Was uns fehlt, sind die frühen Charts, als Gold begann sich als Währung durchzusetzen, um zu sehen ob das auch eine volatile Angelegenheit war. Dachte man, als man Gold, nachdem man es mehrere tausend Jahre schon für Schmuck verwendet hatte, als Münze und damit als Währung verwendete, dass das neumodischer Quatsch sei?
Das ist in der Tat interessant, und es scheint ja so zu sein, dass Gold auf dem amerikanischen Kontinent vor der Conquista einen geringeren Stellenwert hatte als in Europa, wenn es auch durchaus für hochwertige Gegenstände verwendet wurde. Interessant ist in dieser Hinsicht eher, wie es genau zur europäisch/nahöstlichen Tradition "Gold als Wertaufbewahrungsmittel" kam.
Mir scheint es jedenfalls, dass bei Bitcoin die Situation deutlich anders als bei Gold aussieht. Die "Wertgeschichte" von Gold kann man sich recht einfach erklären, da es selten ist und aber bestimmte Eigenschaften hatte, wie du schon schriebst (gut verarbeitbar, haptisch, glänzend). Es wurde also für Kultgegenstände und Schmuck verwendet, also für "besondere Anlässe", und als sich Märkte entwickelten, wurde es quasi automatisch "wertvoll", zumindest dort, wo es selten war.
Der Wert von Bitcoin basiert dagegen mehr oder weniger auf einer Konvention. Seine Seltenheit kommt ja nur daher, dass man sich auf ein bestimmtes Protokoll (das angewendet zur Bitcoin-Blockchain führt) konzentriert, und eben nicht die 9999 Shitcoins mit ähnlichen Protokollen (es gibt ja sogar Altcoins mit identischem Code außer den Magic Bytes, gab es jedenfalls - sind alle gescheitert). "Technisch" sind identische Protokolle ebenbürtig - anders als beim Gold, wo es lange Zeit konkurrenzlos war und es Jahrtausende brauchte, um ähnlich aussehende Stoffe ("golden glitzerndes Blech") zu produzieren.
Bitcoin hat diesen "technischen Vorsprung" nicht, seinen Wert kann es aber dadurch erhalten, dass es seine Vorteile gegenüber der Konkurrenz ständig auf neue bestätigt. Also das es sicherer, bekannter, beliebter und verbreiteter ("Netzwerkeffekt") bleibt. Das klingt jetzt erstmal "gefährlich", aber es scheint sich so eingependelt zu haben, nicht einmal das hochgehypte Ethereum konnte Bitcoin ernsthaft vom Krypto-Thron stoßen. Also gehe ich davon aus, dass dies noch lange (womöglich so lange Kryptowährungen sinnvolle Tools bleiben) so bleiben kann und wird.
Zur Konkurrenz gehören bei Bitcoin natürlich auch andere Anlagegegenstände und Währungen. Gegenüber diesen ist aber die Behauptung der Vorteile einfacher, da es kein vergleichbar universell und global nutzbares, dezentrales, wertbeständiges und vertrauensloses Asset gibt.
Das garantiert uns natürlich immer noch nicht dass Bitcoin nicht irgendwann gegen Null gehen wird. Meiner Meinung nach wird viel von zukünftigen Use Cases abhängen. Wie gesagt, da bringt Bitcoin extrem gute Voraussetzungen wegen seiner vielfältigen Vorteile mit, aber der Wert hängt letztendlich davon ab, ob sich die Nutzung in einem bestimmten Bereich langfristig "stabilisieren" kann. Krisenwährung und wie gesagt die Ansätze bei Microstrategy usw. ist da nur erste Schritte, aber vielleicht wichtige. (Lol ist das lang geworden
)