Danke, vernünftige Antwort, und bei vielem kann ich einfach nur sagen, ja, stimme zu. Finde es gut, dass wir hier hier eine sachliche Diskussion führen können. Unser Thread sollte zum sozialpädagogischen Vorbild für den Rest der Welt werden
Kurz, kleine Punkte, bevor ich mir ein paar Details rauspicke, bei denen ich widerspreche ...
1) Wandernde Flaschenhälse: Ja, klar, beim Engineering wandern natürlich die Flaschenhälse. Man löst den einen, dann den nächsten, und so weiter. Was wir aber seit 2 Jahren sehen, ist ein Wandern des Flaschenhalses, der den Grund abgibt, warum wir keine größeren Blöcke haben können. Mal ist es die Festplatte. Dann erwähnt man Pruning, und es wird die Bandbreite. Also erklärt man, dass nicht jeder Node 100 Peers haben muss, woraufhin die Block Propagation der Flaschenhals ist. Man legt dar, dass mit Fibre, Relay und Xpedited die Block Propagation kein Problem ist, woraufhin das UTXO der Flaschenhals wird. Undsoweiter. Bisher hat mich noch kein Flaschenhals überzeugt, dass 8mb Blöcke, so als Beispiel, einen echten Schaden anrichten, der nicht zu lösen ist. Aber in der Regel reicht die Aufmerksamkeitsspanne des Internets eben nicht, sich an Pruning zu erinnern, wenn man beim UTXO angekommen ist.
Wer will da noch gegen eine Vergrößerung gegenhalten? Schließlich muss man ja "besser" sein als die andere Chain und immer genug freien Blockspace haben, damit 0-conf einigermaßen funktioniert.
Soso. Das System 0-conf und freier Blockspace hat zwar jahrelang gut funktioniert, und du plädierst für ein "weiter so", aber irgendwie jetzt doch nicht ...?
Und wegen der Konkurrenz durch Altcoins gibst du lieber jetzt auf, als es überhaupt zu versuchen?
Ja, weil immer absehbar war, dass es nur ein bisschen mehr freien Block space gibt.
Was meinst du mit aufgeben?
Das ist relativ einfach. Wir hatten seit 2009 ein für den praktischen Gebrauch gut funktionierendes 0-conf. Aber weil eine wirtschaftliche Theorie der Tragedy of the unfull Blocks - die den empirischen Befunden aus 8 Jahren Kryptocurrency schreiend widerspricht - sagt, dass Blöcke voll sein müssen, bist du bereit, 0-conf aus dem Fenster zu werfen.
Meiner Meinung nach funktioniert 0-conf auch mit vollen Blöcken, aber halt nicht, wenn jeder RBF benutzt. Aber muss halt, gell, weil wir den Fee Market brauchen, da Tragedy of the unfull blocks, richtig?
Ich halte es einfach für eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme, die leicht umzusetzen ist, wenn ein Hard Fork folgendes bietet:
1. Wipeout-Protection
2. Replay-Protection
3. Reorg-Protection für Light-Wallets, bzw. sichere Auswahl der Blockchain für Light-Wallets
UAHF hat 1+2, 3 fehlt, Segwit2X hat nur 1
Die UAHF hat auch 3. Du musst einfach nur deinen (alten, nicht aktualisierten!) Electrum-Server auf einen ABC Node richten. Damit kannst du zwischen den Chains switchen. Ich vermute, Electrum Cash wird noch die Mittel der Replay Protection einbauen.
Jetzt zur "Dezentralität". Da hängen meiner Meinung nach die Argumente / Perspektiven bei dir am stärksten locker:
Dezentralität bedeutet für mich, dass ich mir keine Sorgen machen muss, dass es irgendeine Partei geben kann, die die Fungibiltät meiner Bitcoins einschränken kann.
Quark. Fungibilität hat nix mit Dezentralität zu tun. David Chaums ecash war fungibel, aber nicht dezentral. Bitcoin ist niemals fungibel, im strengen Sinn des Wortes, da es eine öffentliche Transaktionshistorie gibt, die die Coins unterscheidet. Es gibt immer "irgendeine Partei", die diese Transaktionshistorie analysieren und deine Coins eventuell blacklisten kann.
Das wenn ich bereit bin eine Gebühr zu bezahlen, die hoch genug ist, mir sicher sein kann, dass meine Transaktion in die Blockchain aufgenommen wird.
Schon besser, wenn auch erst lauwarm. Aber was hat das mit einem Full Node und der Blocksize zu tun? Es gibt hundert Methoden, eine Transaktion in die Blockchain zu bringen. Sogar ein IT-Tölpel wie ich kann dir mit BitcoinJS und 100 Zeilen Code ein Ding bauen, das Transaktionen einreicht, ohne dass irgendjemand sie ablehnen kann. Ressourcenverbrauch gleich null, unabhängig von der Blocksize.
Das bedeutet für mich, dass niemand, auch nicht wenn die Regierungen von den USA, EU und China zusammentun genug Druck auf irgendjemand ausüben können, weil es so viele Teilnehmer im Markt gibt, das ein gezieltes Vorgehen gegen einzelne Teilnehmer mittelfristig keine Auswirkungen hat, weil sofort ein anderer Teilnehmer die Aufgaben übernimmt.
Wer bist du, James Bond?
Sorry, konnte nicht widerstehen. Ernsthaft. Auch das hat nix mit Nodes zu tun. Nodes bringen keine Transaktion in die Blockchain. Nur Miner machen das. Und da es derzeit 10 Pools gibt, an die die Staaten dieser Welt ihre Schergen schicken können, werden die EU, die USA und China gemeinsam vermutlich schon in der Lage sein, eine Transaktion zu unterdrücken. Und die Nodes können in keinster Weise etwas dagegen machen, dass die Miner Transaktionen ablehnen, da es nicht ihr Business ist, was in den Block kommt.
Meine Meinung: Dezentralität bedeutet etwa, wie es mal Paul Stzorc geschrieben hat, dass man ohne eine trusted third party feststellen kann, ob man bezahlt wurde. Also, dass man einen Full Node aufbaut, das UTXO ausrechnet und die Signatur prüft. Das Ding ist nur: Sofern die Transaktion nicht gerade eine Million beträgt und es nicht wert ist, auszuspionieren, welchen SPV Node du benutzt, einen Sybill-Angriff auf dich zu starten und dazu auch noch die üblichen Blockchain-Explorer zu manipulieren - was insgesamt vermutlich teurer als eine Mio ist - bist du mit einer Kombination aus SPV und Blockchain-Explorer absolut sicher, dass du bezahlt wurdest. Und wenn wir von 1mio Dollar transaktionen reden, mache ich mir um die Kosten eines Nodes erst mal keine Sorgen.
Soweit dazu. Mehr über meine Ansicht der Politik der Forks, die wir gerade erleben, vielleicht später.