Der Sueddeutsche Beobachter muss es ja wissen...
Ich hab den Artikel komplett gelesen (muss man nicht unbedingt, aber man sollte sich einer kritischen Stimme nicht verschließen).
Hier ist es jedoch wirklich nur: eine Stimme. Schlüssige, geschweigedenn NEUE Gedanken sind dem Pamphlet nicht zu entnehmen.
Vielmehr halte ich fest:
-der Autor ist, wie Harald Lesch, auch im Öffi-Rechi verwurzelt (das wundert mich wenig, ein sicherer Auftraggeber, zuverlässiger Abnehmer für massenkompatible Meinungs-Durchschnittkost in Dosen):
Kurzvita
Ich arbeite als Wirtschaftsjournalist vorwiegend für den Hessischen Rundfunk, das ARD-Börsenstudio und die Süddeutsche Zeitung.
-Öffi-Rechi ist, um es mal vorsichtig auszudrücken, nicht gerade für eine ausgewogene Berichterstattung bekannt
-es bleibt sein Geheimnis, wen er mit "Jünger" "Enthusiasten" "Szene" meint. Die Investoren? Die Core-Entwickler? Die Lightning-Entwickler? Die aktiven Nutzer (MitBitcoinBezahler)?
-jedenfalls hat keine der genannten Gruppen irgendwas "versprochen", und schon gar nicht binnen Jahresfrist zu liefern
-dementsprechend haben sie "faule ausreden" gar nicht nötig
-spätestens der Vergleich mit VISA zeigt, dass hier überhaupt nichts auch nur ansatzweise verstanden wurde: ein zentralisiertes, fast 50 Jahre altes System vs. ein dezentrales, noch nicht mal 10 Jahre altes, im Performancevergleich - finde den Fehler. Das ist in etwa so, als ob man dem neuen VW-Polo vorwerfen würde, dass er ja nicht die Spitzengeschwindigkeit eines ICE erreicht.
-noch absurder der Vorwurf für gehackte Exchanges. Was kann den BTC dafür, wenn diese nicht ausreichend gesichert sind? Und als ob mit Kreditkarten nicht Milliardenbetrug laufen würde, als ob Banken nie überfallen würden... gleiches Muster wie bei Lesch: bei BTC ist alles sinnlos, dumm und absurd. Dass die (Finanz-)Welt, die man sich bisher zusammengestrickt hat, weitaus weniger Sinn macht (wenn man ihren Beitrag zum Allgemeinwohl als Maßstab nimmt) und weitaus mehr Pferdefüße und Fußangeln aufweist als BTC Kinderkrankheiten, davon kein Wort. Vollkommen einseitige Betrachtung. Vom Intellekt her müsste der Autor doch zu einer ganzheitlichen Analyse in der Lage sein. Die Einseitigkeit ist jedoch bewusst angewendet, um etwas zu forcieren. Und spätestens hier sind wir auf ganz dünnem Eis, das ist ganz einfach schlechter Journalismus. Ach, das ist noch nicht mal überhaupt Journalismus.
-die angedeutete Korrelation mit der Börse, die nicht Korrelation genannt wird. Weil mal ein gleichzeitiger Absturz stattfand, und ein paar Wochen "Gleichlauf" war. Seit wann reicht eine Betrachtung von ein paar Wochen, um einen Zusammenhang zwischen Assets, die über Jahrzehnte gehandelt werden, empirisch nachzuweisen? Wo ist hier das wissenschaftliche Grundhandwerk? Oder "schreibt" hier ein 2ter Guttenberg? Wobei ich noch nicht mal an diesen Gleichlauf glauben möchte. Aber einen Chart oder anderen Nachweis spart sich der Jung gleich ganz. Überhaupt, der Artikel ist vage, unpräzise, führt keine Nachweise... ich vergesse jetzt mal meine Manieren, um es auf den Punkt zu bringen: er ist wie hingekotzt.
-jetzt soll also der BTC von der Gnade der SEC abhängen. Da lachen ja die Hühner. Es ging Jahre ohne SEC und ETF steil bergauf (mit Preis UND Entwicklung), jetzt auf einmal soll Bitcoin nicht mehr ohne etwas leben können, was er noch nie hatte?!
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Das Internet nutzt heute jeder
Ja, lieber Victor, wenn ich mir deinen Artikel so durchlese, ist vielleicht genau das das Problem
Fazit: außer ein paar schönen Metaphern ist da wirklich nichts. Der Bitcoin hat natürlich nur Probleme, und ist "kollektiver Selbstbetrug". Das FIAT-System hingegen ist natürlich vollkommen transparent, ehrlich und gerecht und schließt Betrug gänzlich aus