Mal ein etwas anderer Blickwinkel zum Thema.
Was haltet ihr davon, anstatt auszuwandern für einen besseren Lebensstandard, auswandern um sich selbst als Persönlichkeit zu verbessern?
Klar spielt der finanzielle Aspekt immer ne Rolle, genau so wie individuelle Vorlieben. Aber ich denke, dass man in den meisten Ländern der Welt, wenn man das richtige Einkommen hat, einen ähnlichen Lebensstandard wie in Deutschland haben kann. Wir bei Coingaming sind ja auch nicht in Deutschland ansässig
Was mich darüber hinaus immer reizt, ist die charakterliche Weiterentwicklung. Ich habe nun in 5 verschiedenen Ländern mindestens 1 Jahr lang gelebt. Jedes Mal, wenn ich mich selbst mit der Person, die ich davor war, vergleiche, denke ich mir - wow, wie du dich wieder verändert hast! Man gewinnt Erfahrungen, die die Lebensqualität stark bereichern. Und, wie ich finde, bereichert das zudem die eigene Fähigkeit, auf die Welt wie sie ist zu schauen. Wenn immer ich zurück in Deutschland bin, empfinde ich die meisten Menschen als sehr beschränkt in ihrer Auffassung über das Leben und die Welt. Hat wohl auch mit Verdrängung zu tun. Finde den "internationalen Lebensstil" persönlich zumindest besser als den einfachen, komfortablen Weg zu gehen, ein Leben lang 9 to 5 in Deutschland zu schmoren, ein Haus abzubezahlen, immer neben derselben Person aufzuwachen und sich auf seine 4 Wochen pro Jahr Urlaub in Spanien zu freuen - wie es die Gesellschaft vorschreibt.
Paraguay find ich übrigens geil, sehe mich auch langfristig in Südamerika. Die Latino Kultur ist einfach einzigartig erwärmend und voller Leben. Von den Latinas mal abgesehen
Kann dir nur vollumfänglich zustimmen. Würde dann aber auch nicht von Auswandern reden. Ich war über 15 Jahre Europaweit auf Montage, große Anlagen, Supervisor mit ortsansässigem Arbeitsteam. Hab also nur Anweisungen gegeben, kontrolliert, koordiniert zu anderen Zulieferern und Aufbauten. Man muss dann zusätzlich zur Sprachbarriere auch moralische und kulturelle Abweichungen kompensieren. Kopf durch die Wand geht dann garnicht, aber wenn man seine Gegenüber versteht wird plötzlich das meiste Klein und leicht Lösbar.
Was ich in diesen 15 Jahren gelernt habe ist Gold wert. Aber das wichtigste das man dabei lernt: der Mensch braucht eine Heimat. Mit jedem Jahr das ich da draussen war, ist das Bedürfniss gewachsen etwas Beständiges zu haben. 1 Jahr Südspanien, 3 Monate Nordschweden, 5 Monate Österreich, einige Wochen England, 1 Jahr Russland, etc. Überall lernt man Menschen kennen und schätzen und sieht die danach nie wieder. Wo man dann diese Beständigkeit findet ist garnicht mehr so wichtig. Den jedes Land hat seine Eigenheiten und Unzulänglichkeiten. Und geht man in ärmere Länder, wo man mit dem Geld das hier für ein bescheidenes Dasein reicht, dort in Luxus leben könnte stellt man fest, das mangels Steuereinahmen praktisch keine Polizei existiert. Und die Polizisten die es gibt, muss man bestechen, damit die etwas tun. Plötzlich sind die Steuern in Deutschland garnicht mehr so hoch. Den die ganze arme Bevölkerung dort ist kaum das Ziel für Einbruch und Diebstahl. Die haben nix. Die paar gutbetuchten dagegen sind nahezu wöchentlich im Visier. Kostet viel Geld dann Wachdienst aufzubauen. Plötzlich sind viele Dinge die wir für Selbstverständlich halten, weg. Ärzte muss man nehmen wie sie kommen, nix mit Auswählen vom besten. Auswählen mag in Ballungszentren noch möglich sein, aber dort ist dann dreckig, viel Kriminalität, etc.
Und nein, unser gewohnter Luxus kostet dort ungefähr 10x soviel. Wo wir noch 100 Euro für ein Hotelzimmer mit TV und Klima zahlen, zahlen die 500-1000. Wo wir Fleisch in großer Auswahl und Qualität haben, haben die einen speziellen Laden, den man nochmals extra anfahren muss. Wo uns ein Einkauf 2 Std Zeit kostet ist man dort 5 Std unterwegs bis man alle Geschäfte durch hat. Je ärmer das Land desdo höher dieser Aufwand und desdo größer die Preisschere zwischen landestypischem Einheitsfras und gewohnter deutscher Qualität. Und möglicherweise kommt dann noch Zensur und Willkür dazu. Dort sind WIR die Ausländer mit den komischen Ansichten.
Lernen...jep, besser gehts nicht. Dort bleiben, geht nur, wenn man völlig in dieser Kultur aufgeht und die Nachteile als das kleinere Übel in Kauf nimmt. Statt Steuern zahlen, kauft man sich ne Uzi und Munition. Funktioniert, die Frage ist nur ob man das so will.
Sehe ich genauso. Ich würde niemals in Länder wie die Philippinen, Georgien oder Thailand ziehen, ich war in allen 3 mehrere Monate. Das Sicherheitsgefühl ist einfach ein komplett anderes, Gesundheitsversorgung mangelhaft, überall Korruption, als Weißer in Südostasien wandelnder ATM für die Einheimischen.
Dann eher Länder wie die VAE (wobei ich aufgrund des Klimas eher abgeneigt bin) oder Osteuropa. Deutschland wird meiner Meinung nach noch weiter bergab gehen mit der kommenden Linksregierung.
Man braucht als Mensch einfach eine Heimat langfristig, digitales Nomadentum ist langfristig keine Option.
Ich bin derzeit in Ungarn, gefällt mir relativ gut, möchte aber erst die Wahlen nächstes Jahr abwarten, falls Orban fällt sehe ich auch eine Verschlechterung. Linksregierungen gehen nie gut aus,