viel kurzfristige Spekulation, Arbitrage, Glattstellungen gegenläufiger Engagements, etc., also Geschäft, welches relativ unabhängig vom Preisniveau und Mining stattfindet.
Ich stimme dir zu, dass man hier theoretisch etwas differenzieren müsste. Aber insgesamt sind auch die von dir genannten "Posten" von der Nachfrageentwicklung abhängig, besonders die kurzfristige Spekulation.
Eine Hypothese wäre, dass die heute gemineten 900 BTC bei dieser Momentaufnahme enthalten sind, also alle 900 BTC auf einer der Börsen im
Moment angeboten werden. Und dann fällt das Halving eben schon ins Gewicht.
Und hier bin ich anderer Meinung, denn die paar Tausend BTC sind ja nur
in einem Moment auf der Börse. Wenn wir also in Millisekunden rechnen, dann wären in der nächsten Millisekunde schon mehrere mBTC davon (börsenübergreifend) raus sein aus den Orderbooks, da sie gehandelt wurden, und dafür neue hinzukommen. Es gibt also ständig Fluktuation, und zwar insgesamt eben in der Größenordnung des Gesamtvolumens (also ca. Hunderttausende BTC). Das Tagesvolumen sollte also daher durchaus recht genau sein, wenn man reines Wash Trading rausrechnet (aber das macht ja CMC angeblich).
Zudem müsste man eigentlich auch alle BTC dazurechnen, die gegen Güter und Dienstleistungen eingetauscht werden. Das dürften allerdings derzeit noch nicht viele sein.
Dass Halvings eigentlich nur am Anfang der BTC-Historie Gewicht hatten (insbesondere 2012) kann man aber auch annehmen, wenn man den BTC-Preisverlauf dem Kursverlauf diverser Altcoins entgegenstellt. Dort gibt es Altcoins ohne Halving (Doge, Ethereum), Altcoins ohne Blockreward (NEM) sowie Altcoins mit Halving ähnlich wie Bitcoin (LTC). LTC z.B. hat die Halvings (abgesehen von kurzzeitiger Spekulation davor und danach) komplett ignoriert, daber dafür an anderen Punkten plötzlich Booms und Busts erlebt (siehe
diese LTC/BTC Grafik, LTC/BTC statt LTC/USD deshalb, um den "Marktführereffekt" durch Bitcoin rauszunehmen). Die anderen Altcoins hatten ebenfalls ganz eigene Zyklen, die in diesem Fall 100% nachfragegetrieben sein müssen, da das "theoretische Angebot" ("Circulating Supply") entweder immer gleich blieb oder sich um immer die gleiche Menge erhöhte.
Meine Hypothese in Bezug auf Bitcoin ist daher:
- Halving 2012: war sehr bedeutsam, weil die "Goldgrube" Mining mit einem Schlag (gerade für CPU/GPU-Miner) wesentlich weniger oder überhaupt nicht mehr profitabel wurde und daher erst überhaupt signifikanter Kaufdruck entstand.
- Halving 2016: dürfte noch einen signifikanten Effekt gehabt haben, aber einen wesentlich kleineren als die Charts hergeben
- Halving 2020+: nur noch Mini- bis gar keinen Effekt, nur langfristig ein minimal geringerer Verkaufsdruck (siehe gleich).
Was natürlich wahr ist, ist das "0,2 % weniger Angebot"* nicht unbedingt "0,2 % höherer Preis" bedeutet und umgekehrt, trotz der Quantitätstheorie des Geldes. Es kann z.B. vorkommen, dass in einer bestimmten Marktsituation, insbesondere in Seitwärtsmärkten, in denen es eigentlich gar keine wirkliche Tendenz gibt, diese 0,2 % entscheidend sind, um zwischen "Bär oder Bulle" zu entscheiden, und die reale Angebots/Nachfragegleichung beeinflusst.
*das wäre etwa die Differenz zwischen der heutigen Situation (ca. 0.4% des Angebots sind Miner) und der nach dem nächsten Halving (0.2%)