Gerade die hohe Volatilität setzt auch eine hervorragend ausgebaute digitale Infrastruktur voraus. Irgendwelche Einzelhändler können ja im Zweifelsfall nicht fünf mal am Tag die Preise ändern, damit die Marge immer noch passt und solche Geschichten.
Konservative Einzelhändler können das bestimmt nicht, aber die Digitalisierung schreitet voran und es ist bereits möglich. In Edeka-Märkten und auch dm.Filialen gibt es digitale Preisschilder und die können mehrfach am tag geändert werden. Möglich ist sehr viel und wenn es hart auf hart kommt, dann wird man es anpassen. AmazonGo testes es glaube auch, in America sollten es +30 Filialen geben, die Preise dort können von keinem Mitarbeiter geändert werden, weil es keine Kassen gibt?
Im Bezug auf die Volatilität ist ein 3-stellige Inflation nicht auch mit einer hohen Volatilität zu bezeichnen? An einer Kasse sollte man die Merkosten spüren, aber die Mehrheit der Menschen vertraut natürlich dem Preisschild und der Währung dahinter. Wir haben die % der pump & dumps von Bitcoin im Hinterkopf, aber hat jemand die durchschnittliche Inflation von 40% der letzten Jahre in Argentinien im Hinterkopf?
Der Hoffnungsschimmer der Bitcoiner könnte eher auf den Menschen liegen, die sich mit
BTC beschäftigen und die Währung bestmöglich umgehen, wenn die damit der Armut entgehen kann. Möglicherweise tuen das schon einige mehr, seit der Entwicklung der letzten Jahre. ich hoffe auf mehr Bitcoiner in Zukunft in Argentinien.
Mag ja alles sein, aber Du gehst da - glaube ich - zu rational ran. Nur weil Bukele da so vorprescht, heißt das noch nicht, dass die Bevölkerung total am Start ist. Das wird in Argentinien noch weniger der Fall sein. Und es geht hier auch nicht um digitale Preisschilder, die man ändern können muss, sondern um Flashdumps in Bitcoin, Squeezes und was weiß ich. Das müsste komplett automatisiert sein, damit das irgendwie halbwegs funktioniert. Dafür ist Bitcoin schlicht und ergreifend zu volatil.
Man kann jetzt hergehen und die Inflation mit der durchschnittlichen täglichen Inflation vergleichen und dann allen Argentiniern nen Brief schicken und sagen, dass ab 1. Januar 2024 Bitcoin der neue Standard wird. Aber das geht so einfach nicht. Transkationsgebühren, Lightningnetwork-Infrastruktur, überhaupt die Überzeugung bei den meisten Leuten, die komplette Software und Hardware für die Händler, und so weiter und sofort. Das ist in der Theorie alles richtig was Du sagst, aber die Theorie hilft halt nicht sonderlich weiter, wenn da auch noch so viel Psychologie und eben auch echte Probleme im Weg sind.
Das Sparen ist auch noch so ein Punkt bzw. überhaupt das Timing. Wie schon von d5000 bemerkt, sind solche Dinge wie Gehaltszahlungen dann echt ein Risiko. Man muss das punktuell als Pilotprojekt ausprobieren mit wirtschaftlichen Parallelstrukturen. Deshalb ist El Salvador schon gar nicht mal so verkehrt, wobei sich das bei den Transaktionsgebühren direkt erledigt hat. Stell Dir mal vor, Du verdienst 500 EUR im Monat und musst da zwei- oder dreimal Transaktionsgebühren bezahlen (was ja viel zu wenig ist, aber nehmen wir es mal an). Deshalb weichen die Leute dann wirklich auf Stablecoins aus.
Da muss schon noch einiges passieren mit Bitcoin und um ehrlich zu sein, ich sehe Bitcoin da noch sehr lange nicht im täglichen Gebrauch. Im Gegenteil! Die Funktion hoher Transaktionsgebühren läuft diametral zu "Bitcoin als die perfekte Lösung für Mikro-Transaktionen". Es gibt ja einen Grund, dass die Gebühren hoch sind. Manche nennen das einen Fehler, aber ich sehe das ein bisschen anders.