Interessant, dass die sicherlich noch nicht ausreichende Studie aus Gantern so verrissen wird, der Herr ist aber Virologe und die Hochrechnungen von neutraler Stelle bestätigen weitestgehend die Richtigkeit.
Das dürfte als "Heinsberg Studie" genannt worden sein? Birgt durchaus Sprengstoff. Da fehlt eine endgültige Fassung,
oder ein besseres Copy-Paste als ich hier habe.
Die Karnevalssitzung im Kreis Heinsberg ist noch nicht ausgesessen.
Vorläufiges Ergebnis und Schlussfolgerungen der COVID-19 Case-Cluster-Study (Gemeinde Gangelt)
Prof. Dr. Hendrik Streeck (Institut für Virologie)
Prof. Dr. Gunther Hartmann (Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie, Sprecher Exzellenzcluster ImmunoSensation2)
Prof. Dr. Martin Exner (Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit)
Prof. Dr. Matthias Schmid (Institut für Medizinische Biometrie, Informatik und Epidemiologie)
Universitätsklinikum Bonn, Bonn, den 9. April 2020
Hintergrund: Die Gemeinde Gangelt ist in Deutschland einer der am stärksten von
COVID19 betroffenen Orte Deutschlands. Es wird angenommen, dass das
Infektionsgeschehen auf eine Karnevalssitzung am 15. Februar 2020 zurückzuführen
ist, da mehrere Personen im Nachgang zu dieser Sitzung SARSCoV2 positiv getestet
wurden. Die Karnevalssitzung und das Ausbruchgeschehen der Sitzung wird derzeit
noch genauer untersucht. Es wurde eine repräsentative Stichprobe aus der Gemeinde
Gangelt (12.529 Einwohner) im Kreis Heinsberg gezogen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt ein Protokoll, bei dem je nach zu
erwartender Prävalenz stichprobenartig 100 bis 300 Haushalte untersucht werden.
Diese Stichprobe wurde auf ihre Repräsentativität abgestimmt mit Herrn Prof. Manfred
Güllner (Forsa).
Ziel: Das Ziel der Studie ist es, den Stand der durchgemachten und noch immer
stattfindenden SARS-CoV2 Infektionen (Prozentsatz aller Infizierten) in der Gemeinde
Gangelt zu bestimmen. Zusätzlich soll damit der Stand der derzeitigen SARS-CoV2
Immunität ermittelt werden.
Vorgehen: Ein Serienbrief wurde an ca. 600 Haushalte verschickt. Insgesamt nahmen
ca. 1000 Einwohner aus ca. 400 Haushalten an der Studie teil. Es wurden Fragebögen
erhoben, Rachenabstriche genommen und Blut auf das Vorliegen von Antikörper (IgG,
IgA) getestet. In diese erste Auswertung gehen die Zwischenergebnisse und
Rückschlüsse von ca. 500 Personen ein.
Vorläufiges Ergebnis: Es wurde eine bestehende Immunität von ca. 14% (anti-
SARS-CoV2 IgG positiv, Spezifität der Methode >,99 %) festgestellt. Etwa 2 % der
Personen wiesen eine mittels PCR Methode festgestellte aktuelle SARS-CoV-2
Infektion auf. Die Infektionsrate (aktuelle Infektion oder bereits durchgemacht) betrug
insgesamt ca. 15 %. Die Letalität (case fatality rate) bezogen auf die Gesamtzahl der
Infizierten in der Gemeinde Gangelt beträgt mit den vorläufigen Daten aus dieser
Studie ca. 0,37 %. Die in Deutschland derzeit von der Johns-Hopkins University
berechnete Letalität beträgt 1,98 % und liegt damit um das 5-fache höher. Die
Mortalität bezogen auf die Gesamtpopulation in Gangelt beträgt derzeit 0,06 %.
Vorläufige Schlussfolgerung: Die von der Johns-Hopkins University berechnete 5-
fach höhere Letalität im Vergleich zu dieser Studie in Gangelt erklärt sich aus der
unterschiedlichen Bezugsgröße der Infizierten. In Gangelt werden mit dieser Studie
alle Infizierten in der Stichprobe erfasst, auch diejenigen mit asymptomatischen und
milden Verläufen. In Gangelt ist der Anteil der Bevölkerung, der somit bereits
Immunität gegen SARS-CoV-2 ausgebildet hat, etwa 15%. Dies bedeutet, dass sich
15 % der Bevölkerung in Gangelt nicht mehr mit SARS-CoV-2 infizieren können, und
der Prozess bis zum Erreichen einer Herdenimmunität bereits eingeleitet ist. Dieser
15-prozentige Anteil der Bevölkerung vermindert die Geschwindigkeit (Netto-
Reproduktionszahl R in epidemiologischen Modellen) einer weiteren Ausbreitung von
SARS-CoV-2 entsprechend.
Durch Einhalten von stringenten Hygienemaßnahmen ist zu erwarten, dass die
Viruskonzentration bei einem Infektionsereignis einer Person so weit reduziert werden
kann, dass es zu einem geringeren Schweregrad der Erkrankung kommt, bei
gleichzeitiger Ausbildung einer Immunität. Diese günstigen Voraussetzungen sind bei
einem außergewöhnlichen Ausbruchsereignis (superspreading event, z.B. Karnevals-
Sitzung, Apres-Ski-Bar Ischgl) nicht gegeben. Mit Hygienemaßnahmen sind dadurch
auch günstige Effekte hinsichtlich der Gesamtmortalität zu erwarten.
Wir empfehlen daher ausdrücklich, die vorgeschlagene Vierphasen Strategie der
Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) zu implementieren. Diese
sieht folgendes Modell vor:
Phase 1: Gesellschaftliche Quaranta?nisierung mit dem Ziel der Einda?mmung
und Verlangsamung der Pandemie und Vermeidung einer U?berlastung der
kritischen Versorgungsstrukturen insbesondere des Gesundheitsversorgungssystems
Phase 2: Beginnende Ru?cknahme der Quaranta?nisierung bei gleichzeitiger
Sicherung hygienischer Rahmenbedingungen und Verhaltensweisen.
Phase 3: Aufhebung der Quaranta?nisierung unter Beibehaltung der hygienischen
Rahmenbedingungen
Phase 4: Zustand des o?ffentlichen Lebens wie vor der COVID-19 Pandemie
(Status quo ante).
(Stellungnahme der DGKH ist hier zu finden:
https://www.krankenhaushygiene.de/ccUpload/upload/files/2020_03_31_DGKH_Einladug_Lageeinschaetzung.pdf)
Anmerkung: Diese Ergebnisse sind vorläufig. Die endgültigen Ergebnisse der
Studie werden publiziert und der Öffentlichkeit vorgestellt, sobald diese
vorliegen.