Interessante Diskussion. Ein Einwand des schweizer Teilnehmers war sinngemäß: Ja, der Bitcoin ist mengenmässig begrenzt. Und diese Begrenzung ist ein essentieller Vorteil gegenüber unbegrenzten Geldern. Aber durch die Möglichkeit, immer wieder neue Cryptocoins zu schaffen, wird diese mengenmässige Begrenzung überflüssig, weil sich dadurch ja zweifelsfrei unbegrenzt viele verschiedene Coins mit jeweils unterschiedlichen Mengen ersschaffen lassen, was letztendlich auf eine unendliche Vervielfältigung hinausläuft.
Auf den ersten Blick scheint das Argument tatsächlich logisch. Bei genauerer Betrachtung kann man aber entgegnen:
Die Tatsache, dass es unbegrenzt möglich ist, Cryptocoins zu schaffen, führt zur Unmöglichkeit der Begrenzung der Anzahl an verschiedenen Coins. Da es sich aber um verschiedene Coins handelt, die ja auch wieder im Wettbewerb zueinander stehen, ist es natürlich nicht zulässig, die Mengen dieser Coins einfach aufzuaddieren, um dann zur Behauptung zu gelangen, dass es keine mengenmässige Begrenzung gäbe. Wichtig ist nur, dass die einzelnen Cryptocoins voneinander unterscheidbar sind. Und das sind sie.
Ein Beispiel: Ein Picasso ist ein wertvolles Gemälde. Der Grund liegt darin, dass eine genügend große Menge an potentiellen Käufern von der Genialität der Bilder überzeugt ist, und die Menge der Bilder begrenzt ist. Jetzt ist es aber unbestreitbar, dass ich auch die Möglichkeit habe, eine Leinwand zu bemalen, und das Ergebnis zu verkaufen. Ich kann also durch meine Tätigkeit die Anzahl an bemalten Leinwänden beliebig vergrössern, und da eben nicht nur ich, sondern im Grunde jeder Leinwände bemalen kann, führt dies automatisch dazu, dass die Anzahl an bemalten Leinwänden potentiell unbegrenzbar ist. Trotzdem behält der Picasso seinen Wert. Warum? Weil die Menschen eben von der Genialität Picassos überzeugt sind, und nicht von meiner Genialität. Würde es mir gelingen, eine genügend große Menge an Menschen zu überzeugen, dass ich mindestens so geniale Bilderr malen könne wie Picasso, dann würde das Angebot tatsächlich erweitert, und meine Bilder würden wohl den Wert der Picassos verringern können, unter der Annahme, dass die Nachfrage nach genialen Bildern konstant wäre.
Die Frage, ob ich oder Picasso genialere Bilder male, ist gar nicht entscheidend. Die entscheidende Frage ist, was die potentiellen Käufer vermuten. Ich könnte tatsächlich der genialere Maler sein, wenn sich diese Erkenntnis aber nicht durchzusetzen vermag, dann wird sich das nicht auf die Preise meiner Bilder auswirken. Wirklich entscheidend ist also nur die Möglichkeit der Unterscheidung, ob es sich um ein Gemälde von Picasso handelt, oder ob es sich um ein Gemälde von mir handelt. Und diese Unterscheidung ist möglich, leider.
Anderes Beispiel: Gold erhält seinen Wert nicht ausschließlich aufgrund seiner Nachfrage als Industrierohstoff und Schmuck, sondern auch aufgrund seiner Wertaufbewahrungsfunktion. Und diese Werterhaltung ergibt ich aus der Vermutung, dass das weltweite Goldvorkommen begrenzt sei, und deshalb niemand die Möglichkeit hat, Gold beliebig zu vermehren. Diese Eigenschaft trifft aber nicht nur auf Gold zu, sondern auch auf andere seltene Edelmetalle. Auch diese lassen sich nicht beliebig vermehren. Aber ich habe die Möglichkeit Gold von Silber und Platin zu unterscheiden. Und nur das ist wichtig. Es ist eben nicht so, dass sich ein Marktpreis bildet, indem die gesamte Menge der begrenzt verfügbaren Edelmetalle zusammengezählt wird, und dann eben ein Preis für diese Gold/Silber/Platin/Kupfergemische bildet. Jedes Metall wird extra gehandelt, und es bildet sich somit für jedes Metall ein eigener Preis. Würden wir alle seltenen Metalle auf einen Haufen schmeissen, und würden wir daraus eine Legierung herstellen, die sich nicht mehr trennen ließe, dann würde tatsächlich ein eigener Preis für dieses Gemenge entstehen, und man könnte den Godpreis nicht mehr vom Silberpreis unterscheiden.