Diese ganzen kleineren Projekte mit ihren nützlichen - oder auch nicht - Use Cases sind mMn eher Probanden, die sich die Hörner abstoßen dürfen, während "die Großen" an der Seitenlinie stehen und mal abwarten und die Ergebnisse interessiert verfolgen.
Ich würde noch einen Schritt weiter gehen, und behaupten, dass
ausnahmslos alle Coins Probanden sind, während die "große weite Wirtschaftswelt" an der Seitenlinie steht und erstmal abwartet.
Ich will nicht unterstellen, dass alle diese Projekte reine Geldmacherei, Täuschung oder Scam sind
Ich auch nicht.
Allerdings gehe ich soweit, zu behaupten, dass
beinahe alle Projekte Täuschung oder zumindest Selbsttäuschung darstellen.
Gelegentlich vergleiche ich die Shitcoin-Szene mit einer Esoterikmesse.Auf so einer Messe wirst du Kristallheilung, Wünschelruten, Aluhüte, physikalische Wasserenthärtung, Homöopathie, Astrologie, Gespräche mit den Toten, etc. pp. finden.
Manches davon ist mit Sicherheit vorsätzlicher, krimineller Betrug, wie z.B. Medien, die mit den Toten sprechen und dies in "Cold Readings" vorführen.
Bei anderem ist zumindest nie ganz klar, ob der Anbieter vorsätzlich täuscht oder sich selbst täuscht. Verkäufer von physikalischer Wasserenthärtung mögen sehr wohl an den Effekt glauben, aber vermutlich dürften die meisten wissen, dass ihre Geräte nicht funktionieren.
Eine dritte Gruppe glaubt wohl auch selbst fest an die Wirksamkeit der eigenen Angebote, ob das nun Homöopathen sind oder Wünschelrutengänger.
Insofern ist festzustellen, dass im konkreten Fall meist nicht zu klären ist, ob es sich bei einem Angebot um vorsätzlichen Betrug handelt, oder lediglich um gutgemeinte Selbsttäuschung.
ein Investieren in derlei Sachen sollte doch eher mit kurzem Zeithorizont und entsprechender Gewinnmitnahme passieren.
Mein Reden. Auch wenn mir häufig nachgesagt wird, ich sei "gegen" irgendwelche Coins, versuche ich immer wieder klar zu machen, dass es mir dabei um eine fundamentale Skepsis gegenüber solchen Projekten geht, und ich eben gerade nichts darüber aussagen möchte, ob man mit dem Kauf eines bestimmten Coins/Tokens über Nacht ruckzuck reich werden kann.
Nur würde ich in so einem Fall dann nicht wirklich ernsthaft von "investieren" sprechen, sondern ganz profan von "zocken".
Die Frage, ob es für diese Use Cases einen eigenen Coin/Token braucht, kann man wohl in der überwältigenden Mehrheit mit nein beantworten.
Damit bin ich noch nicht einmal ganz einverstanden.
Ich befürchte, dass für das Ausprobieren irgendwelcher Blockchain-Konzepte o.ä. fast immer auch ein eigener Coin notwendig ist.
Das begründe ich damit, dass das Experiment mit der Blockchain nur dann überhaupt einen Sinn ergibt, wenn es in freier Wildbahn, in einem quasi feindlichen Umfeld aus Hackern, fehlerhafter Hard- und Software, mit "Geld auf dem Tisch" stattfindet.
Im Labor, unter kontrollierten Bedingungen, mag vieles noch toll funktionieren, aber ob es sich im rauen Alltag bewährt, lässt sich letztlich oft erst im tatsächlichen Einsatz feststellen.
Natürlich ließe sich häufig auf einen ganz eigenen Coin verzichten, indem man einfach einen bereits bestehenden Coin adaptiert
Es braucht ein digitales Zahlungsmittel und wenn Blockchain-Technologie notwendig, sinnvoll und arbeitserleichternd ist, dann halt eine Kryptowährung. Hier tut es aber beispielsweise auch ein Stablecoin oder meinetwegen ein digitaler Euro.
Theoretische Zustimmung.
Ein Stablecoin (oder auch E-Euro) wäre IMHO als digitales Zahlungsmittel wesentlich besser geeignet als z.B. Bitcoin.
Das Problem ist nur leider, dass ein solcher (nach derzeitigem Kenntnisstand)
dezentral nicht möglich ist.
Da aber Dezentralität zwingende Voraussetzung für den Einsatz von Blockchains ist, ergibt sich hier ein fundamentaler Widerspruch.
Brauche ich lediglich ein digitales Zahlungsmittel, das wertstabil ist, muss ich zentralisiert arbeiten, dann aber ist auch keine dezentrale Arbeitsweise meines Anwendungsfalls mehr möglich. Somit ergibt eine Blockchain keinen Sinn.
Blockchains sind vor allem ungeheuer langsam und teuer.
Man sollte sie dann, und wirklich nur dann einsetzen, wenn man unbedingt, um jeden Preis eine dezentrale Lösung benötigt.
Wer eine Blockchain für einen grundsätzlich zentralisierten Use Case einsetzt, ist maximal inkompetent.
Ist man bereit, von der Dezentralität auch nur ein Jota abzuweichen, verbietet sich der Einsatz einer Blockchain.
Problem ist: Die Projekte verdienen dann natürlich nichts. Und sie können sich auch schlecht finanzieren. Ergo braucht es einen eigenen Token, um den Probanden spielen zu können und die Dinge auszuprobieren.
An sich richtig, nur wäre für so ein Crowdfunding nicht unbedingt ein Coin oder Token notwendig.
Überdies wäre es nur fair von den Anbietern, dann mit dem Coin/Token auch tatsächlich einen Anteil an den Gewinnen der zu entwickelnden Technologie zu verbinden.
Ein bisschen ist das so, als würde man das Geld von Kleinanlegern einsammeln, und sie dann nicht am Unternehmen beteiligen.
Natürlich kann ein ICO dann auf die eigenen "AGB" verweisen und behaupten, man habe nie eine Beteiligung versprochen.
Nur muss man eben schon die Frage stellen, ob der gewöhnlich informierte Kleinanleger sich der Tragweite solcher Formulierungen auch bewusst war.
Hier sind die Emittenten sicherlich in der Verantwortung, deutlich auf diese überraschende Regelung hinzuweisen.
Ich halte das nicht nur für moralisch fragwürdig, sondern stimme hier mit der Auffassung von Regulierungsbehörden weltweit überein, dass ein solches Verhalten in aller Regel als krimineller Anlagebetrug gelten muss.
Aber das wird langsam wieder arg off-topic