Der Text ist ziemlich lange aber die paar Minuten Zeit muss man sich schon nehmen... Wahnsinn was rund um FTX abgeht
In unserem letzten Newsletter berichteten wir ausführlich über den Niedergang von FTX und den Machenschaften von Sam Bankman-Fried.
Doch was anschließend geschah, hätte man auch gut in einer neuen Netflix Serie vermuten können. Und so möchten wir diese Ausgabe noch einmal ausschließlich dem FTX- Debakel widmen.
Nach dem Untergang von FTX gab es Gerüchte, Sam Bankman-Fried sei nach Argentinien geflohen.
Auf Nachfrage von Reuters teilte SBF jedoch mit, sich noch auf den Bahamas zu befinden. Einige Twitter User hatten vermeintlich den Privatjet des CEO ausgemacht und diesen über diverse Plattformen bis nach Argentinien verfolgt.
Bankman-Fried soll ein Penthaus in Nassau auf den Bahamas besitzen, in dem er mit mehreren Mitbewohnern lebt oder gelebt haben soll. Sam Bankman-Fried, Mitgründer Gary Wang und Entwicklungsdirektor Nishad Singh sollen sich jedoch weiter auf den Bahamas befinden, dort sogar unter Aufsicht der lokalen Behörden.
Cointelegraph teilte in einem Artikel mit, unbekannte Quellen hätten von einer geplanten Flucht nach Dubai berichtet. Dies wurde ebenfalls von Nutzern berichtet, welche aus Kreisen der US-Regierung von dieser Flucht gehört hätten. Auch machten in diversen Twitter Spaces Gerüchte die Runde, SBF wäre aktuell im Luxushotel Albany Tower eingesperrt.
Eine Flucht nach Dubai wäre jedoch nicht zielführend. Erst sei kurzem gilt ein Auslieferungsabkommen zwischen den Arabischen Emiraten und den USA.
Lässt man alle Gerüchte außer Acht, so werden es trotzdem ungemütliche Zeiten für Sam Bankman-Fried. Behörden in den USA und den Bahamas haben sich über eine mögliche Auslieferung ausgetauscht. Bloomberg berichtete, dass es bereits Gespräche gegeben hat.
SBF werde hierbei in den Mittelpunkt der Ermittlungen gestellt. Da einige Geschädigte vermuten, SBF könne am Ende glimpflich davonkommen, wurde eine Petition gestartet, um den US-Kongress ebenfalls zu Ermittlungen gegen Gary Gensler, Chef der Börsenaufsicht SEC, zu bewegen. Dieser soll auf privater Ebene Verbindungen mit Bankman-Fried geteilt haben.
Elizabeth Warren Tweet
Auch die beiden US-Senatoren Elizabeth Warren und Richard Durbin forderten eine vollständige und transparente Offenlegung der Geschäftspraktiken und Finanzaktivitäten.
Ironischerweise soll der Vater des FTX-CEO und Professor an der Stanford University, Elizabeth Warren bei der Erarbeitung von Steuergesetzesentwürfen geholfen haben.
Wie klein ist doch die Welt.
Behörden der Bahamas sowie auch der Türkei begannen mit der Untersuchung im Hinblick auf strafrechtliches Belangen. Auch die Wertpapieraufsicht der Bahamas reagierte. So bestellte der oberste Gerichtshof zwei Insolvenzverwalter, welche das Vermögen der Börse FTX Digital Markets überwachen sollen.
"In Anbetracht des Ausmaßes, der Dringlichkeit und der internationalen Auswirkungen der aktuellen Ereignisse um FTX erkannte die Kommission, dass sie ihre Regulierungsbefugnisse rasch nutzen musste, um die Interessen der Kunden, Gläubiger und anderer Interessengruppen von FTX Digital Markets Ltd. weltweit zu schützen“
"In den kommenden Tagen und Wochen wird die Kommission voraussichtlich mit anderen Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten, da es sich um ein Ereignis handelt, das mehrere Regionen betrifft."
Am 10. November hatte die Wertpapieraufsicht der Bahamas den Registrierungsstatus von FTX ausgesetzt und die Vermögenswerte der Tochtergesellschaft im Land eingefroren.
Gleichzeitig wurde eine Untersuchung gegen FTX in Zusammenhang mit möglichem kriminellem Verhalten angekündigt. Am 12. November wurden alle Vermögenswerte von FTX auf eine Wallet der Wertpapieraufsicht übertragen.
Man habe auf Anordnung des Obersten Gerichtshofes die Vermögenswerte gesichert. Dieser Schritt sei notwendig, um die Interessen der Kunden und Gläubiger zu schützen.
SCB Tweet
Nach Offenlegung des Insolvenzantrages wird die Veruntreuung von Nutzergeldern durch Sam Bankman-Fried noch deutlicher und diese stellt sich als noch viel schlimmer heraus.
Wie aus den Dokumenten hervorgeht, hatte der verbandelte Hedgefond Alameda Research einen Kredit in Höhe von 1 Mrd. US-Dollar direkt an Bankman-Fried vergeben. Auch Chefentwickler Nishad Singh soll einen Kredit in Höhe von 543 Millionen US-Dollar gestattet bekommen haben.
Die Insolvenzverwalter sprechen von dem schlimmsten Fall in deren langen Karrieren.
Bankman-Fried selbst bezeichnete die Insolvenzanmeldung als einen Fehler. In einem Interview mit VOX erklärte der ehemalige FTX-CEO, er habe zwei Fehler begangen.
Der größere sei jedoch gewesen, auf das zu hören, was man ihm gesagt habe, nämlich Insolvenz anzumelden.
"Ich habe mehrmals schon Mist gebaut"
"Wissen Sie, was mein vielleicht größter Fehler war?"
"Genau das, was jeder mir geraten hat, nämlich die Insolvenzanmeldung".
Hätte er keinen Insolvenzantrag gestellt, so wäre jetzt alles zu 70 Prozent in Ordnung und Auszahlungen würden in einem Monat wieder möglich sein, ohne das Kunden Geld verloren hätten.
Er erklärte, er habe nun rund zwei Wochen Zeit, um 8 Milliarden US-Dollar aufzutreiben. Der aktuelle FTX-CEO und Umstrukturierungsleiter John Ray teilte zeitgleich mit, Bankman-Fried sei nicht mehr bei FTX, FTX US oder Alameda Research Ltd. angestellt und würde auch nicht mehr in deren Namen sprechen.
FTX Tweets
Auch häuften sich wirre Aussagen auf Twitter. Zum einen beschimpfte er Regulierungsbehörden, deren Schutz den Kunden absolut nichts bringen würde, zum anderen wiederum erklärte er, wie absolut schwer es sei eine Regulierungsbehörde zu sein und diese hätten eine unmögliche Aufgabe.
SBF Tweets
Auch regt sich weiterer Widerstand mit prominentem Einfluss. In einer Sammelklage gegen FTX in Miami vom 15. November wurden unter anderem einige prominente Namen erwähnt.
Tom Brady, Gisele Bündchen, Steph Curry, die Golden State Warriors, Shaquille ONeal und viele mehr sollen FTX entweder gefördert, unterstützt oder aktiv teilgenommen haben.
Auch andere Größen des Kryptospace meldeten sich zu Wort. So sprach Ethereum Gründer Vitalik Buterin vom bisher schlimmsten Betrug. Die vorgespielte Tugendhaftigkeit der Börse mache den Betrug noch schlimmer als alle bisherigen.
Betreiber von Mt. Gox oder LUNA seien ohnehin zwielichtig wirkende Personen gewesen. FTX hingegen habe sich als besonders tugendhaft und gesetzestreu inszeniert.
Man habe versucht besonders vertrauenswürdig zu wirken und so Anleger und die gesamte Branche zu täuschen.
Vitalik Buterin's tweet
Um solch einen Fall in Zukunft zu verhindern, arbeitet Buterin bereits an einer Proof of Reserve Lösung für Börsen. Damit solle volle Transparenz geschaffen werden und etwas von dem verlorengegangenen Vertrauen wiedergewonnen werden.
Genaue Details sind dabei noch nicht bekannt. Gestartet wurde das Pilot Projekt mit der Börse Binance. Später soll sich die Liquidität einer jeden Börse überprüfen lassen.
Eins ein Vorzeigegesicht für den Kryptospace, schaffte es SBF innerhalb von einer Woche FTX von einer der größten Börsen der Welt, mit einem geschätzten Wert von rund 32 Billionen USD, in den Ruin zu treiben und ein Loch in den Büchern von rund 8 Millionen USD zu verzeichnen.
SBFs Vermögen soll dabei von rund 16 Billionen USD auf 0 gefallen sein. Kunden wurden hintergangen, Gelder veruntreut, der Kryptospace getäuscht und hintergangen. Auch in den nächsten Monaten wird uns die FTX-Story weiter begleiten.
Quelle: Mt.Pelerin Newsletter bzw. sonst auch hier (englisch):
https://rekt.news/sbf-mask-off/