Erst nach der Gox Pleite habe ich angefangen über Bitcoin und Geld grundsätzlich nachzudenken.
Ich sogar schon davor.
Drei Fragen zum Nachdenken:
Wenn man heute einen Bitcoin kauft, wer erwirtschaftet dann in 20 Jahren dessen Gegenwert?
Ich denke, Du stellst die falschen Fragen oder solltest noch weiter nachdenken. Geld hat abseits der Nützlichkeit als Zahlungsmittel und Wertaufebwahrungsmittel (idealerweise) keinen inhärenten Wert. Geld für sich alleine isoliert betrachtet ist wertlos. Ist Bitcoin in 20 Jahren noch nützlich, dann wird ihm ein Wert beigemessen. Hat Bitcoin dann keinen nutzen mehr, dann hat das System auch keinen Wert mehr. Es muss niemand einen Gegenwert erwirtschaften.
Was passiert, wenn 10% aller Bitcoinbesitzer ihre Coins in FIAT eintauschen möchten?
Relativ einfach, der Fiat Kurs steigt, der Bitcoin Kurs fällt. Das ist jetzt aber keine besonders tiefgründige Erkenntnis.
Wie kann man ohne Geld, Gold und sonstige Derivate sparen?
Mit Derivaten kann man gar nicht sparen, sondern Zocken oder Risiken absichern. Derivate sind Verträge, die zu irgendeinem Zeitpunkt in Forderungen münden oder offene Forderungen auf einen Basiswert. Geld ist selbst kein Derivat, da es weder eine vertragliche Pflicht nocht eine Forderung auf irgend etwas begründet. Mit (idealem) Geld kann man
dauerhaft auch nicht sparen, die Wertaufbewahrungsfunktion ist zeitlich begrenzt (sagt mir die historische Betrachtung). Gold ist ein Zwitter, da es neben der (rudimentären) Geldfunktion tatsächlich eine Ware mit vielfachem Nutzwert ist (Schmuck und technische Anwendungen). Möchtest über tausende von Jahren sparen (warum?!), dann dürfte Gold die einzige Möglichkeit sein - in der Hoffnung, dass auch unsere Nachfahren dem Metall einen besonderen Wert beimessen.
Wenn ihr mal anfangt über solche Fragen nachzudenken, werdet ihr feststellen, dass die Welt nicht so schwarz/weiß ist wie ihr sie seht. Auf der einen Seite das gute Gold oder der gute Bitcoin und auf anderen das böse FIAT. Das ist viel zu simpel.
Das ist deshalb simpel, weil "das Fiat" eine Mischung aus (wenig) Geld und (viel) Forderungen auf Geld ist. Eine differenzierte Betrachtung ist notwendig. Da die Forderungen nicht mal ein gesetzliches Zahlungsmittel sind, öfters auch mal eingefroren und gesperrt werden, haben sie tatsächlich einen geringeren Nutzwert als Geld - kurz sie sind vergleichsweise "böse". Wobei sie auch deshalb als problematisch zu sehen sind, da die Systembesitzer den Nutzern (erfolgreich) suggerieren, die Forderungen seien identisch zum Geld. Und ganz schlimm wird es, wenn die meisten Nutzer das auch noch glauben und so praktisch eine Religion begründen.
Ihr seht euer Geld als Freiheit. Aber welche Freiheit hat eine junge Frau, die in Bangladesh Röcke und Hosen für H&M zusammennäht?
Sie hat die Freiheit eines jeden Sklaven, bestimmte (kleine oder grössere) Bereiche ihres Lebens selbst kontrollieren zu können. Im übrigen bist Du (wie ich) auch nur ein Sklave, solange Du über Bereiche Deines Lebens, die ausschliesslich Dich persönlich betreffen, nicht selbst entscheiden darfst.
Trotzdem sind die meisten dieser Menschen mit ihrem Leben zufrieden. Sie ermöglichen uns letzlich unseren Wohlstand.
Natürlich sind (manche) Sklaven zufrieden, denn ein zufriedener Sklave bringt seinem Halter mehr Gewinn! Witzigerweise scheinst Du tatsächlich zu denken, dass Du der Sklavenhalter und die junge Frau Deine Sklavin ist. Dabei bist Du tatsächlich nur der Haussklave, der sich anmasst, höher zu stehen als die Feldsklavin. Das nennt man Hybris!