Auch wenn es ziemlich OT in diesem Thread ist (aber das ist ja fast der Normalfall)...
Ripple ist meiner Meinung nach am besten zu verstehen, wenn man sich einen Marktplatz (Ripple) mit Lagerhäusern drumrum (Gateways) versteht.
Wer da was verkaufen will, fährt seine Waren (Cryptocoins) in ein Lagerhaus, dem er vertraut. Dort bekommt er einen Zettel (IOU), auf dem draufsteht, was und wieviel er dort gelagert hat, und der vom Lagerhaus signiert ist. Diesen Zettel kann er jetzt auf den Markplatz mitnehmen und dort gegen andere Zettel tauschen (in Ripple auch ziemlich beliebig unterteilen). Er nimmt natürlich nur Zettel für Waren, die er gebrauchen kann oder mit denen er weiter handeln will, von Lagerhäusern, bei denen er darauf vertraut, dass die am Abend nicht einfach dicht gemacht haben und mit den Waren abgehauen sind.
Wenn er fertig ist mit Handeln, geht er zu dem Lagerhaus, in dem die Waren liegen, die er gekauft hat, und lässt sie sich dort aushändigen. Wenn er will, kann er natürlich auch den Zettel behalten und später damit handeln, oder er kann ihn gegen das Geld des Marktplatzes tauschen (XRP).
So funktionieren übrigens große Märkte im Allgemeinen - wer 50 Paletten Rosen auf dem Blumengroßmarkt kauft, der geht doch nicht mit Geldscheinen in der Hand zum Stand des Händlers und tauscht dort Geld gegen Ware, sondern er zahlt Geld in das Handelssystem des Marktes ein, macht online seine Geschäfte und geht dann irgendwann mit dem Beleg über den Kauf zur Ausgabe, wo er die Paletten in den LKW laden lässt. Geld gegen Ware direkt geht auf dem Wochenmarkt, wenn man 500g Käse aus Holland kauft...
Das Ganze hat übrigens nichts mit Schulden zu tun. Schulden sind ein Versprechen, in Zukunft Geld zu bezahlen, das man aber jetzt noch nicht hat und bis dahin irgendwie beschaffen will. Güter in Lagerhäusern sind im Gegensatz dazu aktuell vorhanden und werden nicht erst dann herangeschafft, wenn man sie aus dem Lagerhaus mitnehmen will. Natürlich gibt es Risiken, z.B. könnte ein Lagerhaus einen Mitarbeiter (oder Chef) haben, der sich doch auf einmal mit Gütern aus dem Staub macht, oder die Schlösser an den Türen halten einem Einbruchsversuch nicht stand. Das Risiko hat man bei allen Geschäften, bei denen man Geld oder Waren jemandem anvertraut, der sie zum Zweck des Handels aufbewahrt (man hat es tatsächlich auch dann, wenn man seine Bitcoins in einer Online-Wallet hält, oder bei Bitstamp oder Mt.Gox, oder sogar auf dem eigenen Rechner, und jemand installiert dort einen Trojaner...). Oder man vertraut einer schrägen Gestalt, die einem einen schmierigen Wisch über irgendwelche Bitcoins andrehen will, die angeblich irgendwo liegen (so lief das bei den TradeFortress-"Bitcoins"). Das darf man natürlich nicht machen, aber wer so vertrauensselig auf einen Großmarkt geht, dem ist nicht zu helfen.
Was die Währung des Markets (XRP) angeht: Ja, die ist premined. Der Marktplatzbetreiber (Ripple Labs) will sie zur Erzielung von Einkommen verkaufen. Da er den Markt gebaut hat und das Handelssystem, kann ich ihm das nicht wirklich übel nehmen. Immerhin hat er das Design des Handelssystems so gemacht, dass von ihm unabhängige Stellen die Transaktionen des Marktes validieren können (übrigens im Gegensatz zu gängigen Bitcoin-Börsen, bei denen weder die Software noch das Orderbuch öffentlich einsehbar sind). Im Moment sind die Validierungsstellen noch nicht wirklich so unabhängig und untereinander vernetzt, dass sie Mogeleien von Ripple Labs verhindern könnten, aber sie können solche Mogeleien im Prinzip jetzt schon aufdecken - das ist schon ein gewisses Hemmnis. Ich hoffe, dass in relativ kurzer Zeit (in diesem Jahr) der Zustand erreicht wird, dass es genügend von Ripple Labs unabhängige Validatoren gibt, die sich gegenseitig jeweils mehr vertrauen als den RL-Validatoren und dadurch einen eigenständigen Konsens bilden können.
Onkel Paul
Danke Dir ganz herzlich. Tolle Erklärung.
Mal abwarten, sieht ganz so aus, als hätte es tatsächlich Potential.