Wie das mit der Entschädigung funktionieren soll weiß ich nicht. Wer soll bezahlen?
Der Mörder. Wenn er z.B. jemanden umbringen, der eine finanzielle Verantwortung gegenüber Dritten (Kinder, Familie, Gläubiger) hat, dann schuldet er meiner Meinung nach diesen Dritten fortan erstrangig seine gesammte Arbeitskraft im Rahmen der Verpflichtung, die das Opfer hatte.
Na ich weiß nicht ob das jetzt so ein Fortschritt ist. Sklavenarbeit? Na ich frage mich welcher Mörder sein Leben lang die Millionen abzahlt die das braucht. Wer mordet und sich erwischen lässt ist ganz sicher nicht dazu bereit und wird bei der nächsten Gelegenheit nach Bali umziehen.
Sieh's mal so: hierzulande wirst du dein Leben lang mit Sklavenarbeit bestraft, wenn du Leben in die Welt setzt (ein Kind machst). Wenn du aber Leben nimmst, kommst du mit einer kleinen Resozialisierungsrunde im Bau weg. Das ist jetzt arg überspitzt formuliert, aber für so manchen Alimente-Zahler sicher nicht so weit hergeholt
Womit Mezzo sicherlich richtig liegt, ist die Vernachlässigung der Entschädigung für Opfer von Verbrechen. An der Front tut sich leider seit Jahrzehnten gar nichts, während die Law-And-Order-Fraktion immer wieder auf vermeintliche Abschreckung, mehr Kontrolle und "Strafe als Rache" setzt. Wohlwissend übrigens, dass das schon in anderen Teilen der Welt und anderen Zeiten der Historie nicht gefruchtet hat.
Um aber zur Ausgangsthematik zurückzukommen:
ein erheblicher Teil der Morde geschieht zumindest hier in Deutschland nicht in Form von von langer Hand geplanten Verbrechen oder im Rahmen von Bandenkriminalität oder was man sich sonst nach dem Konsum von CSI Miami oder dergleichen so vorstellt. Wie es ein Kriminalpolizist einmal ausgedrückt hat, "passieren" die Morde den Mördern in vielen Fällen eher. Da ist z.B. die betrogene Ehefrau / der betrogene Ehemann, der aus Rache tötet, oder ganz allgemein verzweifelte Menschen, die in einer vermeintlich ausweglosen Situation eine Lösung in der Beseitigung des Menschen sehen, der ursächlich für das Problem erscheint.
Wie sieht es mit dem Familienvater aus, dem die Schulden über den Kopf wachsen? Er verliert aus Krankheit den Job, die Raten für's neu gebaute Reihenhäuschen kann er sich nicht mehr leisten, die Zwangsversteigerung droht, die Scheidung steht im Raum. In seiner Verzweiflung kommt er auf die (zugegeben dämliche) Idee, eine Bank zu überfallen. Dabei erschießt er dann jemanden. Mord aus Habgier und/oder Vertuschung einer Straftat? Lebenslang?
Eine ganz andere Klasse von Mord ist der so "beliebte"
Haustyrannenmord, wo die misshandelte Ehefrau ihr Problem in Form ihres Göttergatten im Schlaf beseitigt. Sicherlich nicht die eleganteste und sozialverträglichste Lösung, aber ist das wirklich ein guter Grund, die Frau jahrzehntelang einzusperren?
Somit sind viele Mörder eben ganz normale Menschen, deren Sozialprognose keineswegs schlecht ist, sondern bei denen man erwarten darf, dass sie nach dem Mord eigentlich wieder ihren angestammten Platz in der Gesellschaft einnehmen könnten. Sie könnten weiter zur Arbeit gehen, Steuern zahlen, ihre Kinder versorgen, bei der freiwilligen Feuerwehr Katzen aus Bäumen retten etc. Es ist keineswegs zu erwarten, dass sie mit höherer Wahrscheinlichkeit wieder einen Mord begehen werden als der Durchschnitt der Bevölkerung.
Insofern gibt es für einen erheblichen Anteil der Mörder in unseren Gefängnissen keinen guten Grund, sie lebenslang oder auch nur ein paar Jahrzehnte einzusperren. Im Gegenteil kostet das nur unnötig Geld in Form von direkten Aufwendungen für den Unterhalt und indirekt in Form von entgangenen Steuereinnahmen etc. Und der jahrelange Aufenthalt im Knast ist selten geeignet, Menschen "besser" zu machen, sondern begründet häufig erst echte "Knastkarrieren".
Wem ist damit geholfen, diese Menschen lebenslang hinter Gitter zu bringen?
Wem nützt das denn?
Den Opfern sicher nicht.
Der Wirtschaft?
Der Gesellschaft?
Den Betreibern von Strafvollzugsanstalten?
Man könnte also durchaus sogar so weit gehen, auch Mord mit einer reinen Bewährungsstrafe "davonkommen" zu lassen, wenn denn die Sozialprognose entsprechend gut ist. Ich muss zugeben, selbst mir wäre das ein bisschen zu wenig "Rache", aber wahrscheinlich bin ich da auch nur durch amerikanische Krimiserien konditioniert
Und zu guter Letzt noch ein kleiner Hinweis: Mord ist ein aussterbendes Delikt. Wir haben heutzutage noch knapp 300 Fälle von vollendetem Mord pro Jahr in Deutschland bei weiterhin sinkender Tendenz. Es ist ohnehin fraglich, ob es hierfür einen eigenen (noch dazu völlig aus dem restlichen Recht herausfallenden) Strafrechtsparagraphen braucht, oder ob nicht Mord und Totschlag vereint gehören, um eine angemessenere Tatbewertung zu ermöglichen.