Hallo allerseits,
abseits des ganzen Meme-Coin(Token)-Hypes hab ich mich gefragt ob man nicht eigene Tokens auch als Werkzeug nutzen kann um Steuern zu sparen. Die grundlegende Idee ist einfach, "gewerbliche" Aktivitäten werden in eine Kapitalgesellschaft gepackt, diese gibt Tokens heraus, die man als Privatperson kaufen kann. Die Gewinne der Firma werden genutzt um Token zurück zu kaufen, wodurch diese im Kurs steigen. Einerseits macht die Firma dadurch steuerlich "Verluste", wodurch man die zu Versteuernden Gewinne auf Null rechnen kann und andererseits kann die natürliche Person die Token nach 1 Jahr steuerfrei verkaufen. Somit wären alle Gewinne auf allen Seiten steuerfrei und man hätte "nur" den aufwand und die laufenden Kosten einer Kapitalgesellschaft.
Spontan fallen mir dazu zwei Anwendungsfälle ein:
1. ein Altcoinportfolio z.B. Top25 bei dem das Rebalancing normalerweise zu unterjährigen Verkäufen führen würde. Indem man das Portfolio in eine Box passt (wiedergespiegelt durch den Token) entfällt die Steuer für unterjährige Verkäufe. Diskutiert wurde das hier:
https://bitcointalksearch.org/topic/m.622359212. betreiben von eigenen Validator-Nodes was wohl i.d.R. eine gewerbliche Tätigkeit darstellt. Diskutiert wurde das unter anderem hier:
https://bitcointalksearch.org/topic/m.62303610 .
Besonders interessant dürfte das im Falle von ETH sein, weil ungewerbliches staking hier nur über Dritte wie CEXn (z.B. Kraken, Bitpanda) oder Stakepools (z.B. Lido, Rocketpool) möglich ist. Egal ob man die keys bei sich behalten will, einen die hohe Zentralisierung stört (~2/3 aller gestaketen ETH bei nur 5 Big Playern Lido, Rocketpool, Coinbase, Binance, Kraken) oder man gerne den persönlichen Steuersatz für die staking/lending rewards umgehen möchte, wäre das staking über eine Firma durchaus eine Lösung.
Wie wäre das Vorgehen denkbar?
1. Die Kapitalgesellschaft wird mit Mindestkapital gegründet. Ich würde zur UG mit ~1000€ Anfangskapital tendieren.
2. Die Token werden erstellt und mit den Herstellungskosten aktiviert.
3. Das Investitionskapital in Form von FIAT oder zu stakender coins wird übertragen
a.) Als zinsfreies (Sach-)Darlehen, zusätzlich dazu separater Kauf der Token
b.) Als verzinsliches (Sach-)Darlehen wobei die Zinsen in Token bezahlt werden (und dann wohl mit dem Wert bei Auszahlung zu versteuern wären.
c) Verkauf gegen Token (als Option nur denkbar wenn genug "Vertrauen" da ist, worauf das basiert ist ja letztlich egal)
4. Gewinne/Verluste werden ausgeschüttet
a-c) ein Teil der Token werden zu höherem Preis zurück gekauft
5. Exit Strategie
a+b) Das AltcoinPortfolio bzw. die Nodes werden aufgelöst/liquidiert, das Darlehen zurückgezahlt und mit den restlichen Gewinnen die Token zurück gekauft.
Steuerlich wäre das denke ich alles machbar. Regulatorisch könnte ich mir da aber schon einige Fallstricke vorstellen...
Gerade wenn man sich den Teil ICOs im BMF Schreiben anschaut, wird es die Unterscheidung zu Utility und Security-Token wohl nicht umsonst geben. Will man regulatorische Hürden umschiffen, sollte man also wohl vermeiden die Token mit Firmenanteilen, einem Anrecht auf Herausgabe von Gewinnen (Zinsen) oder von hinterlegten coins in Verbindung zu bringen.
Ohne diese Art von Sicherheiten könnte es aber wiederum schwierig werden nachzuweisen, dass die Konditionen "handelsüblich" sind, sprich auch ein unbeteiligter Dritter sie annehmen würde...
Wie seht ihr das? Ich bin wie immer gespannt auf euer kritisches Feedback und neugierig auf das anstehende Brainstorming...
EDIT: ein passender Beitrag dazu
https://www.winheller.com/bankrecht-finanzrecht/bitcointrading/ico-initial-coin-offering/currency-token.html