Dann verstehe ich aber nicht, wieso sich manche Bitcoin Entwickler dagegen sträuben, die Blockgröße wieder anzuheben! Am Speicherplatz kann es ja nicht liegen, denn der ist doch heute sehr billig geworden!
Die Block Size Debatte ist längst ein Politikum, Entwickler haben da längst nicht mehr die Meinungsführerschaft.
Es gibt vereinfacht gesagt zwei Lager:
1. Blockstream + Miner
2. Gavin
Blockstream hat ein starkes Eigeninteresse daran, dass Bitcoin nicht oder nur schlecht skaliert.
Die entwickeln eine Softwarelösung für das Skalierungsproblem und haben erst kürzlich eine Menge Venture Kapital einsammeln können, weil in Anbetracht der Block Size Debatte eine solche Lösung notwendig und wertvoll erscheint. Diese Lösung namens Sidechain ist, wenn man es einmal fies sagen will, eine "Altcoin", die man an Bitcoin "koppelt".
Wenn man sich heute auf eine vernünftige Skalierung Bitcoin-intern einigt, ist das das Aus für die Firma Blockstream.
Die Miner (gemeint sind nur die großen industriellen Miner, i.d.R. Chinesen) haben eine andere Interessenlage. Die scheuen einen Hard Fork wie der Teufel das Weihwasser. Miner haben große Investitionen in Hardware und Infrastruktur zu tätigen, und weil die Hardware so schnell veraltet, müssen diese Investitionen in einem sehr kurzen Zeitfenster wieder reinkommen. Deswegen verkaufen Miner wohl immer einen relativ großen Teil ihrer generierten Coins zum Marktpreis. Wenn nun durch einen Hard Fork auch nur vorübergehend der Kurs für ein paar Monate stark einbricht, bricht das dem Miner das Genick.
Gavin hat kein Eigeninteresse an einer Erhöhung der Block Size, er riskiert damit aber auch nichts. Er hat selbst wohl ein paar Bitcoins, aber wenn der Kurs bei einem Hard Fork einbricht, muss er diese ja nicht sofort verkaufen, er kann das aussitzen. Langfristig ist er aber daran interessiert, dass Bitcoin selbst skaliert und nicht von Sidechains etc. unterminiert wird. Schließlich hat er das Projekt von Satoshi übernommen und fühlt sich dem Ursprungsgedanken verpflichtet.
Gavin hat viele viele Vorschläge gemacht, wie man das Problem angehen könnte. Alle wurden abgelehnt. Mittlerweile ist er so verzweifelt, dass er seinen ganzen Stolz runterschluckt und einen Vorschlag macht, mit dem sich Bitcoin so gerade eben über die Zeit retten ließe, wenn wir irgendwann im Laufe der nächsten Monate wirklich an die Grenzen der heutigen Block Size stoßen. Aber selbst dieser wird abgelehnt. Man kann ihm nicht hoch genug anrechnen, wie sehr er dabei sein eigenes Ego den Interessen von Bitcoin selbst unterordnet.
Gavin hat in der Debatte allerdings einen Fehler gemacht, als er sich ausgerechnet mit Mike Hearn zusammengetan hat. Diplomatisch war das Selbstmord.
Womit wieder bewiesen wäre, dass Nerds nicht zu Politik und Diplomatie taugen
Und jetzt schaust du dir mal die
Liste derer an, die sich auf der Bitcoin Round Table gegen einen Hard Fork aussprechen.
TL;DR; Blockstream will nicht, dass Bitcoin skaliert. Miner wollen keinen Hardfork. Gavin ist ein Nerd.