Man muss sein Handy nicht auf totale Überwachung stellen, es ist schon totale Überwachung.
Egal, wie ein Handy konfiguriert ist, lässt sich zumindest eines immer feststellen:
wann es wo ist (mit geringer Genauigkeit, nämlich lediglich auf die Funkzelle genau).*
Beobachte ich nun die Daten, wann und wo sich ein Handy aufhält, kann ich schon recht viele Schlüsse über die Person dahinter ziehen:
1. wo wohnt er? Dort ist sein Handy so gut wie jede Nacht.
2. wo arbeitet er? Dort ist sein Handy ca. an fünf Wochentagen für eine feste Dauer.
3. wer sind seine Arbeitskollegen? Deren Handys sind zu den gleichen Zeiten dort, wo er arbeitet.
4. wer gehört zu seiner Familie/seinem Haushalt? Deren Handys sind Nachts immer dort, wo auch er ist.**
5. wo wohnen seine Arbeitskollegen?
6. wo arbeiten seine Haushaltsmitglieder?
7. wer sind die Kollegen der Haushaltsmitglieder?
8. wo wohnen die Kollegen der Haushaltsmitglieder?
etc. pp.
Es entsteht alleine aus den Funkzellendaten ein so engmaschiges Netz der totalen Überwachung, das sich jede einzelne Person darin mit fast 100%iger Zuverlässigkeit bestimmen lässt.
Kann man dann nur für eine einzige Person in diesem Netzwerk weitere Datensätze verknüpfen, kommt man durch weiteres Graben zu detaillierten Informationen über jeden anderen im Netzwerk.
Schon eine einzelne Person hat ein i.d.R. über kurze Zeiträume einzigartiges Bewegungsprofil, welches sich mit anderen einzigartigen Bewegungsprofilen abgleichen lässt.
Weiß ich z.B., dass Handy A am Montag in Berlin war, am Mittwoch in Frankfurt und am Freitag in Stuttgart, und weiß ich zusätzlich dass in der selben Funkzelle, wo sich das Handy befunden hat, zur gleichen Zeit Geld an einem Geldautomaten in Berlin abgehoben wurde und später noch einmal in Stuttgart, kann ich das Konto mit dem Handy verknüpfen.
Aus dem Bewegungsprofil des Handys lässt sich dann auch herausfinden, mit welchem Zug/Flieger/Autobahn er von A nach B gekommen ist.
(natürlich müssen das nicht einmal unterschiedliche Städte sein, sondern es reichen unterschiedliche Funkzellen)
Wer über mehrere Quellen von an sich unabhängigen, geeigneten Datensätzen verfügt, kann diese immer wie ein Mosaik zu einem Einzelbild der Personen zusammensetzen, und die Identität dieser Personen mit hoher Präzision bestimmen.
Hierzu ist übrigens keine Registrierung der SIM-Karten erforderlich, das geht mit anonymen Prepaid-Karten genauso.
Bleibt die Frage, ob irgendjemand über solche Datensätze verfügt.
Ich glaube, die Frage hat Edward Snowden ein für alle Mal beantwortet.
* wer sich nun für besonders schlau hält, wechselt regelmäßig die SIM-Karte und schaltet das Handy immer nur dann ein, wenn er es braucht.
Tja, dafür hat Gott der Überwachungsstaat die IMEI geschaffen.
Und wer sich gleich mehrere Handys anschafft, sollte dringend beachten, diese niemals gleichzeitig oder zeitlich nahe beieinander anzuschalten. Niemals.** Familienmitglieder sind außerdem regelmäßig gemeinsam in entfernten Funkzellen unterwegs (auf Malle, in Antalya etc.)
edit: dass ein Mittel wie die Funkzellenabfrage auch von den "guten" Deutschen Behörden gerne massenhaft missbraucht wird, kann man als empirisch belegt ansehen:
Massenhafte Funkzellenabfrage jetzt auch in Berlin: Was Vorratsdatenspeicherung wirklich bedeutetedit2: Berliner können
ihr Handy anmelden, um wenigstens über Funkzellenabfragen informiert zu werden, vorbildlich.