Im Prinzip besteht doch der Wert eines Coins oder Tokens immer mehr aus Hoffnung als aus fundamentalen Daten. Der Wert ergibt sich eben daraus was die Menschen bereit sind dafür zu zahlen. Das ist am Aktienmarkt ja nicht so viel anders. Oder wie bewertest du beispielsweise den Kurs von Amazon und Tesla? Von beiden gibt es übrigens gar keine Dividende und Tesla macht bisher nur Verluste, was bei einer jungen Firma allerdings nicht total ungewöhnlich ist und bei Amazon auch so war. Oder wieso ist das KGV von Gazprom so niedrig?
Wie gesagt, die PAY-Token sind keine TenX-Aktien. Darum führt der Vergleich mit Aktieninvestments nur bedingt weiter. Bei Amazon-, Tesla- und anderen Tech-Aktien spekulieren Aktionäre auf die langfristige Wertentwicklung, die irgendwann zu stabilen Ausschüttungen führen wird. Und Aktionäre haben, entsprechende Gewinne vorausgesetzt, da eben ein Mitspracherecht: Werden Gewinne ausgeschüttet oder - zur weiteren Wertbildung - reinvestiert? Das alles gilt für PAY-Token nicht. Diese sind schlicht sowas wie Genussscheine auf ein eng definiertes Tätigkeitsfeld des Unternehmens. Und schätzt man dieses Tätigkeitsfeld so ein, wie ich es oben skizziert habe, dann fällt da schlicht nicht sonderlich viel Genuss ab.
Also ich muss ganz ehrlich sagen, die Aussagen von twbt geben mir mehr und mehr zu denken.
Vor allem, weil noch mindestens 2 Haken hinzukommen:
1. Die Konkurrenz. Prepaidkreditkarten sind nicht sooo der Renner im Vergleich zu "richtigen". Eine Cryptovariante davon ist ja also schon die Nische in der Nische. Und vom Kuchen in dieser Nische wollen auch Monaco, Centra und Co. was abhaben.
Mal ganz zu schweigen von der Möglichkeit, dass große Gesellschaften regulärer Karten auf den Zug aufspringen. Diese genießen einen Vertrauensvorschuss und könnten Bestandskunden anwerben!
2. Die Karte versucht, zentrale Probleme von Cryptos zu umgehen:
-schlechte Akzeptanz durch Händler
-mangelnde Skalierbarkeit
Doch was, wenn die Cryptos selbst diese Probleme (mit technischen Mitteln) überwinden? Wer braucht dann noch die Karte?
Genau darum geht's, ja. Letztlich mag TenX alle möglichen Probleme bei der Akzeptanz von Cryptos im Fiat-System adressieren und hier und da auch intelligente Lösungen finden, aber im Kern ist TenX nur ein austauschbarer "Parasit" im weltweiten Kreditkartengeschäft am Ende der Nahrungskette. Darauf reduziert, bleibt nicht viel Hype übrig.
Mein Fazit für den Augenblick:
Man muss differenzieren, ob man etwas persönlich gut findet (das tue ich) und ob man dem Konzept Funktionieren zutraut (das tue ich auch).
Das ist das eine.
Das andere aber: welches Potenzial sieht man wirklich? Das entscheidende bei einem Invest ist doch: was könnte das, was ich heute kaufe, morgen Wert sein?
Das hängt bei TenX allein vom Umsatz ab, weil es außer diesen anteilig kassieren nix kann (wenn ich es als Token besitze).
Zweifel an den hohen Zahlen aus dem White-Paper sind angebracht.
Genau das sind auch meine Überlegungen. Ich finde das alles ganz überzeugend, was TenX da mit seinen Cryptokarten macht. Vlt. kaufe ich mir mal irgendwann eine, um damit ein bisschen rumzuspielen (wahrscheinlich aber erst, wenn deren Walletsoftware Opensource ist und ich über die Privkeys verfügen kann). Aber investieren? Eine völlig andere Frage, die sich mE hier klar beantworten lässt.
Meine Handlung:
Ich werde meinen TenX-Anteil zumindest deutlich reduzieren. Aber noch nicht jetzt. Keine Panik
Wie oben geschrieben: ich würde nicht ausschließen, dass der Wert der PAY-Tokens in nächster Zeit wieder anziehen wird. Auch $10 halte ich nicht für ausgeschlossen. Solche systematischen Überbewertungen gibt es einfach in diesem hysterischen Cryptomarkt haufenweise - und man kann durchaus darauf seine Hoffnungen setzen. Mir persönlich liegen solche Investments aber schlicht nicht. Ich stecke mein Geld lieber in solche Spekulationen, die ich einigermaßen rational nachvollziehen kann.
Unterm Strich, LibertValance: Es freut mich, dass meine Überlegungen Dich zum Nachdenken und Handeln gebracht haben. Ich hoffe mal, Du wirst diese Entscheidung nicht bereuen (und mich anschließend verfluchen).