Diversität gibt. Ausserdem wird Innovation wieder möglich.
Das ist vielleicht eine Utopie und das kann man vielleicht nicht mal eben so aus dem Boden stampfen, aber es ist eben mein Wunsch, der vorherrschenden Zentralisierungstendenz entgegenzuwirken.
Dass dies nicht bedeutet, daß ich beispielsweise die Franzosen nicht mag versteht sich von selbst. Ausserdem: wie interessant und spannend würde ein Besuch in einem "fremden Land" (bzw. einer "fremden Stadt") wieder sein, wenn die Umstände und Regeln dort wieder substantiell anders wären als zuhause? Ich hätte auch absolut nichts dagegen auf Reisen anderes Geld zu benutzen.
Ich hätte also nichts dagegen (auch wenn's erstmal schmerzhaft wäre), wenn "Europa" sich selbst zerlegen würde.