Mal ein Update von mir.
Generell zu Corona mal meine Sicht als Hotelier:
Ich betrachte das Thema natürlich mit Sorge, weniger wegen der (in meinen Augen) eher geringen tatsächlichen Gefährdung, als vielmehr wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen, die die Angst auch und gerade in unserer Branche haben kann.
Freitag werden wir unsere Hotels schließen. Kurzarbeit ist angemeldet.
Geschätzter Schaden pro Monat, auch unter Berücksichtigung von Kurzarbeitsgeld etc. 100K EUR.
Wir werden das durchhalten, aber ja, auch wir hoffen auf den Staat, dass er uns einen möglichst großen Teil der Last abnimmt.
Jetzt ist erst mal Schicht im Schacht, und hinterher schauen wir, wie groß der Schaden am Ende dann war, und wieviel Geld uns der Staat leiht/schenkt.
Insgesamt sehe ich im Moment die Angst vor Corona als das größere Problem an als den Virus selbst.
Es passiert selten, dass ich mich selbst kritisieren muss.
Hier ist es der Fall.
Nach langer, reiflicher Überlegung und unter Berücksichtigung aller mir vorliegenden Zahlen, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass auch ich Corona massiv unterschätzt habe.
Panik sehe ich weiterhin nicht als angebracht, dennoch halte ich alle Eindämmungsmaßnahmen, die derzeit in Deutschland (Stand 16.03. 19:00 Uhr), getroffen werden, nicht nur für notwendig, sondern neige eher zu der Auffassung, dass diese noch immer nicht weit genug gehen.
Sofern sich an der aktuellen Faktenlage, wie ich sie beurteilen kann, nicht fundamental etwas ändert, werden wir noch im Laufe der Woche deutliche Verschärfungen erleben.
Was den Zeitrahmen angeht, halte ich die Vorstellung, das halte lediglich ein paar Wochen an, für naiv.
Ich gehe mittlerweile davon aus, dass Großveranstaltungen wie Messen, Fußballspiele etc. in diesem Jahr nicht mehr stattfinden werden.
Mein Gedankengang ist hierbei einfach der:
nehmen wir an, die jetzigen Maßnahmen haben den gewünschten Effekt, die Ausbreitung deutlich zu verlangsamen.
Selbst dann muss man davon ausgehen, dass die Ausbreitung damit nicht komplett gestoppt werden kann.
Würde man in einem solchen Fall die Maßnahmen schnell wieder lockern, käme es sehr schnell auch wieder zu einem drastischen Anstieg der Fallzahlen.
Ich kann mir insofern nur schwer vorstellen, dass der jetzt quasi willkürlich gewählte Zeitplan bis Ende der Osterferien bedeuten kann, dass beispielsweise Schulen nach Ostern einfach wieder geöffnet werden. Das würde alle Bemühungen, die wir jetzt unternehmen, konterkarieren.
Andererseits ist auch klar, dass die Schüler nicht monatelang zuhause bleiben können und werden.
In dieser Frage bin ich, ehrlich gesagt, völlig ratlos.
Eine weitere Ausbreitung bei Öffnung der Schulen sehe ich als unvermeidlich, eine dauerhafte Schließung ist ebenso undenkbar.
Es bleibt insofern nur die Hoffnung, dass uns irgendetwas einfällt, wie wir auch diesen Teil des öffentlichen Lebens in einer Weise gestalten können, der eine schnelle Ausbreitung nicht übermäßig fördert.
Ein Heilmittel für den Virus ist denkbar (Remdesivir?), aber wird Monate auf sich warten lassen, bis es in Massen verfügbar ist.
Eine Impfung wird es in diesem Jahr nicht geben, oder erst sehr spät und wohl kaum für große Teile der Bevölkerung.
So, jetzt klinge ich selbst wie der größte Panikmacher, aber um dem entgegenzuwirken, möchte ich betonen, dass ich in einer Frage bei meiner bisherigen Auffassung bleibe: Mundschutz, Desinfektionsmittel und Hamsterkäufe sind nicht nur sinnlos, sie verschärfen vielmehr das Problem.
Ich bleibe optimistisch, und erwarte, dass wir diese Krise mit "Deutscher Gründlichkeit" überstehen werden.