Wird die Geldmenge "einfach so" ausgeweitet, ohne dass dem eine tatsächliche Steigerung der Produktivität gegenübersteht, kommt es zu unerwünschter "Über"-Inflation.
Das kann schon mal kurzfristig vorkommen, ohne dass es gleich besonders schädlich ist.
Mittel- bis langfristig sollte aber, wie bereits erwähnt, die Ausweitung der Geldmenge mit der Ausweitung der Produktion korrelieren.
Der Post von versprichnix bestätigt ja gerade eindrucksvoll, dass über lange Zeiträume kein deutlicher Überhang vorliegt (ist natürlich nicht ganz exakt, zumal der Aktienmarkt ohnehin nur einen relativ kleinen Teil der gesamten Wirtschaftsleistung abbildet).
Ganz kurz zur Erläuterung:
M0 (Geldbasis) ist natürlich simpel, man "zählt" einfach die Geldscheine, die man gedruckt hat.
M1 (Girokonten) ist auch noch simpel, die Banken berichten das in ihren Bilanzen an die Zentralbanken.
M2 (Festgeld) ebenso.
M3 enthält diverse exotische Geldmarktprodukte, die über so viele Stufen untereinander verschachtelt sind, dass die Periodenungenauigkeit extrem hoch ist, deswegen kann man nicht einfach sagen: M3 = 100 Billionen. Sondern man kann höchstens sagen, dass sich M3 in etwa in der Größenordnung zwischen 50 und 150 Billionen bewegt, mit steigender oder fallender Tendenz.
Die "fixe" M3 der EZB ist also mit sehr viel Vorsicht zu genießen, aber im Verlauf ihrer Entwicklung trotzdem ein interessanter Wert.
Entweder willst du die Geldmengenentwicklung ermitteln oder aber z.B. die Wertschöpfung.
Wenn du Wechselkurse mit einbaust, verquickst du beide untereinander in einer Weise, die keine sinnvollen Zahlen mehr ergibt.
Es geht ja in der Auswertung später gerade um die Frage, ob z.B. die Geldmenge mit der Wertschöpfung schritthält (Geldwertstabilität).
- Die Geldmenge M2 der USA ist von 2007 bis 2017 um 85% (!) gestiegen (13000/7000 in BillionUSD).
- Das Bruttoinlandsprodukt der USA stieg in der selben Zeit aber nur um 35% (19000/14000 in BillionUSD).
- Die Inflation im gleichen Zeitraum betrug im Schnitt pro Jahr ca. 2%, also insgesamt 22%.
- Bleibt eine Differenz von 28%!
Das BIP alleine reicht nicht für den Vergleich mit M2, dafür sollte auch der Vermögensanstieg in der Zeit eingerechnet werden (den kann man z.B. bei M0 vernachlässigen und bei M1 ist er relativ unwichtig).
Auch da ganz kurz die Erläuterung:
M0 (Bargeld) muss den "alltäglichen" Geldumlauf mit Bargeld abdecken, gespart wird damit eher weniger.
M1 (Girokonten) muss zusätzlich den alltäglichen Geldumlauf im Zahlungsverkehr abdecken und außerdem einen eher kleinen Teil der Sparvermögen, das sollte also mit dem BIP stark korrelieren.
M2 (Festgeld) muss zusätzlich einen erheblich größeren Teil der Sparvermögen abdecken, korreliert aber nicht mehr mit dem BIP, sondern mit den Vermögenszuwächsen.
M3 schließlich deckt dann überwiegend die Sparvermögen ab.
Ganz einfach gesagt: auf den Sparbüchern, in den Matratzen, auf Giro- und Festgeldkonten.
In den Aktienmärkten eher nicht, weil die Aktienmärkte zwar in engem Zusammenhang mit M3 stehen, aber kaum mit M2.
Richtig ist, dass die Inflation längst da ist.
Sie macht sich nur noch nicht in der Teuerung bemerkbar.
Das, was umgangssprachlich als "Inflation" bezeichnet wird, ist nämlich die o.g. "Teuerung", also der Anstieg des Preisniveaus.
M: Geldmenge
U: Umlaufgeschwindigkeit des Geldes
P: Preisniveau
Y: Reale Produktion
Die eigentliche "Inflation" ist die Ausweitung der Geldmenge, nur einer von drei Faktoren, welche das Preisniveau bestimmen.
Nimmt z.B. die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ab, kann die Geldmenge ausgeweitet werden, ohne dass es zu Teuerung kommt.
Diesen Effekt beobachten wir seit ein paar Jahren. Die Sparquote nimmt (wieder) zu, die Leute geben anteilig weniger Geld für den Konsum aus (wichtig: anteilig, in absoluten Zahlen konsumieren wir schon mehr als früher).
Die Teuerung ist in gewissem Umfang gewünscht, und die Zentralbanken haben nur das Stellrad der Geldmenge.
Noch schwieriger ist es für die Zentralbanken, weil sie selbst nur einen Bruchteil der Geldmenge kontrollieren, den Löwenanteil erzeugen die "normalen" Banken. Die Banken aber können die Geldmenge nur ausweiten, wenn sie Kredite vergeben.
Da überwiegend langfristige Kredite nachgefragt werden (Immobilienfinanzierung), weitet sich vor allem M3 aus.
Die Zentralbanken stehen immer vor der Schwierigkeit, dass sie mit sehr ungenauen, nur grob bekannten Zahlen lediglich ein kleines Stellrad beeinflussen können, und selbst davon nur einen Bruchteil.
Das ist in etwa so, als würde man einen riesigen Öltanker im Dunkel bei Nebel mit einem kleinen Außenbordmotor in die richtige Richtung steuern wollen.
Das, was ich hier ganz grob in ein paar Zeilen skizziert habe, ist absolutes Basiswissen VWL.
Sogar ein kleiner, doofer Wirtschaftsinformatiker hat das einigermaßen drauf.
+1
(leider kann ich kein Merrit vergeben) Das ist seit langem ein guter Kommentar der klar & verständlich VWL Basis Wissen vermittelt, bleibt nur zu hoffen das einige mal in sich gehen und es annehmen.