Achja, der Sommer '17... mein erster Cryptosommer. Ich erinnere mich
Bin damals voller Euphorie mit ein paar tausendern rein, und war schnell mein halbes Geld los. Auf ein bullishes Frühjahr, in dem jeder Dreck durch die Decke ging, folgte ein gähnendes Sommerloch, indem keiner mehr irgendwas kaufen wollte, und nur noch Gejammer herrschte. BTC viel auf 1900, und die 3k-Käufer nässten sich ein, ob sie die "Blase" auf dem Höhepunkt gekauft hätten.
Na, diesmal ist die Konstellation eine andere. Wir haben schon katastrophales Frühjahr hinter uns. Ich würde mir mal wünschen, dass der Markt endlich erwachsen wird. Alles hängt BTC an den Arschhaaren, die Charts der Top10 kann man übereinanderlegen, es gibt keinen Unterschied. Irgendeine schlitzäugige oder vielleicht auch schlitzohrige Börse wurde mal wieder hochgenommen, na und, was interessiert mich das? Wenn eine Bank überfallen wird, fällt der Euro ja auch nicht. Nix als Gambler und Schisser, die schnell weglaufen, wenn der böse Bär kommt. Können wir uns nicht mal drauf verständigen, dass etwas mehr Disziplin unter Crypto-Spekulanten (Investoren kann man es ja kaum nennen) einkehrt?
Alle piensen über den Markt, aber hinterfragen nicht ihr eigenes Verhalten. Am Ende kriegen die Leute, was sie verdienen. Gehen in Schrott-Coins, zocken hin, zocken her, shorten mit 100er Hebeln, machen Pump&Dumps mit, etc.. Das alles verhindert ein gesundes Wachstum, und wirft den Gesamtmarkt immer wieder aufs neue zurück. Wir brauchen keine 5000 Müll-Coins (deswegen geht mir das ANN-Thema hier im Forum auch so gegen den Strich, aber das ist eine andere Geschichte). Das ist nur unnützer Ballast für den Weg nach oben. Wir brauchen auch keine 300 Exchanges, von denen fast jeder schon mindestens 1x gehackt wurde oder User verarscht hat.
Ich hätte es vor ein paar Monaten noch ganz anders gesehen, aber Regulation muss jetzt her. Der Markt muss jetzt erwachsener, sicherer, langfristiger und reifer werden. Er reguliert sich offenbar nicht von alleine. Das große Problem ist auch, dass man hier Projekte aus dem nichts und praktisch ohne Kapital starten kann (ja, eigentlich ist es ein Vorteil, für ECHTE Entwickler, aber es wird eher zum Nachteil der Community genutzt). Eine Website, eine Roadmap, ein paar Team-Visagen, Geld einsammeln, fertig. LitecoinCash, ganz klassisches Beispiel. In der Dotcom-Blase hingegen waren es ja zumindest noch echte Firmengründungen, die zwar auch wie Pilze aus dem Boden schossen, aber zumindest ein Stammkapital, einen haftenden Gesellschafter, einen Handelsregistereintrag und was weiß ich was brauchten. Eine Firma gründet man jedenfalls nicht dermaßen "im Vorbeigehen", wie einen ICO oder eine neue Coin - so ist einem ungesunden Wachstum zumindest ein wenig vorgebeugt.
Quintessenz: Der Cryptomarkt ist der Wilde Westen des 21. Jahrhunderts: ein gesetzloser Raum, der Glücksritter, Verbrecher und Quacksalber anzieht. Es gibt sogar Sezessionskrieg (BTC vs. BCH), Geisterstädte (Coins ohne Volumen), Saloons mit gezinkten Karten (Mt.Gox)... der Goldrausch ist nun jedoch vorerst beendet, nachdem einige Greenhorns sich eine Kugel gefangen haben (Totalverlust durch Shitcoins oder Verlust der Privkeys) oder vom Stamme der ICOkesen skalpiert wurde...
Ich schmeiße eine Runde Whiskey für die ganze Bar, aber wahrscheinlich wird gleich eine Schlägerei ausbrechen und die Möbel kurz und klein geschlagen