Einziger Unterschied bei Bitcoin wäre ein Austausch der "Parasiten" durch Leute wie uns, die halt früh damit angefangen haben. Da macht die Mehrheit natürlich nicht mit. Klar wirst Du jetzt sagen wie gerecht und wahr und gut und richtig und fair das Ganze ist. So reden die jetzigen "Parasiten" aber auch. Und der normale Mann auf der Straße bleibt der Esel, dem man bereits seine Beine wegdiskutiert hat und der nun noch von Bitcoin-Funktionären zu einen Spazierritt überredet werden soll.
Es bleibt einer kleiner feiner Unterschied: Weder ich, noch einer von denen die noch früher oder auch später bei Bitcoin da waren, haben die Regeln des Systems geändert. Würden die Early Adopter tatsächlich z.B. die Geldmenge oder Ausgabe neuer BTC kontrollieren würde Deine Kritik tatsächlich zutreffen.
Hier schliesst sich übrigens auch wieder der Kreis: Wenn ich erlaube, dass wenige Menschen über gute und schlechte Transaktionen/BTC entscheiden (Stichwort Blacklisting), genau dann sind wir an dem Punkt wo Deine Kritik tatsächlich allmählich wieder zutreffend wird.
Ich misstraue jedem System, das seine Fähigkeit zur Selbstkritik verloren hat. Deshalb misstraue ich inzwischen auch Bitcoin. Ganz besonders Bitcoin. Gerade dort gibt es viele, die für ihren Reichtum nicht das geringste getan haben, zumindest nichts, was in irgendeinem vernünftigen Verhältnis stünde. Gleichzeitig sind viele aber so selbstgerecht, dass man im Grunde darüber nur noch lachen kann. Wäre ungefähr so als wenn ein Lottomillionär sein Erfolgsstrategie zum allgemeinen Maßstab erhebt und alle verachtet, die nicht im Lotto gewonnen haben.
Es ist bei weitem nicht alles Perfekt beim Bitcoin System. Es gibt viele Dinge, die man mit dem heutigen Wissen technisch vermutlich anders lösen würde. Im Kern ändert sich dabei aber nicht soviel, dass ich das System deshalb wegwerfen würde. Zum anderen gibt es für viele "Probleme" einfach keine gute Lösung. Bitcoin mag nicht das perfekte System sein, aber es ist das beste das wir gerade haben.
Hätte es Bitcoin wirklich ernst gemeint, hätten wir von Anfang an einen ganz anderen Verteilungsschlüssel gehabt, z.B. nach Gauss. Irgendwas, was statistisch einen Sinn ergibt und nicht die Masse von vornherein exkludiert. Stattdessen haben wir alle Coins gleich am Anfang raus gehauen und die early Adopers haben sich darauf gestürzt. Bei der Wahl der Mittel waren wir dabei nicht immer zimperlich. Aber genau das ist unser System.
Keine Frage, es hätte vielleicht bessere Möglichkeiten der Verteilung gegeben. Auch die Fokusierung auf die Miner bei der Ausgabe hat sich, nicht zuletzt durch die Entwicklung der Pools, in meinen Augen als Fehler herausgestellt. Inzwischen zeigt sich, dass Relays einen wichtigen Anteil am System haben, während die Konzentration auf eine handvoll Miner eher ungünstig ist. Auch im Protokoll steckt zuviel unerwartetes Verhalten, was die Entwicklung von alternativen Knoten erschwert.
Das Verteilungsproblem wird sich allerdings über die Zeit selber Lösen. Im Gegensatz zum Fiatsystem bedeutet der Besitz eines BTC heute nämlich nicht, dass man seinen Anteil am System damit in Zukunft leistungslos erhöhen kann. Im Gegenteil, in einer Bitcoin Wirtschaft muss man dauerhaft seinen Beitrag liefern, da Ansonsten das eigene relative Vermögen stetig sinkt. Da ich nicht zur Gruppe der Miner gehöre und - bis auf einen kurzen Ausflug bei dem ich viel mehr BTC verloren als eingenommen habe - auch nie gehört habe, sehe ich das ganz genau. Durch Einkäufe sinkt mein BTC Guthaben stetig, sodass ich es nur durch Verkäufe/Umtausch wieder auf den gewünschten Stand bringen kann.
Jeder der mir BTC verkauft hat, tat dies freiwillig. Im Gegensatz zu den Parteien, die mich über's Ohr gehauen haben, sehe ich nicht wo mein Beitrag (das Ankaufen von BTC) aggressiv gewesen wäre. Ich habe mein Engegement bei Bitcoin weder Online noch Offline geheim gehalten und mir dadurch einen Vorteil gegenüber anderen Menschen verschafft. Wenn mich die heutigen Neider damals ausgelacht, und als Spinner bezeichnet haben, kannst Du mir das wohl kaum als "nicht zimperlich bei der Wahl der Mittel" vorwerfen.
Und wieso soll noch jemand einsteigen? Nehmen wir mal an, was ich für nicht unwahrscheinlich halte, wir gehen in zwei, drei Jahren tatsächlich auf die 10.000$ oder gar 100.000$ zu. Dann ist Feierabend. Mehr wird es nicht mehr und es wird trotzdem nur eine kleine Minderheit Bitcoins besitzt und nutzen. Nämlich genau die, die so ticken wie wir. Selbstgerechte und dumme Menschen, die in der Wahnvorstellung leben ihr absurdes Besitzstreben würde die Welt verbessern.
Mit diesem Argument darf niemals jemand irgendwo einsteigen. Wenn Du die selbstgerechten gierigen Individuen kritisieren möchtest, dann solltest Du dich vielleicht erst mal im Fiat System umschauen. Ich habe das Gefühl, dass es bei denen die tatsächlich vom Bitcoin System überzeugt sind, eher weniger von dieser Sorte gibt. Wenn Du tatsächlich die Welt verbessern möchtest, dann solltest Du die grossen Fiat-Währungen nicht mal mit der Kneifzange anfassen.