Es gibt maximal 21 Mio. BitcoinsDiese Aussage ist in Bezug auf die Währung Bitcoin falsch.
In Bezug auf die Menge der Einheiten im Bitcoin-Netzwerk ist sie zumindest unpräzise.
Spoiler: es gibt (vermutlich) heute schon mehr als 21 Mio. Bitcoins.Fangen wir mit den Einheiten im Netzwerk an.
Breaking News:
es gibt überhaupt keine Bitcoins im Bitcoin-Netzwerk.
Die Recheneinheit im Bitcoin-Netzwerk sind die sog. Satoshis, von denen jeweils 100.000.000 Stück einen Bitcoin ergeben.
Tatsächlich existiert im Code von Bitcoin eine Konstante "COIN = 100.000.000", aus der sich ergibt, das ein Bitcoin aus jeweils 100 Mio. Satoshis besteht.
static const CAmount COIN = 100000000;
[...]
/** No amount larger than this (in satoshi) is valid.
*
* Note that this constant is *not* the total money supply, which in Bitcoin
* currently happens to be less than 21,000,000 BTC for various reasons, but
* rather a sanity check. As this sanity check is used by consensus-critical
* validation code, the exact value of the MAX_MONEY constant is consensus
* critical; in unusual circumstances like a(nother) overflow bug that allowed
* for the creation of coins out of thin air modification could lead to a fork.
* */
[...]
static const CAmount MAX_MONEY = 21000000 * COIN;
Aber auch, wenn wir diese sprachliche Ungenauigkeit beiseite lassen, ergibt die Aussage von den maximal 21 Mio. Bitcoins im Netzwerk nur wenig Sinn.
Die Obergrenze der Anzahl an Bitcoins im Netzwerk ist eine Frage des Konsens der Nutzer.
Sollte sich das Netzwerk jemals entscheiden, das zu ändern, ist dies möglich.
Insofern kann man nur die (starke) Vermutung begründen, dass sich niemals ein Konsens für eine Anhebung dieses Limits finden lässt.
Wichtiger als diese rein technische Ungenauigkeit aber ist die Frage, ob die
Währung Bitcoin auf maximal 21 Mio. Stück begrenzt ist.
Immerhin hängt davon die Frage ab, ob (und wie stark) der Wert eines Bitcoins tatsächlich alleine aufgrund der begrenzten Menge steigen wird.
Hier ist es wichtig zu verstehen, dass die Bitcoins als Einheiten im Bitcoin-Netzwerk nicht die
Geldmenge der Währung Bitcoin darstellen.
Ökonomen können die Erklärung überspringen, das lässt sich in einem Satz zusammenfassen:Die Einheiten im Bitcoin-Netzwerk stellen die Geldbasis der Währung Bitcoin dar.Nicht-Ökonomen muss man das wohl ein Stück weit erklären.
Nehmen wir als Beispiel den Euro.
Die Geldscheine und Münzen stellen die sog.
Geldbasis (oder Geldmenge M0) der Währung Euro dar.
Im Dezember 2015 z.B. lag die Geldmenge M0 bei 1723,357 Mrd. Euro. (
Quelle)
Das heißt aber nicht, dass es nur 1,7 Bio. Euro gibt, das wäre ein bisschen wenig.
Wichtiger als die Geldbasis sind für den "Alltag" die höheren Geldmengen M1, M2 und M3.
Geldmengen laut EZB-Definition (stark vereinfacht):
M0 = Münzen und Scheine
M1 = M0 + Geld auf Girokonten
M2 = M1 + Sparbücher und Festgeld
M3 = M2 + Schuldverschreibungen + Geldmarktfonds
Die US-amerikanische FED und andere Zentralbanken definieren die Geldmengen teilweise anders.
Wieviele Euros gibt es also? Das ist eine Frage der Sichtweise.
Im direkten "Umlauf", also als liquide Mittel, mit denen sofort Einkäufe getätigt werden können, befindet sich jedenfalls die Geldmenge M1.
Eine wirklich einfache, eindeutige Antwort auf die Frage "wieviele Euros gibt es?" gibt es also nicht.
Aber zurück zum Bitcoin.
Auch für den Bitcoin als Währung lässt sich sagen, dass z.B. die Bitcoins auf Börsen der Geldmenge M1 zuzuordnen sind. Das selbe gilt für Bitcoins, die auf Online-Wallets liegen, bei denen der Nutzer nicht selbst die Private Keys hält. Solange diese Börsen und Wallets für jeden Bitcoin auf den Konten ihrer Nutzer auch tatsächlich Bitcoins im Netzwerk halten, sind M0 und M1 identisch. Es darf aber vermutet werden, dass dies keineswegs immer so ist.
In der Vergangenheit hat z.B. MtGox Bitcoins seiner Nutzer in Teilreserve gehalten, so dass letztlich nur rund ein Viertel aller Bitcoins auf MtGox "gedeckt" waren. Solange niemand die Liquidität von MtGox angezweifelt hat, war die Geldmenge von Bitcoin also faktisch um 3/4 der Einlagen bei MtGox erweitert.
Soviel zu den Geldmengen.
Tatsächlich muss man, um genau zu sein, noch ein klein wenig weiter mit der ökonomischen Keule schwingen.
Nach dem Verständnis der meisten Ökonomen weitet sich die Geldmenge stets aus, sobald ein Kredit vergeben wird (hiermit sind nicht die eng definierten Geldmengen M0 - M3 der Zentralbanken gemeint, diese dienen bestimmten statistischen Zwecken).
D.h, leiht Alice sich von Bob 1 BTC, erhöht sich die Gesamtgeldmenge der Währung Bitcoin um 1 Bitcoin. Warum?
Alice hat den BTC im Netzwerk, Bob hat einen "Buch-Bitcoin", den ihm Alice schuldet.
Zahlt Alice das Darlehen zurück, "verschwindet" dieser "Buch-Bitcoin" allerdings wieder.
Bob will aber vielleicht auch Zinsen haben. Diese Zinsen erhöhen die Geldmenge dauerhaft.
An dieser Stelle muss ich aufhören. Viele Nicht-Ökonomen schlussfolgern daraus irrtümlich, dass Zinsen "Schwindel" sind und das ganze Geldsystem nichts anderes als ein großer Betrug. Das zu erörtern, würde allerdings den Rahmen dieser FAQ sprengen. Es sei kurz gesagt: nein, Zinsen sind kein Schwindel. Die resultierende Erweiterung der Geldmenge ist real. Diskussionen dazu gehören allerdings nicht in diesen Thread.