Alles richtig, Du hast nur eine Sache übersehen, den Faktor Mensch.
Nein, den habe ich eindeutig erwähnt.
Bei der Distribute gab es einen Vortrag einer Allianz-Tochter, die genau diese Risiken des Transportes abdeckt.
Und genau da wäre die Blockchain laut deren Ansicht ideal, um den Kostenfaktor Mensch auszuschalten.
Das ist auch prinzipiell richtig.
Genau das können Blockchains: den Faktor Mensch (genauer: das Vertrauen, das auf menschlichem Zutun beruht) eliminieren und durch Netzwerkkonsens ersetzen.
Aber dafür braucht es gewisse Voraussetzungen, die gegeben sein müssen.
Ein großes Schiff kann bis zu 500 Mio EUR Warenwert transportieren. Wenn das zerschellt und die Sensoren melden den Schaden, kann er schnell reguliert werden, ohne große weitere Kosten für Gutachten etc.
Wenn der Schaden "extern" reguliert werden soll, ist die Blockchain vollständig nutzlos.
Geht es also um eine bloße "Schadensmeldung", die dann wieder von Menschen als Anlass genommen wird, den Schaden z.B. über eine Versicherung auszugleichen, reicht ein einfacher Sensor mit WLAN oder dergleichen.
Da fallen die paar Euro für den smart contract nicht ins Gewicht, zumal die Allianz sicher über genügend Liqui-Reserven verfügen sollte ;-).
Da irrt sich die Allianz-Tochter. Big time.
Damit die Blockchain überhaupt einen Nutzen haben kann, der über die einfache "Meldung" des Schadens hinausgeht, muss sie über die Möglichkeit verfügen, den Schaden selbst direkt zu regulieren, in einem Smart Contract.
Dazu muss der Smart Contract selbst direkt vom Sensor auf dem Schiff "gesteuert" werden, ohne äußeres Zutun.
Sinnvoll ist das also dann, und wirklich ausschließlich dann, wenn der Private Key, mit dem der Smart Contract dazu gebracht werden kann, im Schadensfall eine Zahlung auszulösen, in der alleinigen Verfügungsgewalt des Sensors selbst ist.
D.h. der Sensor muss zwingend über die weltweit einzige Kopie des Private Keys verfügen.
Geht das Schiff unter, geht auch der Private Key unter.
Wer nun erwidert, "dann hinterlegen wir eben eine Kopie des Private Keys irgendwo", hat wieder das Prinzip "Smart Contract" nicht verstanden, schon ist der Faktor "Mensch, bzw. Vertrauen in ebendiesen" nur wieder an eine andere Stelle verschoben worden.
Natürlich kann man den Smart Contract auch anweisen, dass Geld nach einer festgesetzten Zeitspanne einfach wieder freizugeben, aber das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass ein einfaches Blockieren des Signals des Sensors den Smart Contract nichtig macht.
Sollten solche Smart Contract Sensoren in der Schifffahrt tatsächlich Einzug halten, postuliere ich jetzt schonmal, dass sich auch früher oder später das Bergen von Schiffswracks wegen der enthaltenen Sensoren lohnt, schließlich wäre das die einzige Möglichkeit, wieder an das Geld zu kommen.
TL;DR: damit Smart Contracts sinnvoll eingesetzt werden können, müssen sie die alleinige Verfügungsgewalt über das in ihnen gespeicherte Geld haben. Smart Contracts können keinen Einsatz finden, um Menschen Anweisungen zu erteilen, das hebelt ihre gesamte Funktionalität in vollem Umfang aus.