PoW: Miner hashen und haben eine Blockchain in der Hinterhand, woran erkennen sie, dass diese Blockchain, an welche sie einen potentiell gefundenen Block anhängen, die mit dem meisten PoW ist?
Soviel ich weiß: Vereinfacht gesagt summieren sie die Difficulty der bereits vorhandenen Blöcke. Die Chain mit der höchsten akkumulierten Difficulty ist die "längste Chain".
PoS: Minter legen eine bestimmte Menge ihrer Coins "im System" an um im nächsten Schritt vom Consensusalgorithmus entsprechend der von ihnen angelegten Coins ausgewählt zu werden um einen neuen Block anzufügen. Sind das spezielle Wallets, welche die Minter benutzen? D.h. läuft, wie bei PoW ein spezieller Client (Referenzclient) auf deren Servern, welcher potentielle Blockchains vorhält und wenn ein Minter das grosse Los zieht, so kann er den Block an eine dieser Blockchains die ihm am besten passt, anfügen?
Fast richtig (siehe unten). Es gibt verschiedene Systeme:
- einmal gibt es PoS-Systeme, die PoW nachempfunden sind (Peercoin und Abkömmlinge). Hier ist es vereinfacht gesagt so, dass du wie bei PoW hashst und versuchst Blöcke zu "finden" - aber wenn du mehr Stake "aktiv" vorhältst ist deine Aufgabe leichter, d.h. die Difficulty für dich ist geringer. Das System ist aber so konzipiert, dass es dir bei geringem Stake kaum etwas bringt, "fette Hardware" einzusetzen und sozusagen PoS mit PoW zu "umgehen". Siehe dazu:
http://earlz.net/view/2017/03/24/1901/proof-of-stake-mining-how-it-actually-works- dann gibt es Follow-the-Satoshi, wie es Cardano nutzt: Zuerst wird eine Gruppe von "Validatoren" (Nodes mit dem "Recht zu minten") ausgewählt, die eine bestimmte Menge Stake besitzen, und diesen das Recht zuerkannt, in einem bestimmten Chain-Abschnitt (Cardano nennt es "Epochs") Blocks zu produzieren. Von diesen "Validatoren" wird das "Stake-Guthaben" betrachtet und mit einem Pseudo-Zufallsgenerator jeweils ein Satoshi pro Block ausgewählt. Wer diesen Satoshi besitzt, der hat das Recht, als erster einen Block zu minen, dann gibt es noch weitere Kandidaten (wenn der erste ausfällt, kommt der nächste zum Zug etc.). (Sinn dieses Systems ist es, dass der, der mehr Stake hat, mehr Chancen hat, diesen Satoshi zu besitzen.)
- Auch beim geplanten "Casper" von Ethereum ist die Gruppe der Validatoren für einen Chain-Abschnitt schon vorher festgelegt, diese wetteifern dann in einem komplizierten Wett-Prozess um das Recht, den nächsten Block zu schreiben. Ein Vorteil von Cardano und Casper ist die höhere Stabilität des Systems gegenüber dem Peercoin-Verfahren, weil sich kein Angreifer mitten in einem dieser Abschnitte "reinmogeln" kann.
Was bei deiner Annahme falsch war: Auch bei PoS gibt es immer eine "längste Chain", d.h. eine Chain, bei der eine bestimmte Variable (bei Peercoin heißt sie "chain trust") am höchsten ausfällt. Der Minter kann also nicht einfach "die Chain auswählen, die ihm am besten passt." Es muss die längste Chain sein, sonst weisen die anderen (ehrlichen) Clients die Chain zurück.
Das Problem bei PoS ist, dass Chain-Abschnitte unter bestimmten Voraussetzungen (der Angreifer braucht eine hohe Menge Coins dafür) ohne Hardware-Einsatz gefälscht werden können, weshalb sich ein Angreifer eine "längere Chain" zurechtmogeln kann. Das ist die Grundlage für den Nothing-At-Stake-Angriff, nicht dass jeder Minter einfach jede Chain auswählen kann, die er will.
Nothing-at-Stake-Angriff so wie ich es verstehe: Der Minter bezahlt ein Gut mit seinem PoS-Coin und hält die entsprechende Blockchain vor, gleichzeitig erzeugt er einen Fork wo er die gleiche Transaktion macht, nur derart, dass der Coin ihm zukommt und nicht dem Händler. Nun muss er es schaffen, dass dieser Fork vom P2P-System akzeptiert wird. Und dazu reichen scheinbar, in der einfachsten Variante, 1% des Gesamtsupplies an Coins (wobei ich hier noch nicht verstanden habe woher diese Zahl stammt).
In etwa richtig. Die 1% beziehen sich vielleicht auf eine von Vitalik Buterin zitierte Schätzung, der damit den Einsatz fúr einen Angreifer angibt, der eine große Gruppe andere Minter bestechen will, um auf mehreren Chains zu minten. Auch diese Chains müssen jedoch die Voraussetzung erfüllen, von den ehrlichen Clients als "längste Chain" angesehen zu werden. Ich halte diese Schätzung aber für zu niedrig und den Bestechungs-Angriff für höchst komplex und schwierig.
Buterins Artikel über "Weak Subjectivity" ist zwar, wenn man noch nicht in die Materie eingestiegen ist, ein harter Brocken. Aber es lohnt sich.
(Alles mit dem Vorbehalt, dass ich es selbst richtig verstanden habe.
)
Zum zweiten Post (Early Adopter, Zentralisierung usw:):
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es bei PoS am besten ist, wenn es eine größere Menge (>100, besser >1000) Groß-Halter gibt, die sich sozusagen gegenseitig neutralisieren. Das dürfte auf ein "reifes" Kryptowährungs-System zutreffen. Für die allermeisten von ihnen wird ein Angriff ein (großer) finanzieller Verlust sein, weshalb sie sich dagegen stemmen ("altruism-prime").
Klein-Staker können sich per "Leased Forging" (NXT/Ardor) oder "Cold Minting" (Peercoin geplant) zu Gruppen zusammenschließen, die die gleiche Macht haben wie große Einzelhalter und damit ebenfalls gegen Angreifer vorgehen können. Zumindest beim geplanten Peercoin-System (ich war bei der Diskussion dabei) ist dabei auch das "Sicherheitsproblem" beim Staken, das mezzomix anspricht, gelöst.
Börsen sind in der jetzigen Anfangsphase von Kryptowährungen tatsächlich ein großes Problem, da stimme ich euch beiden zu. Es gab ja z.B. bei NXT mal einen Angriff auf BTER, bei dem etwa 15% aller existierenden NXT entwendet wurden. Der Hacker hätte da durchaus einen Angriff fahren können. Genauso aber auch eine "malizöse" Börse.
Ähnlich wie ich vor ein paar Tagen zu LN anmerkte (dort bezogen auf große Hubs), liegt es aber in der Verantwortung der Community selbst, so wenig Coins wie möglich auf Börsen zu lassen und möglichst auch zu diversifizieren. Eine Hoffnung besteht mit dezentralen Börsen bzw. Atomic Swaps. Ich will mir seit längerem mal BarterDex anschauen, das ja schon funktionieren soll. Und Bisq gibt es ja auch schon eine Weile.