Du nennst zwei Effekte:
a) Verlustaversion
Ein Verlust wird emotional doppelt so hoch bewertet wie ein gleich hoher Gewinn. Dieser Effekt scheint wissenschaftlich nachgewiesen zu sein. Er führt zu (übertriebener?) Verlustvermeidung.
b) Ein Verlust von 50% benötigt eine Steigerung von 100%, um wieder ausgeglichen zu werden. Was angeblich schwieriger sein soll, weil 100% höher als 50% ist.
Die erste Regel stimmt wohl, die zweite halte ich für Unfug. Ich könnte es ja genauso gut so formulieren: Ich benötige nur einen Absturz von 90%, um einen Anstieg von 1000% genießen zu dürfen.
Auch aus meiner persönlichen Sicht, alle Vermögensgegenstände gleichwertig zu behandeln, also Fiat nicht zu bevorzugen, ergibt sich, dass ich alles invers darstellen kann, dann wird aus 90% Absturz 1000% Anstieg, und aus 1000% Anstieg wird 90% Absturz.
Hey an alle,
hier ist immer wieder zu lesen, dass die Verluste kleingehalten werden sollten. Diese sehr wichtige Regel scheint aber nicht immer verstanden zu werden. Das habe ich heute gemerkt, als ich mich mit jemand anders über dieses Thema unterhielt.
Es scheint in unserer Natur zu liegen, dass Verluste und Gewinne gleichgewichtet werden. Dem ist besonders bei prozentualen Rechnungen aber nicht so.
Angenommen, jemand realisiert einen Verlust von 50% auf sein gesamtes Portfolio, so muss dieser den Rest des Geldes verdoppeln, um den Verlust mit dem Gewinn auszugleichen.
Der Umkehrschluss ist einfach der, dass für jedes Prozent Verlust deutlich mehr als ein Prozent Gewinn erwirtschaftet werden muss. Darüberhinaus spielt es keine Rolle, ob zuerst Gewinne realisiert wurden oder Verluste. Ist der prozentuale Verlust genauso groß wie der prozentuale Gewinn, so ist faktisch ein Verlust entstanden.
Um das ein bisschen plastischer darzustellen, habe ich mal die kleine Tabelle mit gerundeten Prozentwerten eingefügt. Zu lesen ist diese wie folgt: z.B. "Wurde ein Verlust von z.B. 10% realisiert, so sind mehr als 11,11% notwendig, um wieder von Gewinnen sprechen zu können." Das entspricht dann ca. dem 1,111-fachen des Restportfolios.
Ein anderes Beispiel: "Werden hingegen 90% Verlust realisiert, so sind 900% Reingewinn nötig, um wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen." Das entspricht dann natürlich einer Verzehnfachung des Restvermögens (immer zu dem Reingewinn 100% addieren und dann damit multiplizieren).
Verlust: 5.00%, Notwendiger Reingewinn: 5.26%
Verlust: 10.00%, Notwendiger Reingewinn: 11.11%
Verlust: 15.00%, Notwendiger Reingewinn: 17.65%
Verlust: 20.00%, Notwendiger Reingewinn: 25.00%
Verlust: 25.00%, Notwendiger Reingewinn: 33.33%
Verlust: 30.00%, Notwendiger Reingewinn: 42.86%
Verlust: 35.00%, Notwendiger Reingewinn: 53.85%
Verlust: 40.00%, Notwendiger Reingewinn: 66.67%
Verlust: 45.00%, Notwendiger Reingewinn: 81.82%
Verlust: 50.00%, Notwendiger Reingewinn: 100.00%
Verlust: 55.00%, Notwendiger Reingewinn: 122.22%
Verlust: 60.00%, Notwendiger Reingewinn: 150.00%
Verlust: 65.00%, Notwendiger Reingewinn: 185.71%
Verlust: 70.00%, Notwendiger Reingewinn: 233.33%
Verlust: 75.00%, Notwendiger Reingewinn: 300.00%
Verlust: 80.00%, Notwendiger Reingewinn: 400.00%
Verlust: 85.00%, Notwendiger Reingewinn: 566.67%
Verlust: 90.00%, Notwendiger Reingewinn: 900.00%
Verlust: 95.00%, Notwendiger Reingewinn: 1900.00%
Dieser Zusammenhang wird sicherlich Vielen bekannt gewesen sein. Die Tabelle ist aber für die Gruppe der Mitleser gedacht, welche damit bisher Probleme hatte.
Aus diesen Fakten ergibt sich jedoch eine bittere Erkenntnis: Verlieren ist viel einfacher, als gewinnen. Wer bereits verloren hat, hat es demzufolge schwerer, alle Verluste auszugleichen.
Gruß
Bill
Edith: Grammatik und Rechtschreibung korrigiert.