Im Grunde ist die interessanteste Frage wirklich wie sie die Situation jetzt "heilen" wollen. Es gibt da m.A.n. mehrere theoretische Szenarien, gleichzeitig ist das Risiko recht hoch das keines davon funktioniert.
Szenario 1: Refund
Das wäre m.A.n. das Beste was getan werden könnte. Alles rückabwickeln und dann können sie ja noch mal versuchen ein ICO auf die Beine zu stellen. Da sie ja jetzt auch noch ICO-Berater sind wird das bestimmt super.
Aber ernsthaft, und das könnte das Problem sein: Ich weiß nicht, ob sie ausgeschlossen haben das Crypto-Investments von Börsen ins ICO geschickt werden konnten. Falls das nicht ausgeschlossen war ist eine automatisierte Rückabwicklung unmöglich und alles müsste manuell gemacht werden, was extrem langwierig und ein organisatorischer Alptraum wäre.
Und falls es schon möglich ist Token zu versenden ist es vermutlich schon zu Ver-/Käufen abseits irgendwelcher Börsen gekommen.
Szenario 2: Durchstehen und liefernDie Total Value ist extrem hoch, m.A.n. viel zu hoch für so eine App, selbst wenn die diesen PR-Stunt nicht gebracht hätten. Ich halte das Projekt ehrlich gesagt für Hype. Auch ohne diese dumme Aktion würde ich von tendenziell fallenden Preisen ausgehen, denn wie bei allen Projekten würde es Zeit für Entwicklung brauchen, Zeit um zu wachsen usw.
Das Problem ist hier: Sie haben ja nicht nur ihren ICO-Investoren einen Schock versetzt und jede Menge Sorgen bereitet. Auch potentielle App-Nutzer dürften abgeschreckt worden sein. Schwer vorstellbar das jetzt auf einmal viele Geld da reinschicken um diesen Dienst zu nutzen. Außerdem: Es könnte sein dass Banken nichts mehr mit denen zu tun haben wollen. Plus: Falls es stimmt das die ne AG sind, dann haben sie auch "echte Investoren", die echte Firmen-Anteile halten. Und da wird es dann vermutlich auch ganz reale juristische Probleme geben die ganz echtes Geld kosten.
Wenn sie dann gleichzeitig eher auf einer der kleineren Börsen rumhängen, angepisste und ungeduldige ICO-Investoren eher rauswollen... dann geht das Ding in den Boden. Und bei einer total value von ca. 50 millionen oder mehr (weiß gerade die Verteilung nicht), wäre vermutlich eh nicht so viel Luft nach oben.
Das Dumme bei dem Szenario ist: Es könnte sein das die das Projekt mittelfristig versanden lassen und die Millionen trotzdem behalten dürfen.
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Juristisch gesehen kenne ich mich nicht aus, aber es ist schwer vorstellbar das es da gar keine Komplikationen geben wird, weil es ja nicht nur um Crypto geht. Falls sie mit der Aktion durchkommen sollten, dann aus einer komplett paradoxen Situation heraus: Sie würden genau von dem profitieren was sie anprangern wollten.
Was ich persönlich auch unterschätzt habe, aber umso interessanter finde: Dass die Crypto-Szene hartes Feedback geben würde war klar. Gleichzeitig haben Crypto-Investoren oft schon so viel Scheiße erlebt, dass sie eher dazu tendieren nen Auge zuzudrücken und dann eben weiterzumachen. Aber diese Clowns kriegen echt hartes Feedback aus der deutschen Fintech-Szene. Man muss nur mal googlen was die letzten Stunden so an Artikeln rausgekommen ist. Zwei Beispiele:
Wie sich die Fintech-Szene immer wieder selber schadet
In der deutschen Fintech-Branche herrschte eigentlich gute Stimmung. Bis die Firma Savedroid diese Woche für Negativ-Schlagzeilen sorgtehttps://www.capital.de/wirtschaft-politik/wie-sich-die-fintech-szene-immer-wieder-selber-schadetOFFENER BRIEF
Fintech-Vertreter zeigen sich entsetzt von PR-Aktion des Start-ups Savedroidhttp://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/offener-brief-fintech-vertreter-zeigen-sich-entsetzt-von-pr-aktion-des-start-ups-savedroid/21196526.htmlEs gibt echt viele solcher Artikel und Blog-Beiträge und ich habe nicht einen Artikel gesehen der diese Aktion irgendwie als positiv beschreibt. Insofern kann man davon ausgehen, dass die jetzt jede Menge Feuer von allen Seiten kriegen:
1: Investoren
2: Geschäftspartner, etwa deren Bank
3: Fintech-Szene
4: Juristisch
5: Kunden/User der App
Ein Problem, egal wie es weitergeht: Es ist ihnen auf keinen Fall möglich diese Situation und die Kommunikation noch zu kontrollieren. Wer in 12 Monaten Savedroid in Google eingeben wird, wird Überschriften mit den Worten "Scam", "dumm", "Betrug", "PR-Stunt", etc. finden und das auf fast allen Sprachen.
Sie werden also lange und an vielen Fronten im Krisenmodus sein und gegen Probleme kämpfen die sie ohne jede Notwendigkeit selbst verursacht haben. Selbst seriöse Startups haben eine Fail-Quote von etwa 90%. Toxisches Marketing dürfte das Risiko zu Scheitern signifiant erhöhen.