Dann hier mal eine entspannte Sichtweise.
Den von euch installierten Unterschied von Cryptoland zur realen Welt gibt es so nicht. Zumindest nicht als Schema. Ich bin real, mein Lisk Testnet Client ist auch schon real - programmiert von real existierenden Wesen. Mein Trading ist auch real. Wenn ich bsw. mal von einem Gewinn die Miete oder Stromkosten für meine Mietwohnung begleichen kann, toll. Aber auch ein Verlust ist real und macht sich in meinem täglichen Tun bemerkbar. Alles schon angekommen. Bestimmte Dinge zahle ich ausschließlich mit BTC, insbesondere Hardwareteile. Falls damit aber eher Mainstream vs. Nische gemeint ist, darüber lässt sich natürlich streiten. Ich bin froh, daß es momentan so ist wie es ist. Und ich wünsche mir, daß sich die vorhandenen Verhältnisse z.B. in Hinsicht auf einen bestimmten Finanzsektor oder der Kontrolle durch den Staat über den Bürger den Ideen von Crypto anpassen - und nicht umgekehrt. Dafür müssen sich aber auch die Nutzer von einigen althergebrachten Vorstellungen lösen, zumindest aber sollten sie offen für Neues sein. Und das funktioniert in Cryptoland eigentlich schon ganz gut.
Eine Webseitenbude, die bsw. auf Basis eines CMS Seiten erstellt und Kundenaufträge annimmt, geht in der Regel einen Vertrag oder zumindest einen Vorvertrag ein. Ich weiß nicht wie das bei euch allyouracid gehandhabt wird. Aber normalerweise, ich kenne eure Kunden nicht und kann mir trotzdem vorstellen, sitzen die Schritte, weil nichts neu erfunden wird und es Routinen sind, also schon dreitausendmal gemacht wurde, und die Firma damit ihr Geld verdient. Auch bei einer Onlinebestellung, @nrg1zer, wird ein Vertrag ausgehandelt. Es gibt eine bereits vorhandene Ware, die von dir als Kunde bestellt und je nach Zahlungsart auch bezahlt wird. Hier wird nichts entwickelt oder erfunden, es ist einfach nur ein Dienstleistung mit ganz klaren Bedingungen. Und selbstverständlich rege ich mich auf, wenn ich Expresslieferung wähle und bezahle, der Verkäufer die Ware aber erst drei Tage später ohne jegliche Angabe von Gründen abschickt. Und dabei bin ich nicht rechthaberisch, kein Erbsenzähler und wirklich kein Pedant. Aber hier gibt es klare Bedingungen. Und wenn eine Seite diese nicht erfüllt, hat die andere Seite einen klaren und eindeutig definierten Anspruch.
Wir können auch anders: Wenn ich im Schallplattenportal zusammen mit anderen Freaks und Liebhabern eine alte Vinyl kaufe, dann ist mir vollkommen schnuppe, ob das Schätzchen nach 3 oder 7 Tagen ankommt. Die meisten Leute sind vertrauenswürdig, beschissen hat mich noch keiner - ich bevorzuge Vertrauen untereinander - und der Umgang ist entspannt.
Bei Projekten wie Monero, Dash, Lisk, Ethereum, IOTA hingegen entsteht erst ein Projekt, es gibt noch kein Produkt.
Und dazu geben Leute Geld in einer Art Crowdfunding. Das bedeutet, es gibt keinen Vertrag. Man offeriert eine Vision und bietet ein Konzept. Und jeder User hat die Möglichkeit zu sagen
großartig - ich bin dabei oder
watt is'n dit für'n Mist. Je nach Ansicht gibt man dafür Geld oder nicht und erhält im Gegenzug Anteile bzw. keine Anteile, wenn das Projekt startet. Natürlich gibt es immer die Möglichkeit des Anbietens einer Rückerstattung zu Gunsten der Einleger für den Fall des Scheiterns eines solchen Vorhabens. Das Projekt selbst ist entweder eine Neuerfindung oder ein Fork oder etwas dazwischen. Das Rad des Programmierens an sich muß selbstverständlich nicht neu erfunden werden, Codezeilen aber oft schon. Und meiner Meinung nach sollten sich die CEOs und Entwickler bei solchen Projekten mit Startterminen zurückhalten, da sie dann immer von einigen Leuten darauf festgenagelt werden. Und natürlich ist nicht jedes Cryptoprojekt eine absolute Neuerfindung. Aber vielleicht ein Teil einer Idee, vielleicht ein Teil des Konzeptes und vielleicht Teile des Codes. Vieles ist sogar Pionierarbeit, so wie einst die Piraten und Hacker des Internets solche leisteten. Und vielleicht, nein mit Sicherheit gibt es auch mal Rückschläge. Deshalb muß man ihnen einfach die Zeit geben, die sie benötigen.
Große Erfinder, Tüftler und Visionäre unserer Zeit hatten sich einst auch Geld geborgt bzw. wurden gesponsort. Und zwar in der Hoffnung der Geldgeber, daß man bei einem eventuellen Erfolg des Projektes mit von der Partie ist. Aber die Betonung liegt eben auf
eventuell. Oder eben in der Hoffnung, Teil einer Vision zu sein, ohne Garantie auf Gewinn. Auch hier gibt es glücklicherweise verschiedene Sichtweisen.
Und allyouracid. deinen Punkt zur realen Arbeitswelt finde ich in Teilen auch beanstandenswert.
Was heißt denn durchschleifen? Wenn ihr bsw. eine/einen Azubine/Azubi ausbildet, wird die/der ja auch dreieinhalb Jahre lang weniger zur Produktivität beitragen. Und hier weiß doch mittlerweile jeder Firmeninhaber, daß es trotzdem keine Garantie gibt, daß die/der nach dieser Zeit im Unternehmen verbleibt. Auch das ist eine Art Crowdfunding - eine Investition ohne Garantie aber mit Sicherheit in die Zukunft. Und genauso kann man einem neuen Mitarbeiter sicher auch diese Einarbeitungszeit anbieten, eventuell eben zu anderen Konditionen für die ersten Wochen. Das ist doch alles eine Frage der Sichtweise.
Episode:
Vor meiner Selbstständigkeit war ich auch mal abhängig beschäftigt bei einer kleinen Elektrobude.
Eines schönen Sommertages hatte ich einfach keinen Bock auf Arbeit und bin eine ganze Woche (5 Arbeitstage) spazieren gegangen, habe in Cafes gefrühstückt, mir die Sonne auf den Kopf scheinen lassen, jeden Abend Party gemacht - das war schön. Mein damaliger Arbeitgeber sah das natürlich vollkommen anders - trotzdem wurde ich nicht gekündigt, hatte nur weniger Überstunden auf dem Konto
. Das lag sicher daran, daß ich keine nutzlose Flitzpiepe in meinem Job war, aber eben auch an der Einstellung meines damaligen Chefs.
Nachtrag: Der Begriff
Bude ist natürlich nicht despektierlich gemeint sondern bezogen auf die Größe der Unternehmung.