Angesichts des jüngsten LTC-Aufschwungs wollte ich mal schauen, wie hoch das Interesse in der deutschen Community noch für "klassische" Altcoins ist.
Also ich bin immer noch brennend interessiert
Für mich ist ein klassischer Altcoin einer, der folgenden Bedingungen entspricht:
1) Eigene Blockchain (kein Token) mit eigenem Genesis Block (kein Forkcoin wie BCH)
Würde alle Coins ausschließen, die keine Blockchain verwenden, und die ist IMHO nicht zwingend notwendige Voraussetzung.
Allerdings existiert Stand heute keine andere technische Lösung für das Problem eines verteilten Konsens.
Aber es kann nicht ausgeschlossen werden, dass eines Tages eine andere Lösung gefunden wird.
2) Kein Premine.
Damit schließt du (fast) alles aus, denn in einer strengen Definition wäre jeder ICO eine Art "Premine".
3) Muss dauerhaft Proof of Work oder einen vergleichbaren Mechanismus besitzen, bei dem keine Zutrittsbarrieren für die Validierung und damit für das Verdienen durch Blockrewards bestehen.
Stand heute ja, aber es gilt das eingangs unter 1) gesagte. Es ist nicht auszuschließen, dass es andere Lösungen geben wird.
Reine PoS-Coins würden daher aussscheiden.
Sehe ich nicht so.
Zwar ist POS unsicher, aber Sicherheit ist nicht alles.
Sofern unter Abwägung der Risiken der Nutzer zu dem Ergebnis gelangt, dass er die Sicherheit als für seine Zwecke ausreichend ansieht, spricht IMHO nichts gegen POS & Co.
eventuell zusätzlich: Bis zu einem bestimmten Jahr (2012, 2013, 2014, 2015 oder 2016) gestartet
Das wäre dann quasi ein "historischer" Altcoin-Begriff, im Gegensatz zum "Neucoin"
2015 startete ETH, der imo als nächste "Generation" angesehen werden kann
Kleine Korrektur: ETH existierte "auf dem Papier" schon 2014.
Schon 2013 gab es Mastercoin (später Omni) und spätestens 2014 Counterparty (und darauf aufbauend bspw. AFAIR Maidsafe), die Ethereum IMHO anfangs sehr ähnlich waren.
Nicht zuletzt wegen der Ähnlichkeiten hat sich Vitalik seinerseits hingesetzt, und Ethereum noch ein wenig "aufgebohrt", jedenfalls war seine Grundidee für Ethereum, als ich 2014 mit ihm am Rande einer Konferenz kurz nach Markteinführung von Counterparty darüber gesprochen habe, AFAIR noch deutlich "simpler".
NXT und Ripple (XRP) könnten z.B. einige als "klassische" Alts ansehen
Zu NXT kann ich nix sagen, aber Ripple war nie ein Cryptocoin, und wurde IMHO auch von weiten Teilen der "Community" nie als solcher gesehen.
Das ist eher sowas wie Tether oder so, man weiß halt, dass es so zum "Drumrum" gehört, aber nicht wirklich dazu.
weil mit einem Premine ein zentralisiertes Management quasi von Beginn an festgelegt wird
Nicht unbedingt. Wenn ein absolut faires Premine vorgegeben ist, ist quasi ausschließlich der Genesis Block "premined", und dann wäre auch Bitcoin "premined". Ich verweise auf das Beispiel Mastercoin.
- 2011: Litecoin, erster bis heute erfolgreicher Altcoin. War nicht der erste Scrypt-Altcoin (ein alternativer Mining-Algorithmus), aber der erste, der sich durchsetzen konnte. Der erste Scrypt-Altcoin Tenebrix war premined.
Litecoin war eine Art "Premine durch die Hintertür". AFAIR Kano hat seinerzeit recht schlüssig bewiesen, dass Litecoin von Anfang an GPU-mined wurde, obwohl es ursprünglich GPU-resistent vermarktet wurde. Der Schluss liegt nahe, dass die Macher sich auf diese Weise die ersten paar Monate Mining quasi in die eigenen Taschen geschoben haben.
- 2014: Dash, einer der ersten bekannten Privacy-Coins.
Dash ist AFAIR nicht als Privacy-Coin gestartet, sondern vor allem mit dem Versprechen der "Selbstvermarktung", d.h. ein Teil der Coins wurde eingesammelt, um damit Anbieter zu bezahlen, die den Coin akzeptieren würden. So bezahlt die Dash-"Foundation" oder wie auch immer die genau heißt, bis heute ATM-Betreibern Geld dafür, dass diese Dash mit anbieten.
- 2014: Monero, wohl erfolgreichster Privacy-Coin.
Und einer der ersten, sagen wir "Community Governed Coins", ob man das gut oder schlecht findet.
- 2014: Burstcoin, erster Coin mit Proof of Capacity und Smart Contracts.
Kommt auf die Definition von Smart Contracts an, Dacoinminster würde IMHO zu Recht darauf hinweisen, dass Mastercoin das für sich in Anspruch nehmen darf.
Und ich glaube ebenfalls 2013 gab es das "Hops-Projekt" von Cunicula, das aber nie über ein Whitepaper hinausgekommen ist.
Was spricht für klassische Altcoins?
Grundsätzlich haben zumindest die Coins, die meine Bedingungen oben erfüllen, viel mit Bitcoin gemein. Sie sind halbwegs dezentral organisiert, hatten kein ICO, können ohne Zugangsbeschränkungen gemint werden. Es gibt auch oft keinen übermächtigen Entwickler, der noch seine ICO-Coins "abladen" muss.
Hm, da bin ich jetzt nicht recht mit einverstanden, aber das ist irgendwo alles Ansichtssache.
Ich versuche mich mal an einer eigenen "engen" Definition eines Altcoins:
Altcoin ist jeder Coin, der
- über einen eigenständigen Konsens-Mechanismus verfügt, den er in nicht missbrauchbarer Weise mit anderen teilt
- keiner zentralen Kontrolle zugänglich ist, bzw. dessen Mechanismen sich einer Kontrolle effektiv entziehen können
-
eine eigenständige, verteilte Userbasis hatGerade letzteres Kriterium finde ich recht wichtig.
Wenn ein Coin bloß als "naja, nice to have, den mine ich auch nebenher, weil's noch ein paar Kröten mehr abwirft" existiert, hat er IMHO keine Daseinsberechtigung, ist also nicht Alt- sondern allenfalls Shitcoin